Digitalkameras und Drucker im Farbenrausch
Epsons Print Image Matching Technologie in der Praxis
2001-07-18 Mittlerweile unterstützen rund ein Dutzend Digitalkamerahersteller Epsons Print Image Matching Technologie, die eine originalgetreuere Farbreproduktion von Digitalkamerabildern auf entsprechend kompatiblen Druckern verspricht. Mehr als die Hälfte dieser Hersteller haben bereits PIM-kompatible Kameras auf den Markt gebracht und ein erster PIM-kompatibler Drucker stellt Epson mit dem Stylus Photo 895 zur Verfügung. Grund genug für die digitalkamera.de-Redaktion, die PIM-Technologie in der Praxis zu testen, um zu erfahren, ob diese neuartige Technologie tatsächlich bessere Resultate verspricht. (Yvan Boeres)
|
|
In der Theorie klingt das natürlich recht gut, aber wie sieht es in der
Praxis aus? Sind die mit PIM-kompatiblen Geräten aufgenommenen und ausgedruckten
Fotos tatsächlich "farbechter"? Wir wollten der Sache auf den Grund
gehen und haben uns bei Epson ein Testexemplar des neuen PIM-kompatiblen
Tintenstrahldruckers Stylus Photo 895 besorgt, um diesen mit verschiedenen neuen
Digitalkameras zu testen. Dieser Drucker unterstützt nicht nur die
PIM-Technologie, sondern kann – dank eingebautem Speicherkarten-Einschub und
optionalem aufsteckbarem LCD-Farbbildschirm – auch Fotos ohne Mithilfe eines PCs
ausdrucken. Zur Hand hatten wir drei PIM-kompatible Kameras: eine Epson PhotoPC 3100Z (die uns ebenfalls freundlicherweise von Epson zur Verfügung gestellt
wurde), sowie eine Sony DSC-S75 und eine Sony DSC-S85.
|
|
Der Testablauf war eigentlich ziemlich einfach. Verschiedene Motive (das von
Imaging-One bekannte Holstentorbild, ein Table-Top-Aufbau mit Farbtafel, ein
Naturbild mit Farbtafel und menschlicher Hand) wurden abfotografiert. Die dabei
entstandenen Bilddateien wurden auf dem Rechner ausgelesen und einmal
unmodifiziert auf der Karte belassen und einmal in einem
Bildverarbeitungsprogramm geöffnet und ohne weitere Veränderung in der
geringstmöglichen JPEG-Kompressionsstufe als Kopie auf die Karte geschrieben.
Durch den wiederholten Speichervorgang gehen bekanntlich die EXIF-Informationen
verloren; durch die geringe Kompression bleibt das Bild darüber hinaus
praktisch unversehrt. So hatten wir auf der Speicherkarte zwei nahezu identische
Bilder: Einmal die Originaldatei mit EXIF-Bildinformationen und einmal eine
Kopie des Originals ohne EXIF-Bildinformationen. Die Speicherkarte wurde
anschließend in einen PC-Card-Adapter eingesteckt, der seinerseits in den
entsprechenden Speicherkarten-Einschub des Druckers eingeschoben wurde. Dann
wurden beide Bilder in der höchstmöglichsten Qualität auf Epson
S041287-Foto-Hochglanzpapier gedruckt. Man kann zwar die Print Image
Matching-Funktion auch auf dem Drucker per Knopfdruck ausschalten, aber als
notorisch misstrauische Menschen (bei Journalisten wohl eine Berufskrankheit)
haben wir lieber selbst "Hand angelegt" und uns auf die ohne
EXIF-Header gespeicherte Bildversion verlassen.
|
|
Die Unterschiede zwischen PIM und "nicht PIM" sind mit bloßem Auge
erkennbar und fielen mit allen drei Digitalkameras sehr ähnlich aus. Die ohne
PIM gedruckten Bilder wirkten blasser; die Farben weniger gesättigt. Auch waren
einige sehr helle Bildpartien weniger gut durchzeichnet als bei den Bildern,
die mit PIM-Informationen ausgedruckt wurden. Die mit PIM gedruckten
Bilder wirken ihrerseits etwas "dichter" und die Farben waren stark
bis sehr stark (manchmal vielleicht sogar etwas unnatürlich stark) gesättigt.
Ob man nicht das gleiche Resultat erzielen würde, wenn man mit einem
Bildverarbeitungsprogramm die Dichte und die Farbsättigung etwas erhöhen
würde, sei dahingestellt. Eine akkuratere Wiedergabe der Farben bzw. einen
größeren Farbumfang konnten wir anhand der Testbilder jedoch nicht
feststellen. Von einer akkuraten Farbwiedergabe kann überhaupt nur am Rande die
Rede sein: Die Farben unseres Farbkeils auf den Bildern stimmen nicht mit der
Realität überein – weder mit noch ohne PIM. Man muss also davon ausgehen, dass,
auch wenn die Print Image Matching-Funktion akkurat arbeitet, die Verfremdung bereits
auf Kameraebene stattfindet. Im Klartext: Der Drucker druckt vielleicht die
Bilder tatsächlich genauso wie die Kamera sie aufgenommen hat – was aber
nicht automatisch und zwangsläufig bedeutet, dass die Kamera die Farben richtig
aufgenommen hat. Wer sich also von Print Image Matching eine erhöhte Farbtreue
verspricht, wird nur dann sein Glück finden, wenn die Kamera selbst eine gute
Farbneutralität und -echtheit aufweisen kann. Das ist aber bei den wenigsten
Kameras der Fall.
Damit wollen wir aber nicht sagen, dass PIM nutzlos ist. Die Print Image
Matching-Technologie ist ein interessanter Ansatz und wird – je nachdem, ob die
PIM-Informationen verwertet wurden oder nicht – unterschiedliche Resultate zu
Tage bringen. Die PIM-"bereicherten" Bilder kann man als
"schmeichelhafter" bezeichnen, weil die Farben kräftiger sind und
wegen der hohen Dichte auch nicht so "ausgewaschen" erscheinen. Das
bedeutet jedoch keineswegs, dass die Bilder deshalb automatisch der Realität
entsprechen. Erfreulicherweise hat der Benutzer die Möglichkeit, auf dem
Drucker die PIM-Unterstützung per Knopfdruck außer Kraft zu setzen. Man sollte
also gleich zu Anfang einige Testbilder, einmal mit PIM und einmal ohne, machen
und sich dann entscheiden, ob man von dieser Funktion Gebrauch machen möchte
oder nicht. Der persönliche Geschmack entscheidet! PIM ist insofern nicht
unbedingt ein Kaufargument, aber falls eine Kamera PIM-Unterstützung anbietet,
ein "nettes" Extra, von dem man bei Bedarf und Vorhandensein eines
PIM-fähigen Druckers Gebrauch machen kann.