Copyright-Krieg
Drucker-Hersteller machen Front gegen geplante "Drucker-Steuer"
2001-10-29 Die führenden deutschen Drucker-Hersteller Brother, Canon, Epson, Hewlett-Packard, Lexmark, Kyocera Mita und Xerox nahmen während einer Pressekonferenz auf der Computermesse Systems in München erstmals gemeinsam Stellung zu den Plänen der Verwertungsgesellschaften VG-Wort und VG Bild-Kunst, pauschale Urheberrechtsabgaben auf Drucker einzuführen.
Setzten sich die Verwertungsgesellschaften mit ihren Forderungen durch,
drohten – laut Vertreter der Drucker-Industrie – zusätzliche Kosten von
über 1 Milliarde DM pro Jahr. Die Druckerindustrie wäre besonders
betroffen, weil der Verkaufspreis von Druckern der untersten Preiskategorie um
bis zu 30 Prozent steigen würde. Bereits für preisgünstige Farbdrucker
verlangen die Verwertungsgesellschaften etwa 40 Mark, für
Hochleistungsdrucker bis zu 600 Mark.
Die Pläne der Verwertungsgesellschaften, eine pauschale Urheberrechtsabgabe
auf Drucker einzuführen, stößt auch bei den Verbrauchern auf wenig
Gegenliebe; zumal die Mehrzahl der Verbraucher – laut einer aktuellen Umfrage
des SOKO Instituts für Sozialforschung und Kommunikation in Zusammenarbeit mit
TNS-EMNID – offenbar sowieso keine urheberrechtlich geschützte Inhalte
ausdrucken. Die repräsentative Umfrage vom August 2001 fragte ab, wie
viele Personen in welchem Umfang vergütungsrechtlich relevantes Material
drucken. Dabei zeigte sich, dass:
- 50 Prozent der Befragten kein vergütungsrechtlich relevantes Material
drucken;
- 50 Prozent der Befragten nie Bilder, Fotos oder Grafiken, die sie nicht
ausschließlich selbst erstellt haben, drucken;
- 56 Prozent der Befragten nie Beiträge aus Büchern oder Lexika drucken;
- 69 Prozent der Befragten nie redaktionelle Beiträge aus Zeitungen oder
Zeitschriften drucken.
Die Behauptung der Verwertungsgesellschaften, mit allen Druckern in
Privathaushalten würde vergütungsrechtlich relevantes Material in
nennenswertem Umfang kopiert, ist somit – laut Vertreter der Drucker-Industrie
– erwiesenermaßen falsch. Das Umfrageergebnis beweise das Gegenteil. Die
Drucker-Unternehmen kündigten für die nächsten Monate intensive Gespräche
mit Politik und Meinungsbildnern an, um auf die gravierende Gefährdung ihrer
Wirtschaftlichkeit in Deutschland aufmerksam zu machen. Gefordert wird ein
Umdenken der Politik: weg von der ungerechten pauschalen Abgabe – hin zur
Unterstützung digitaler Vertriebs- und Vergütungsmodelle für Autoren und
Künstler (Digital Rights Management). Digitale Rechteverwaltung, lasse schon
heute abgestufte und individuelle Regelungen für die Nutzung von Inhalten zu.
Journalisten und Verlage, Musiker und Plattenfirmen könnten ihre Produkte wie
Bücher, Magazine, Tageszeitungen bis hin zu einzelnen Videoclips online
vertreiben und das wesentlich kundenorientierter als es mit analogen
Technologien je möglich war. Kunden könnten einzelne Artikel erwerben oder
ganze Bücher und Zeitschriften nach ihren Wünschen zusammenstellen. Auch die
Verwertungsgesellschaften erhielten neue Aufgaben und könnten die wichtige
Rolle von Lizenzierungs- und Vergütungsinstanzen für Autoren und Rechteinhaber
wahrnehmen. Pauschale Abgaben würden dadurch nicht nur überflüssig; ihre
Einführung würde die Entwicklung des Internet zu einem tragfähigen
Vertriebsweg nachhaltig behindern.