Kleine APS-C-Hybrid-Systemkamera für Fotos und Videos

Die Fujifilm X-M5 belebt die Einsteigerklasse unter 1.000 Euro

2024-10-14 Die Fujifilm X-M5 bringt die Autofokus-Leistung des X-Prozessor 5 mit KI-Motiverkennung in Kombination mit einem 26-Megapixel-Sensor in die Einsteigerklasse. Unter Verzicht auf einen Sucher ist das Gehäuse sehr kompakt. Mit ihrer leistungsfähigen Videofunktion samt 4K60-Streaming via USB-C richtet sich die Kamera auch an Vlogger, ein spezielles Touchinterface erleichtert dabei die Bedienung. WLAN und Bluetooth sind genauso an Bord wie ein Kopfhörer- und Mikrofonanschluss sowie USB-C mit schnellem Datentransfer direkt an Smartphones.  (Benjamin Kirchheim)

Etliche Jahre vernachlässigte Fujifilm seine Einsteigerklasse unter 1.000 Euro. Die X-M1 (2013), X-A7 (2019) oder X-T200 (2020) sind schon längst vom Markt. Doch mit dem zunehmenden Kundenkreis der Vlogger sowie junger Aufsteiger-Kunden vom Smartphone sieht Fujifilm endlich den Markt für eine kompakte, leistungsfähige und leistbare Kamera. Dabei steckt im Inneren der X-M5 im Prinzip die Technik der X-S20, wenn auch ohne Sucher und Bildstabilisator, dafür aber in einem besonders kompakten und leichten Gehäuse. Sogar Zubehör wie der Lüfter für die Gehäuserückwand ist kompatibel. Man muss technisch gesehen beziehungsweise leistungstechnisch praktisch keine Abstriche gegenüber größeren Modellen machen; ganz anders als bei anderen Herstellern, die gerne Funktionen wegsparen, die man gerne gehabt hätte, wie etwa das USB-C-Streaming (Panasonic) oder USB-Laden und beweglicher Bildschirm (Canon).

In dem 11,6 x 6,7 x 3,8 Zentimeter kleinen, mit Akku und Speicherkarte 355 Gramm leichten Kunststoffgehäuse steckt potente Technik. Da wäre in erster Linie der X-Prozessor 5 zu nennen, die aktuelle Flaggschiff-Prozessorgeneration von Fujifilm. Der bringt leistungsfähige Autofokus-Algorithmen samt künstlicher Intelligenz für die Motiverkennung von Menschen, Tieren und "Fahrzeugen" mit. Dabei werden auch Körper, Köpfe und Augen erkannt, zu den Fahrzeugen zählen neben Autos auch Züge, Motorräder und Flugzeuge. Die Basis dafür liefern die Phasen-Messsensoren auf dem 26 Megapixel auflösenden X-Trans-CMOS-Sensor der 4. Generation. Dieser Bildsensor hat sich bereits in vielen Kameras bewährt und bietet einen ausgewogenen Kompromiss aus Auflösung und geringem Rauschen. Die besondere Farbfiltermatrix sorgt für eine hervorragende Farbwiedergabe, wie man sie von Fujifilm kennt.

Das mit der X-T50 eingeführte Filmsimulationsrad ist ebenfalls mit an Bord und bietet Zugriff auf 20 Simulationsmodi inklusive des relativ neuen Reala Ace. 8 Positionen sind fest vorbelegt, 3 lassen sich nach Wunsch belegen, eine Position ist für einen individuell angepassten Modus und eine erlaubt schließlich den Zugriff auf alle 20 Modi per Multifunktionsrad. Obwohl die X-M5 eine Einsteigerkamera ist, muss man nicht auf den vollen Bedienkomfort verzichten. Es gibt zwei Einstellräder, einen Fokusjoystick und ein vollwertiges Programmwählrad inklusive vier programmierbaren Custom-Modi.

Der rückwärtige Touchscreen bietet hingegen "nur" Basisausstattung, die für den Foto- und Videoalltag aber völlig ausreichend ist: 7,5 Zentimeter Diagonale, 3:2 Seitenverhältnis und 1,04 Millionen Bildpunkte Auflösung. Der Touchscreen lässt sich seitlich schwenken und um die eigene Achse drehen. Dabei sind übrigens keine Schnittstellen beziehungsweise die dort eingesteckten Kabel im Weg, denn die Anschlüsse hat Fujifilm über dem Bildschirm (Mikrofonbuchse) beziehungsweise auf der anderen Kameraseite (Micro-HDMI, USB-C und Kopfhöreranschluss) platziert.

Die Rückseite des Bildschirms ist mit einer genarbten Struktur wie bei einer Belederung versehen, besteht aber wie die Gehäuserückwand aus Kunststoff. So kennt man es auch schon von der Nikon Z fc. Klappt man das Display verkehrt herum an, ist es also gut geschützt und die Kamera sieht schick aus. Mangels Sucher ist das allerdings ein reiner Transportschutz. Übrigens schließt das Display schön bündig mit der Rückseite ab, das schaffen auch nicht alle Kamerahersteller.

Nur auf der Vorderseite besitzt die Fujifilm X-M5 tatsächlich eine echte Gummi-Belederung. Ihr Handgriff ist indes recht klein, was die Kamera so flach macht. An der Seite treffen die Kunststoff-Belederungs-Struktur und die echte Gummi-Belederung mittig aufeinander. Optisch sieht man kaum einen Unterschied. Die Schnittstellen etwa besitzen eine Kunststoffklappe mit dieser Struktur. Das Design spiegelt damit den Retro-Style von Fujifilm wider, der auch im Gewinde für den Fernauslöser im Auslöseknopf wiederzufinden ist. Aber auch zum Bluetooth-Stativ-Fernsteuer-Handgriff TG-BT1 ist die X-M5 kompatibel.

Aufgrund des kleinen Gehäuses muss man mit dem kleineren Fujifilm-Akku, dem NP-W126S, vorliebnehmen. Dank des sparsamen Prozessors soll er dennoch für 440 Aufnahmen gemäß CIPA-Standard reichen. Laden lässt er sich via USB-C, worüber auch eine Dauerstromversorgung möglich ist. Im Akkudeckel lässt sich aber sogar eine Aussparung öffnen, um den alten DC-Kuppler samt Netzteil noch verwenden zu können. Fujifilm verkauft den zwar nicht mehr, aber wer einen hat, kann ihn weiterverwenden und passendes Drittanbieterzubehör gibt es auch.

Die X-M5 besitzt noch einen klassischen, mechanischen Verschluss zum Fotografieren, der bis zu 1/4.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten erlaubt. Der elektronische Verschluss ermöglicht sogar bis zu 1/32.000 Sekunde. Mechanisch sind 8 Serienbilder pro Sekunde möglich, elektronisch dagegen sogar 20. Das dürfte für die meisten Action-Motive ausreichen, zumal der Autofokus jeweils nachgeführt wird.

Die Fujifilm bietet aber nicht nur starke Foto-Funktionen, sondern eignet sich auch sehr gut für Videoaufnahmen und zum Vlogging sowie Streaming. Dass man hier keine Abstriche machen muss, zeigt die Möglichkeit, sogar 6K-Raw-Videos extern via HDMI aufzeichnen zu können. Auch F-Log2 für über 13 Blendenstufen Dynamikumfang steht zur Verfügung. Ganz so wild wird es die Zielgruppe vielleicht nicht treiben, schließlich bekommt man kameraintern mit den Filmsimulationsmodi auch ganz individuelle Video-Looks mit 4:2:2 10 Bit hin. Maximal können Videos in 6,2 K Open Gate mit 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Open Gate bedeutet, dass die gesamte Sensorfläche im 3:2-Seitenverhältnis genutzt wird und man später das Video auf ein beliebiges Seitenverhältnis zuschneiden kann.

In 4K-Auflösung sind dann sogar 60 Bilder pro Sekunde möglich, in Full-HD sogar bis zu 240 für Zeitlupen. Der optionale Lüfter FAN-001 kann, wie bereits erwähnt, zur Wärmeabfuhr an die Rückwand geschraubt werden. Das sorgt für längere Aufnahmezeiten am Stück bei hoher Auflösung/Bitrate, vor allem in wärmeren Umgebungen. Fujifilm bietet in der X-M5 aber auch zusätzliche, neue Komprimierungsstufen mit geringerer Bitrate an, was nicht nur für kleinere Videodateien sorgt, sondern auch für weniger Abwärme. Fujifilm verspricht, dass dabei die Qualität kaum sinkt. Das möge jeder selbst ausprobieren, die hohen Bitraten wurden dafür schließlich nicht eingespart.

Neu ist ein drittes Mikrofon auf der Kameraoberseite. Es ermöglicht die Wahl einer Richtcharakteristik. So kann man den Ton wahlweise von vorne, von hinten oder beides aufnehmen (etwa bei einem Interview). Anders als bei anderen Vlog-Kameras gibt es allerdings keinen Mikrofon-Puschel zum Aufstecken. Fujifilm will dafür den Windfilter verbessert haben und bietet mit Steady State eine neue Rauschminderung, die monotone Geräusche herausfiltern soll, wie sie etwa laufende Maschinen, Ventilatoren oder Klimaanlagen produzieren. Dank Mikrofonanschluss über dem Display und Blitzschuh kann man aber auch ein externes Mikrofon mit kurzem Kabel anschließen.

Verbessert hat Fujifilm auch seinen Vlog-Modus mit Touch-Interface. So ist es nun möglich, ein Motorzoom-Objektiv direkt über den Touchscreen zu steuern. Auch für den Produktpräsentationsmodus, die Hintergrundunschärfe und den Porträt-Enhancer gibt es Touch-Direkttasten. Neu ist eine Short-Video-Funktion, die auf Touch-"Tastendruck" ein wahlweise 15, 30 oder 60 Sekunden langes Video im 9:16 Hochformat aufnimmt.

Wie bereits erwähnt, bietet die X-M5 keinen Sensor-Shift-Bildstabilisator. Man ist für Fotos also auf den Bildstabilisator des Objektivs angewiesen. Videografen können hingegen einen digitalen Bildstabilisator zuschalten, der in der X-M5 noch leistungsfähiger ist als bisher. Das sorgt allerdings für einen Crop, der dann mit 1,32-fach bis 1,44-fach etwas höher ausfällt – eben damit der Stabilisator noch effektiver arbeiten kann. Er soll zudem auch den Rolling-Shutter-Effekt minimieren. Neu ist darüber hinaus ein Aktiv-Modus, der beim Gehen noch effektiver arbeiten soll.

Damit die Bilder und Videos schnell auf das Smartphone gelangen, gibt es nicht nur WLAN b/g/n und ac, sondern ganz neu auch eine USB-Direktverbindung zu Apple- und Android-Smartphones für eine noch schnellere Datenübertragung. Die Speicherkarte der X-M5 sitzt übrigens im Akkufach auf der Unterseite, wobei UHS II nicht unterstützt wird, sondern nur SDHC, SDXC und UHS I. Das Stativgewinde sitzt außerhalb der optischen Achse und dicht am Akku/Speicherkartenfach. Kompromisse, die man bei einer so kleinen Einsteigerkamera eingehen muss.

Ab Anfang November 2024 soll die Fujifilm X-M5 zu einem Preis von knapp 900 Euro in Schwarz und Silber erhältlich sein, eine dunkelgraue Version stellt Fujifilm für später in Aussicht. Zusammen mit dem schwarzen XC 14-45 mm Motorzoom-Kitobjektiv steigt der Preis auf knapp 1.000 Euro. Selbst zusammen mit dem diesem Objektiv wiegt die X-M5 unter 500 Gramm, das ist übrigens leichter als die X100VI.


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion