18-Megapixel-Fotos, FullHD-Filme, 19-Punkt-Autofokus
Die neue Highend APS-C-DSLR von Canon heißt EOS 7D
2009-09-01 Aufmerksame Beobachter der internationalen "Gerüchteküche" wussten es schon: Canon stellt mit der EOS 7D eine neue Highend APS-C-DSLR vor. Ein wasser- und staubdichtes Magnesiumgehäuse, ein CMOS-Sensor mit 18 Megapixeln und mit ISO 100 - 12.800, dabei bis zu 8 Bilder/s, gleich zwei Digic-4-Bildprozessoren, ein neuer 19-Punkt-Autofokus, ein neues Belichtungsmesssystem vom Typ dual Layer mit 63 Bereichen, ein 100%-Sucher mit 1,0-fachem Vergrößerungsfaktor und lichtdurchlässigem LCD zur Einblendung von Gitternetz oder Wasserwaage sowie FullHD-Filmaufzeichnung mit voll manueller Steuerung inkl. Empfindlichkeit und Bildwiederholrate sind nur einige der Schlüsseltechnologien, die in der EOS 7D stecken. (Benjamin Kirchheim)
Canons neue Innovationskraft liegt sicher nicht nur an den 5.000 Fotografen, mit denen zusammen die neue Kamera entwickelt wurde, sondern auch an den deutlichen Marktanteilverlusten im DSLR-Sektor, wo Nikon inzwischen gleichauf mit Canon liegt. Die EOS 7D soll dabei eine wahre "Eier legende Wollmilchsau" sein und strotzt nur so an technischer Ausstattung. Sie soll damit eine "Universalwaffe" für die unterschiedlichsten fotografischen Aufgabenstellungen sein und sowohl die Bedürfnisse von anspruchsvollen Amateur- bzw. Hobbyfotografen als auch von Profis bzw. Berufsfotografen erfüllen. Vom Modellnamen sollte man sich dabei nicht irritieren lassen – die EOS 7D hat "nur" einen APS-C-Sensor (Brennweitenverlängerungsfaktor 1,6) und ist in der Hierarchie zwischen der EOS 50D und EOS 5D Mark II einzuordnen, die beide weiterhin erhältlich sind.
Den CMOS-Bildsensor produziert Canon selbst und hat dabei die neuesten Forschungsergebnisse einfließen lassen. Er löst 18 Megapixel auf und hat eine verbesserte Mikrolinsenstruktur, die noch dichter an die lichtempfindlichen Fotodioden herangerückt ist und 100 % der Sensorfläche abdeckt. Neben einer erweiterten Empfindlichkeit von ISO 100 – 12.800 soll sich auch der Dynamikumfang verbessert haben. Damit Staub keine Chance hat, sich am Tiefpassfilter anzuhaften, der sich vor dem Sensor befindet, hat Canon diesen mit einer Fluoridbeschichtung versehen, und zusätzlich wird trotzdem anhaftender Staub mechanisch abgeschüttelt. Der Bildsensor wird über acht Kanäle ausgelesen, und die Bilder werden von zwei Digic-4-Bildprozessoren weiter verarbeitet. Die enorme Rechenleistung ermöglicht es, die Rauschunterdrückung – auch zusammen mit dem rauschärmeren CMOS-Sensor – weiter zu verbessern. So soll das Rauschen bei ISO 6.400 dem Rauschen bei ISO 1.600 mit einem Digic-3-Bildprozessor entsprechen. Bis zu 8 Bilder/s kann die EOS 7D verarbeiten. Bei JPEGs geht ihr nach 126 Aufnahmen die Puste aus, bei RAWs schon nach 15 Bildern. Danach verlangsamt sich die Aufnahmefrequenz entsprechend der Speichergeschwindigkeit der CompactFlash-Speicherkarten. Hierbei wird die höchste UDMA-Geschwindigkeitsklasse von der 7D unterstützt.
Neben Fotos eignet sich die EOS 7D vor allem auch für Videoaufnahmen. Diese werden in FullHD (1.920 x 1.080 Pixel) aufgenommen. Dabei ist praktisch alles manuell steuerbar, Blende, Belichtungszeit, Empfindlichkeit und sogar die Bildwiederholfrequenz. Der Videograf hat die Auswahl zwischen PAL mit 25 Bildern pro Sekunde, NTSC mit 29,97 Bildern/s oder "Kino" mit 23,976 Bildern/s. Wird die Auflösung auf 720p oder VGA runtergeschaltet, zeichnet die 7D sogar 50 Bilder/s bei PAL und 59,94 Bilder/s bei NTSC auf. Die Aufzeichnungslänge ist dabei auf maximal 29 Minuten und 59 Sekunden begrenzt bzw. endet spätestens, wenn die Dateigröße 4 GBytes erreicht. Als Speicherformat kommt das hoch effektive H.264 zum Einsatz, ein MPEG4-Format. Als Speichercontainer dient MOV (Quicktime). Dank dedizierter Videoaufzeichnungstaste ist der Wechsel in den Videomodus sowie das Starten und Stoppen der Aufzeichnung noch einfacher. Mittels Mikrofonanschluss kann Stereoton aufgenommen werden, andernfalls benutzt die 7D ein integriertes Monomikro.
Als erste DSLR verfügt die EOS 7D über einen 100%-Sucher mit 1,0-facher Vergrößerung. Er dürfte damit der größte Sucher bei APS-C-Kameras sein. Statt auswechselbarer Mattscheiben hat Canon ein lichtdurchlässiges LCD eingebaut, womit direkt im Sucher ein Gitternetz oder eine zweiachsige Wasserwaage eingeblendet werden können. Die Wasserwaage zeigt dabei nicht nur, ob der Horizont gerade ist, sondern auch, ob man die Kamera verkippt hat, was stürzende Linien vermeidet. Besonders auch Benutzer der Tilt- und Shift-Objektive werden diese Wasserwaage zu schätzen wissen. Selbstverständlich hat die EOS 7D eine Abblendtaste zur optischen Kontrolle der Schärfentiefe.
Das Belichtungsmesssystem hat einen völlig neuen Sensor verpasst bekommen. Er wurde auf den Namen iFCL (intelligent Focus Colour Luminance) getauft, basiert auf CMOS-Technologie und verfügt über 63 Messfelder. Es handelt sich um einen Dual-Layer-Sensor, der in zwei Lagen auf verschiedene Farben reagiert: Eine ist empfindlich für rotes und grünes Licht, eine für blaues und grünes. Frühere Sensoren haben rotes Licht viel zu sehr betont, was zu Fehlbelichtungen führen konnte. Bei der Messung wird darüber hinaus die Entfernungseinstellung mit berücksichtigt, um das Hauptmotiv optimal zu belichten. Der Benutzer hat die Wahl zwischen Mehrfeldmessung, einer mittenbetonten Integralmessung, einer Selektivmessung auf 9,4 % des Motivs oder einer Spotmessung, die nur 2,3 % berücksichtigt. Die Belichtungszeiten können dabei von 1/8.000 s bis hin zu 30 s reichen, eine Belichtungskorrektur ist in Drittel- oder Halbstufen im Bereich von +/- 5 EV möglich und mit der Belichtungsreihenfunktion kombinierbar, die drei Bilder mit einem maximalen Abstand von je drei Blendenstufen aufnimmt. Ideal also beispielsweise für HDR-Aufnahmen, die man später am Computer zusammensetzen muss.
Auch der Autofokus wurde überarbeitet. Er verfügt nun über 19 Kreuzsensoren, wobei der Mittlere bis F2,8 empfindlich ist. Die Kamera unterscheidet bei manueller Autofokusfeldwahl sogar, ob man im Hoch- oder Querformat fotografiert. Außerdem ist eine Zonen-Messung möglich, die sich auf fünf Autofokusfelder beschränkt. Bis zu einem Lichtwert von -0,5 ist der AF empfindlich. Ein Hilfslicht für noch weniger Licht ist dagegen nur über den internen Blitz realisiert worden, alternativ wird das Hilfslicht eines aufgesteckten Systemblitzgeräts benutzt. Falls Objektive nicht richtig fokussieren (Front- bzw. Backfokus), können für bis zu 20 verschiedene Objektive vom Benutzer Korrekturwerte im Kameraspeicher abgelegt werden.
Als erste EOS integriert die 7D einen Drahtlosblitztransmitter (Speedlite-Transmitter). Damit kann das externe Steuergerät entfallen. Neu ist ebenfalls die Möglichkeit, die Blitzleistung manuell zu regeln, aber auch eine Leistungskorrektur im Bereich von +/- 3 EV ist möglich. Die Ladezeit beträgt lediglich 3 Sekunden, und die Leitzahl ist mit 12 angegeben. Der Ausleuchtwinkel beträgt dabei 15 mm (24 mm entspr. Kleinbild). Die kürzeste Verschlusszeit, die der Blitz synchronisieren kann, beträgt 1/250 Sekunde.
Der Bildschirm der EOS 7D wurde ebenfalls verbessert. Er löst 920.000 Bildpunkte (VGA) auf und misst 3" (7,6 cm) in der Diagonale. Ein neben dem Bildschirm angebrachter Umgebungslichtsensor passt die Bildschirmhelligkeit automatisch an. Ein Betrachtungswinkel von 160° sowie eine verbesserte Ablesbarkeit bei hellen Lichtverhältnissen sollen für mehr Komfort sorgen. Die Luftschicht zwischen Schutzglas und Flüssigkristallanzeige wurde mit einer optischen Flüssigkeit gefüllt, so dass es zu weniger Reflexionen kommt. Darüber hinaus ist das Schutzglas aus einem besonders harten Material, was Kratzern vorbeugen soll. Überhaupt steht Robustheit auf dem "Ritteranzug" der EOS 7D: Das Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist mit Dichtungen verstärkt, um äußeren Einflüssen zu widerstehen. Es ist in einer Güteklasse mit der EOS-1N gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Für eine verbesserte Ergonomie wurden die Bedienelemente vergrößert. Daneben können die Bedienfunktionen individuell angepasst werden, um häufig benutzte Einstellungen schneller im Zugriff zu haben.
Über den Bildschirm ist eine LiveView-Funktion verfügbar. Die manuelle Scharfstellung ist dann mit einer wahlweise 5- oder 10-fach vergrößernden Bildschirmlupe möglich. Ein Kontrast-Autofokus gehört genauso zur Ausstattung wie eine Gesichtserkennung, die Einblendung eines Gitters oder des Live-Histogramms. Neben dem Fokus erfolgt auch die Belichtungsmessung bei LiveView über den CMOS-Bildsensor. Alternativ ist ein Quick Autofokus einstellbar, bei dem der Spiegel kurzzeitig herunterklappt, das Monitorbild aussetzt und die Fokusmessung über die 19 Kreuzsensoren des eigentlichen AF-Moduls erfolgt.
Bei den Schnittstellen verfügt die Canon EOS 7D neben dem Mikrofoneingang (Stereoklinkenstecker) auch über einen HDMI-mini-Ausgang, einen PAL/NTSC-Videoausgang sowie die Anschlussmöglichkeit für den Wireless-Transmitter WFT-E5. Darüber hinaus ist ein Multifunktionsgriff BG-E7 anschließbar, der im Gegensatz zur Kamera zwei statt einem Lithium-Ionen-Akku des Typs LP-E6 aufnimmt. Als weiteres Zubehör sind die Fernauslöser RC-1 und RC-5 verfügbar. Ab Oktober 2009 soll die EOS 7D zu einem Preis von rund 1.650 EUR in den Handel gelangen. Im Set mit dem neuen Objektiv EF-S 18-135mm IS steigt der Preis auf knapp 2.000 EUR. Ab Mitte Oktober ist ein weiteres Bundle mit dem EF-S 15-85mm IS USM für rund 2.300 EUR erhältlich.