Leistungsstarker Bild-Co-Prozessor für erhöhte Serienbildleistung
Enträtselt: Der neue Front-End LSI von Sony erklärt
2016-10-19 Mit der Alpha 99 II führte Sony im September auf der Photokina 2016 den neuen Front-End LSI ein. Der Chip verhilft der SLT trotz der enormen Auflösung von 42 Megapixeln zu sagenhaften 12 Serienbildern pro Sekunde, die die Systemkamera für stattliche fünf Sekunden aufrechterhalten kann. Auch die beiden Neuvorstellungen Alpha 6500 und RX100 V der vorletzten Woche verfügen über diesen Spezialchip und erreichen ebenfalls enorme Serienbildleistungen. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem kryptischen Begriff? Wir haben bei Sony Europa nachgefragt. (Benjamin Kirchheim)
Der neue Front-End LSI von Sony ist der "starke Arm" des Bionz X. Er bietet eine schnelle Datenverarbeitung und vor allem einen großen Pufferspeicher für lang anhaltende Serienbildaufnahmen. [Foto: Sony]
Alle drei Kameras verfügen weiterhin über den leistungsfähigen Bildprozessor Bionz X, der die Hauptarbeit übernimmt. Dieser Prozessor ist sozusagen das Gehirn der Digitalkamera. Der Name des neuen Chips Front-End LSI setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Der Begriff LSI stammt aus dem Chip-Design und ist eigentlich schon recht alt; definiert wurde er Mitte der 1970er Jahre. Früher teilte man Mikrochips in ihren Integrations- beziehungsweise Komplexitätsgrad ein, also wie viele Transistoren die Chips besitzen. LSI steht für "Large Scale Integration" mit einigen tausend Transistoren und ist angesichts heutiger Prozessoren mit bis zu über 500 Millionen Transistoren nichts Besonderes mehr; eigentlich ist der Begriff heutzutage recht bedeutungslos. Es ist auch davon auszugehen, dass sich wesentlich mehr Transistoren (einige Millionen) auf dem Chip befinden, das LSI also nicht wirklich für die tatsächliche Anzahl der Transistoren steht.
Front-End steht dafür, dass der Chip "an der Front", also direkt hinter dem Bildsensor, angeordnet ist. Das digitale Bild, das der Sensor liefert, wandert zuerst in den Front-End LSI, bevor es an den Bionz X weitergereicht wird. Den Front-End LSI kann man als "starken Arm" des Bionz X verstehen. Der Chip besitzt einen doppelt so großen Puffer wie der Bionz X, insgesamt verdreifacht sich somit der Pufferspeicher. Der Front-End LSI ist in der Lage, innerhalb kürzester Zeit enorme Datenmengen aufzunehmen, aufzubereiten und zwischenzuspeichern. Bei der Bildaufbereitung übernimmt der Front-End LSI zudem die Aufgabe der Rauschunterdrückung, wodurch er nicht nur für eine hohe Serienbildleistung der Kameras, sondern auch für eine bessere Bildqualität bei hohen ISO-Empfindlichkeiten sorgen soll. Die Rauschunterdrückung arbeitet dabei abhängig vom Bildinhalt und geht in Bereichen mit Details weniger aggressiv zur Sache als in monotonen Flächen. Das ist schon das ganze Geheimnis. Zu welcher Serienbildleistung der Front-End LSI den drei neuen Sony-Kameras verhilft, ist den Bildunterschriften zu entnehmen.
Bei 24 Bildern pro Sekunde mit 20 Megapixeln Auflösung schafft die Sony DSC-RX100 V dank des Front-End LSIs gut 150 Aufnahmen am Stück, egal ob in Raw, JPEG oder beidem gleichzeitig. [Foto: Sony]
Die Sony Alpha 6500 nimmt dank des Front-End LSIs über 300 Serienbildaufnahmen am Stück auf. Die maximale Serienbildrate liegt aber "nur" bei 11 Bildern pro Sekunde. [Foto: Sony]
12 Serienbilder pro Sekunde bei 42 Megapixeln Auflösung muss erstmal jemand der Sony Alpha 99 II nachmachen. Dank des Front-End LSIs sind über 60 Bilder am Stück in JPEG möglich (54 in Raw). [Foto: Sony]