Elektronischer "Verbandkasten"

DxO Optics Pro-Bildkorrektursoftware jetzt erhältlich

2004-05-25 Im Rahmen der Eröffnung des hauseigenen Online-Shops hat die Firma DO Labs am Montag ihre Bildkorrektursoftware DxO Optics Pro zum Verkauf freigegeben. Der weitgehend automatisch funktionierende "elektronische Verbandkasten" für Bilder von Digitalkameras nimmt sich gezielt der Korrektur typischer Bildfehler wie Verzeichnungen, Vignettierungen, Unschärfen und Farbsäumen an.  (Yvan Boeres)

   DOLabs DXO Optics Pro-Logo [Foto: DOLabs]
 

Zwar gab es auch schon vorher kleine Software-Werkzeuge (siehe digitalkamera.de-Fototipp vom 17.05.2004), die zum Teil das gleiche bewerkstelligten – aber eben nur zum Teil und meistens auch auf umständlichere Art und Weise. DxO Optics Pro soll dagegen weitgehend automatisch und gerätebezogen arbeiten. So setzt sich das Programm eigentlich aus drei Komponenten zusammen: dem Kernprogramm, dem Kamera-Modul und dem Objektiv-Modul. Das Kernprogramm bzw. die so genannte DxO Correction Engine übernimmt die Berechnung der Korrekturen und verwaltet die Benutzeroberfläche sowie die übergeordneten Bildverarbeitungsbibliotheken. Dieses Programm erweitert der Benutzer je nach Bedarf und/oder Zusammensetzung seiner Fotoausrüstung um entsprechende Kamera- und Objektivmodule. Die gerätespezifischen Module enthalten die "Profile" der jeweiligen Kamera und des damit verwendeten Objektivs d. h. sie beschreiben die Grundeigenschaften bzw. die charakteristischen Schwächen der verwendeten Kamera/Objektiv-Kombination. Aufgrund der in diesen Modulen enthaltenen Korrektur-Informationen (Verzeichnung, Vignettierung, Unschärfe, Farbsäume) und der EXIF-Bilddaten (eingestellte Brennweite, Blende, ISO-Lichtempfindlichkeitsstufe usw.) kann die Correction Engine dann gezielt die entsprechenden Korrekturen ausführen. Die Korrekturen finden dabei auch begrenzt und kontextbezogen statt. So macht es zum Beispiel keinen Sinn, detailarme Bildpartien wie z. B. wolkenlosen Himmel nachzuschärfen, was nur das Bildrauschen stärker betonen würde. DxO Optics Pro soll demnach nur Bildteile bearbeiten, die einen Eingriff auch nötig haben und passt zudem die Stärke der Korrekturen dem Ausmaß des entsprechenden Bildfehlers an. DxO Optics Pro ist übrigens nicht mit dem DxO Analyzer zu verwechseln, einem teilweise mit dem von uns verwendeten DCTau-Testverfahren konkurrierenden Messsystem für Kameratests, das ebenfalls von DO Labs vertrieben wird.

Vom Benutzer her sind bei der Verwendung von DxO Optics Pro keine Eingriffe nötig. Selbst bei Verwendung unterschiedlicher Kamera/Objektiv-Kombinationen erkennt die Software diese anhand der EXIF-Daten und verwendet – so fern diese vorhanden sind bzw. dazugekauft wurden – die passenden Profile bzw. Module. Man braucht lediglich die Bilder zu markieren, die der "Schönheitsoperation" unterzogen werden sollen und auszuwählen, welche Korrekturen stattfinden sollen; den Rest erledigt DxO Optics Pro von selbst und verarbeitet die Bilder auch stapelweise mit einer Geschwindigkeit von ca. 2 Megapixeln pro Sekunde bei Verwendung eines Rechners mit Pentium-4-Prozessor. Ganz so teuer wie der Besuch bei einem plastischen Chirurgen ist DxO Optics Pro zwar nicht, aber auch hier hat die Schönheit (der Bilder) ihren Preis. So schlägt die Correction Engine, die derzeit auf die Verarbeitung von Bildern im JPEG-Format beschränkt ist (eine RAW/16-bit-Version ist für die Photokina geplant), mit rund 50 US-Dollar zu Buche; dazu kommen die Preise für die Kamera- und Objektiv-Module. DO Labs, die als europäische bzw. französische Firma beschämenderweise keine Euro-Preise kennt, verlangt zum Beispiel für die Kameramodule rund 50 US-Dollar bei einem DSLR-Einsteigermodell (Canon EOS 300D, Nikon D70 o. ä.), 70 US-Dollar bei einem DSLR-Mittelklassemodell (Canon EOS 10D, Nikon D100, Fujifilm FinePix S2 Pro o. ä.) und bis zu 120 US-Dollar bei einem DSLR-Profimodell. Bis auf die Kit-Objektive der Einsteiger-DSLRs von Canon und Nikon, bei denen das Objektiv-Modul rund 30 US-Dollar kostet, setzt DO Labs einen Basispreis von rund 100 US-Dollar für alle anderen Objektivmodule an. Wer aber bis zum 30. Juni seine Bestellung abgibt, profitiert von einem Einführungs-Preisnachlass von 25 Prozent.

Wie es aufmerksamen digitalkamera.de-Lesern bestimmt schon aufgefallen ist, war in diesem Artikel ausschließlich die Rede von Kameras und Objektiven (eine komplette Liste aller verfügbaren Kamera- und Objektiv-Module findet man über die weiterführenden Links am Ende dieser Meldung). Kameras mit fest eingebautem Objektiv (Kompaktdigitalkameras bzw. Prosumer-Kameras) bleiben nämlich vorerst außen vor. DO Labs teilte uns auf unsere telefonische Anfrage mit, dass man eine hauptsächlich auf Profis ausgerichtete Verkaufsstrategie führe und dass zwar später das Angebot auf integrierte Digitalkameras erweitert werden solle, aber die digitalen Spiegelreflexkameras Priorität hätten. Einen konkreten Zeitpunkt für die Erweiterung des Angebots gibt es noch nicht. Nichtsdestotrotz werden wir DxO Optics Pro demnächst einem ausführlichen Test unterziehen; mehr zu dieser interessanten Software also demnächst auf unseren Seiten.

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