Retro-Vollformat

Edle Nikon Z f kommt mit Messing-Einstellrädern

2023-09-20 Mit der Nikon Z f stellt der japanische Kameraspezialist eine Vollformat-Version seiner Retro-APS-C-Systemkamera Z fc vor. Man könnte aber auch sagen, dass die Technik einer zukünftigen Z 6III erstmal in ein von der analogen Spiegelreflexkamera FM2 inspiriertes Retrogehäuse verpackt wurde. Dabei ist dieses Gehäuse richtig hochwertig verarbeitet und wurde ergonomisch und haptisch gegenüber der Z fc deutlich aufgewertet. Zudem kommen neben einem neuen Vollformat-Sensor mit 24 Megapixeln Auflösung auch der aktuelle Bildprozessor Expeed 7 samt Autofokus-Algorithmen der Z 8 und Profikamera Z 9 zum Einsatz.  (Benjamin Kirchheim)

Mit der Z f hat Nikon wahrlich eine einzigartige Kamera geschaffen, denn sowohl das Äußere als auch die Technik im Inneren sind absolut hochwertig und auch der Preis von rund 2.500 Euro ist fair. Die Z f ist eine Digitalkamera, die man gerne in die Hand nimmt, die einfach Spaß macht und zuverlässig funktioniert. Davon konnten wir uns bereits bei einem ersten Hands-On überzeugen. Auch wenn die Technik aktuell beziehungsweise teilweise sogar besser als in bisherigen Nikon-Kameras ausfällt und in einem Punkt sogar sämtliche Konkurrenz aussticht, müssen doch einige kleinere Kompromisse eingegangen werden.

Im Inneren steckt ein neuer, 24 Megapixel auflösender Vollformat-CMOS-Sensor. Dieser besitzt 299 integrierte Phasen-AF-Sensoren, die sich über einen weiteren Bereich erstrecken als bei allen bisherigen Z-Vollformatkameras: Horizontal werden 96 Prozent des Bildbereichs abgedeckt, vertikal sind es 89 Prozent. Hinzu kommt eine große Besonderheit: Die Autofokus-Sensoren können unabhängig von den Fotodioden belichtet werden. Das bedeutet, dass die Sensoren immer genügend Licht bekommen, egal wie die Belichtung eingestellt ist. Absolut konkurrenzlos ist der Low-Light-AF, der dadurch bis -10 EV funktionieren soll. Der Standard-Empfindlichkeitsbereich reicht von ISO 100 bis 64.000, mit Erweiterung (Lo 0.3 bis Hi 1.7) sind ISO 50 bis 204.800 möglich.

Beim Bildprozessor handelt es sich um die aktuelle Generation Expeed 7, die vor allem dem Autofokus auf die Beine hilft. Hier kommen die Algorithmen und Erkennungsfunktionen der Nikon Z 8 sowie der Profikamera Z 9 zum Einsatz. Der Autofokus erkennt Menschen, Köpfe, Gesichter, Augen (auch von der Seite), Tiere, Tieraugen, Vögel, Vogelaugen und diverse "Fahrzeuge", etwa Autos, Motorräder, Flugzeuge und Züge. Neu ist die Möglichkeit, die Motiverkennung bei manuellem Fokus aktivieren zu können. Zudem lassen sich die 299 AF-Felder individuell konfigurieren. Insgesamt zehn AF-Bereichsmodi stehen zur Verfügung. Die Erkennungsfunktionen arbeiten selbstverständlich auch im Tracking-Modus, wobei hier das 3D-Tracking von Nikon zum Einsatz kommt.

Die Serienbildfunktion erreicht knapp acht Bilder pro Sekunde mit mechanischem Verschluss, der übrigens sanft und leise ist und einen sehr schönen "Klang" besitzt. Zudem soll der Verschluss sehr langlebig sein, mindestens 200.000 Auslösungen verspricht Nikon. Mit elektronischem Verschluss sollen wahlweise 14 oder 30 Bilder pro Sekunde möglich sein, inklusive Pre-Aufnahme bis zu eine Sekunde vor dem vollständigen Drücken des Auslösers.

Eine erhebliche Verbesserung bietet der Sensor-Shift-Bildstabilisator. Nikon verspricht nun bis zu acht Blendenstufen längere Belichtungszeiten nach CIPA-Standard. Doch das ist nicht die einzige Premiere des IBIS (In Body Image Stabilization) bei Nikon: Der Bildstabilisator kann den Bereich des aktiven Autofokus-Felds bei der Stabilisation priorisieren. Laut Nikon arbeitet ein Bildstabilisator immer nur in einem kleinen Teilbereich der Sensorfläche wirklich optimal, normalerweise ist das die Bildmitte. Doch der Bildstabilisator der Z f kann auch den Autofokus-Bereich priorisieren, was sehr sinnvoll erscheint, denn nicht immer liegt das Hauptmotiv in der Bildmitte.

Als dritte Premiere bietet die die Z f erstmals bei Nikon einen High-Resolution-Modus, der sogar verschiedene Aufnahmeoptionen parat hat: Ein Modus erlaubt vier Aufnahmen, die um jeweils einen Pixel verschoben sind. Dadurch kann die Farbinterpolation entfallen und man erhält 24 Echtfarb-Megapixel (so wie bei Pentax). Der zweite Modus arbeitet mit acht Aufnahmen, wobei die Verschiebung zwischen den Aufnahmen einen halben Pixel beträgt. Das steigert die Auflösung auf 96 Megapixel und reduziert gleichzeitig das Rauschen, aber es findet eine klassische Farbinterpolation statt (so ähnlich kennt man das von Olympus beziehungsweise nun OM System).

Dann gibt es noch einen Modus mit 16 Aufnahmen, wobei jeweils um einen halben und einen Pixel verschoben wird. Das Ergebnis: 96 Megapixel ohne Farbinterpolation (so kennt man das beispielsweise aus der Fujifilm GFX100 II). Der vierte Modus nimmt 32 Fotos auf, die dann alles vereinen: 96 Echtfarb-Megapixel mit geringerem Rauschen. Für alle Modi gilt: Sie funktionieren nur bei statischen Motiven und vom Stativ, sind also für Studioaufnahmen sowie Still-Life-Aufnahmen geeignet, nicht aber für Landschaften, Porträts oder ähnliches. Ein weiterer Wermutstropfen: Das Zusammensetzen der Aufnahmen ist sehr rechenintensiv, so dass sie nur mit einer Software von Nikon am PC verrechnet werden können, kameraintern klappt das hingegen nicht.

Das Gehäuse der Nikon Z f besteht teilweise aus einer Magnesiumlegierung. Zudem ist es gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, auch am Akku- und Speicherkartenfach. Nikon verspricht sogar einen "Frostschutz", allerdings nur bis 0 °C. Der Bildsensor verfügt über denselben Staubschutz wie die Nikon Z 9. Das Gehäuse ist mit einer großzügigen, genarbten Gummibelederung versehen. Gehäuse und Belederung sind schwarz; bei Nikon direkt kann man aber sogar noch sechs alternative Belederungsfarben bestellen, die nicht so grell sind wie bei der Z fc, sondern schön dezent. Bordeaux-Rot, Indigo-Blau, Sepia-Braun, Sonnenuntergang-Orange, Moos-Grün und Stein-Grau stehen zur Auswahl.

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