Im Westen nichts Neues?
Digital Imaging auf der CES 2007 in Las Vegas
2007-01-16 Die Lumix-Testmodelle bei Panasonic sind auf eine Strandszene gerichtet. Im Sand sitzen hübsche Mädels und lesen gelangweilt Zeitschriften. Wie am Strand eben. Der Unterschied dabei ist nur, dass dahinter der Messewahnsinn tobt, und da ist die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, weltgrößte Consumermesse, ungeschlagen. Verstreut auf mehrere Locations wie das Hilton, das Venetian, das Sands Convention Center und das reguläre Convention Center fanden sich vom 8. bis 11. Januar 2007 über 2.700 Aussteller auf einer Nettoausstellungsfläche von rund 150.000 m² zusammen. Aber wurde die Produktflut auch den Fotofreunden gerecht, oder geht der Bereich im Trubel von Windows Vista und HD-TV, -Camcorder, -Radio usw. unter? Unsere US-Korrespondentin Daniela Schmid hat sich in Las Vegas für digitalkamera.de auf die Suche nach den neuesten Fototrends gemacht. (Daniela Schmid)
Die CES ist riesig, die CES ist gigantisch, und in diesem Gewühl sind sowohl die Kamera- als auch die Zubehörhersteller im ganzen Ausstellungsbereich verstreut. Man muss sich daher etwas anstrengen, Kameraequipment zu finden. Es sind auch nicht alle Hersteller in Las Vegas, die normalerweise etwas für Fotografen zu bieten haben. Aber man findet die, die da sind, wenn auch oft versteckt. Olympus residiert in mehreren Suiten im Hilton, aber deren Produktneuheiten beschränkten sich dieses Jahr auf Voicerecorder. Da gab es also nichts Neues zu sehen. Auch Fujifilm war schwer zu finden. "Es ist wie im Zoo da draußen", sagt Michael Steavenson, Senior Account Executive für Fujifilm von text100, auf die Frage, warum Fujifilm sich in zwei Meetingräume in der Nordhalle zurückgezogen hat und nicht an einem regulären Stand ausstellt. "Wir haben es lieber ruhiger. Die Leute, die für uns wichtig sind, kommen zu lange vorher festgelegten Terminen zu uns. Auf das Laufpublikum müssen wir verzichten, aber das ist nicht so schlimm. Ein paar Besucher kommen trotzdem einfach so vorbei.“ Fujifilm gehört zu der handvoll Fotoherstellern, die zur CES neue Modelle präsentiert haben. Und jetzt ist es wichtig, den Händlern diese in Ruhe zu zeigen. Neu ist, dass die aktuell präsentierten Modelle nun auch SD-Karten akzeptieren. xD bleibt weiter bestehen, denn sonst würden treue Fujifilm- und Olympus-Kunden ärgerlich werden, meint Fujifilm. SD verbreitert aber den potenziellen Kundenstamm. Mit der Face Detection (siehe dk-Meldung vom 04.01.2007 unter weiterführende Links) hat Fujifilm einen weiteren, bereits auf der photokina eingeführten Schwerpunkt für sein Kameramarketing gesetzt. Auf dem Tisch steht eine Familie aus Pappe in zwei Reihen und jeder, der sich für die neuen Modelle interessiert, darf die Technologie mit dieser Familie testen. Und in der Tat, alle zehn Pappgesichter erscheinen in eigenen Kästchen auf dem Kamerabildschirm und können so überprüft werden.
Pentax wird zur PMA in die gleiche Kerbe schlagen. Wir dürfen uns bereits noch im Januar und Februar auf weitere Modelle mit Face Recognition freuen. Zur CES gab es nur das Einstiegsmodell E30, worüber zumindest die PR-Abteilung enttäuscht war. In den vergangenen Jahren gab es beispielsweise das Unterwassermodell Optio WP zur CES. Es hat dort ein gewaltiges Presseecho ausgelöst. Da kann die E30 nicht ganz mithalten, aber dafür kommen ja bald neue Kompaktmodelle. Weitere SLR-Modelle sind vor Herbst nicht zu erwarten. Seit der Umbenennung zur K-Serie und einigen Marketingmaßnahmen läuft bei Pentax der SLR-Absatz zumindest in den USA sehr zufrieden stellend. Das Modell K110D ist zwar noch im Handel, Pentax hat aber keine Reserven mehr. Um auch mit anderen Modellen an diesen Punkt zu gelangen, hat Pentax sich in den "Zoo" der Ausstellungshalle Süd begeben. "Wir haben nur Digital Imaging", sagt Michelle Martin von Pentax, "das müssen wir pushen." In den regulären überfüllten Hallen sind auch Nikon, Casio, Panasonic, Sony und Canon zu finden. Die drei Letzteren haben ihren Schwerpunkt aber nicht auf die Digital Still Cameras gelegt, sondern auf den großen Hype HD. Alle drei Consumer Electronics-Giganten haben eine Reihe von HD-fähigen Camcordern für den gewöhnlichen Anwender vorgestellt. Die Fotokameras gehören natürlich mit an den Stand, und hier findet man zumindest bei Sony Modelle, die in Europa nicht auf den Markt kommen. Für Modelle in Feuerrot, Pink oder Petrol sind wir hier nach Sonys Meinung zu spießig. Anders die Amerikaner. Das pinke Modell der DSC-T10 verkauft sich dort wie warme Semmeln, und an der Rezeption streckt man mir bereits die rote Variante entgegen. "Das ist so toll für Frauen," schwärmt Valerie Motis, Director Corporate Communications von Sony USA. Zur PMA sind weitere bunte Knallbonbons geplant. Auch Kodak und Casio bestätigen, dass Farben zur PMA ein Thema sind. Aber Casio hat in Europa ja bereits früher viele Farben vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt bei Casio ist die Videofunktion der Kameramodelle. Ganz im Stil des Wilden Westens kann man die soeben vorgestellte V7 mit 7-fach-Zoom und Bildstabilisator bei einer Bullriding-Show testen. Zwei nette Cowgirls besteigen abwechselnd den Bullen, ein Weiteres erklärt die Kamera, und nach der Vorführung darf man seinen mit den Testkameras gedrehten Film auf der Großleinwand ansehen. Die meisten Männer kommen mehr wegen der Mädels, aber da der Bulle so langsam ist, gibt es keine Action. Die Mädels bleiben (leider) immer oben sitzen.
Die Meinungen, wie weit die Fotofunktion sich mit anderen Geräten paaren lässt, gehen etwas auseinander. Sony bietet zwar mittlerweile Camcorder mit 6-Megapixel-Fotofunktion, aber die normalen Digitalkameras sind nach wie vor wichtig. "Es ist gut zu wissen, dass ich auch mit dem Camcorder fotografieren kann, aber es wird immer Gelegenheiten geben, wo ich das eine oder andere Gerät brauche. Und das wird auch noch lange so bleiben", sagt Valerie Motis von Sony. Casio und Sanyo sehen das mit der Videofunktion ein bisschen anders. Am liebsten sollen alle Modelle alles können, und die Speicherkapazitäten der Kameras werden dem Videobedarf entsprechend erhöht. Ein Hersteller, der sich etwas über den reinen Fotografieschwerpunkt erhoben hat, ist SanDisk. Die neuen Produkte einschließlich mp3-Player spielen zwar alle Diashows ab, aber das ist nicht der Fokus. Flashkarten wird SanDisk immer im Portfolio haben, und die Kapazitäten und Geschwindigkeiten werden immer weiter steigen. "Wir sind den Kameraherstellern gerne voraus, was die Geschwindigkeit betrifft. Lieber folgen sie uns als wir ihnen", sagt Ken Castle, Senior PR Manager von SanDisk USA. Das Hauptgeschäft liegt aber mittlerweile woanders. In den letzten beiden Jahren hat das Handygeschäft die Fotos überholt, und mit dem neuen 32-Gigabyte Solid State Drive für Laptops stößt SanDisk in weitere bisher nicht abgedeckte Gebiete vor. Das SSD ist kleiner und wesentlich robuster als herkömmliche Festplatten. Und 32 Gigabytes sind erst der Anfang. Laptops der Zukunft werden wohl in den USA ab dem Frühjahr mit einem Slot für das SSD ausgestattet sein, in Europa etwas später. Mit USBTV kommt eine weitere pfiffige Neuheit ins Portfolio. Damit lädt man sich seinen Lieblingsfilm oder seine Sendung vom Rechner über USB auf das Gerät und steckt es am Fernseher an. SanDisk hat sich vorgenommen, alle Bereiche abzudecken, wo tragbarer Speicher gebraucht wird. Und mit der heutigen Elektronikflut ist der Kamerabereich beinahe ein Nebengeschäft. Dass man an Speicherkarten aber immer noch etwas verbessern kann, zeigt ProMax: Die neuen SDHC-Karten sind absolut wasserdicht und temperaturbeständig von minus 25 bis plus 100 Grad Celsius. Eine Runde im kochenden Suppentopf würden die Bilddaten also unbeschadet überstehen. Auch Lexar präsentiert eine SDHD-Karte mit einer Kapazität von 4 Gigabytes im Februar und 8 GBytes später im Jahr. Die Platinum II Memory Cards sind speziell für Fotofreunde konzipiert, die Geschwindigkeit, hohe Kapazitäten und zuverlässiges Arbeiten brauchen. Damit setzt Lexar im Gegensatz zu SanDisk seinen Schwerpunkt sehr wohl noch auf die Fotografie. Aber auch die Handysparte und die Spieleindustrie werden gleichermaßen bedacht.
Sonstiges Zubehör findet sich immer wieder überall in den tummeligen Messehallen verstreut. Lowepro präsentiert seine Taschen, und Manfrotto und National Geographic zeigen ihre letzten Stative. Aber es gibt nichts wirklich Neues. Was auffällt, sind die digitalen Fotorahmen. Die gibt es auch bei Herstellern, die sonst nichts mit Fotografie zu tun haben wie Parrot, Westinghouse Digital oder Digital Spectrum. Kodak hat neben seinen Kameramodellen aus der V-Serie ebenfalls neue digitale Fotorahmen mit auswechselbaren Rahmen vorgestellt. Dies ist die zweite Generation. Vor fünf Jahren, als Kodak seine ersten Rahmen präsentierte, waren sie ihrer Zeit voraus. Aber mittlerweile hängen die Amerikaner sogar ihre Flachbildfernseher im Rahmen auf. Da ist es nur logisch, auch die digitalen Fotos im angemessenen Schmuck an die Wand daneben zu hängen. Was von den vorgestellten Modellen den Weg nach Europa findet und vor allem in welchen Designs, wird spannend. Der Geschmack auf dem amerikanischen Kontinent ist hinsichtlich Schnörkel und Mächtigkeit der Rahmen doch etwas anders orientiert als der Europäische. Dafür ist Europa erst am Beginn der Trendwelle, und so versucht sich beispielsweise der kleine asiatische Hersteller mubi mit seinem Rahmenportfolio zuerst in Europa, da der amerikanische Markt bereits überfüllt ist. Aufgrund der offensichtlichen Popularität der elektronischen Bilderrahmen wird digitalkamera.de demnächst in einer gesonderten Meldung über die in Deutschland erhältlichen Modelle berichten.
Was Fotodrucker betrifft, so bietet die CES kaum Neuheiten. Der einzige Drucker, der gerade eben angekündigt wurde, ist der Epson Stylus Photo 1400 für Fotodrucke bis A3+. Er wird ab Ende Januar für rund 400 EUR im Handel erhältlich sein. Für HP ist der Produktzyklus zwischen den photokina-Modellen und der PMA schon kurz genug. Da gibt man lieber den im September in Köln präsentierten Modellen eine Plattform auf der CES und wartet mit weiteren Ankündigungen bis März. Auch die Direktdrucker von Kodak, Canon, Sony und Co. sind die alten Bekannten. Canon inszeniert sein Portfolio in einer riesigen Show. Die Kameras, Objektive und Drucker sind natürlich immer heiß begehrt, aber das Tanzpaar auf der Showbühne ist eigentlich dazu da, dem Publikum die HD-Camcorder zu demonstrieren. Aber eine gute Show sieht man schließlich gerne, und die CES ist immerhin in Las Vegas, der Mutter aller guten Showdarbietungen. Die einzige Firma, die bei Neuvorstellungen so richtig auf die Pauke haut, ist Samsung. Sieben Modelle sind einsame Spitze (siehe dk-Meldung vom 08.01.2007 unter weiterführende Links). Diese Strategie sichert Aufmerksamkeit. Wir werden erleben, wer sich sonst noch alles aus dem PMA-News-Wust herauslöst und deutlich früher ankündigt, nur um nicht unterzugehen. Samsung hat sich jedenfalls neben den Modellen von Fujifilm, Pentax, Sanyo und Co. Gehör verschafft.
Es gibt also nicht wirklich viel Neues im Westen, aber einige Überraschungen sind immer im Gepäck, und Digital Imaging ist von der CES nicht wegzudenken. Was wäre Sony ohne Cyber-shot oder Panasonic ohne Lumix? Und Las Vegas ist die perfekte Bühne, um sein Portfolio nach der photokina 2006 im Januar 2007 noch einmal der Welt zu präsentieren.