Größenwahn im Pixellager
Erste 16-Megapixel-CCDs für morgen?
2000-09-22 Mit Trommeln und Paukenschlag berichten fast alle Medien derzeit über den neuen 16,8-Megapixel-Bildwandler der amerikanischen Firma Foveon. Allerdings sind solche spektakulären Auflösungen vorerst nur professionellen Digitalkameras und Scannern vorbehalten, so daß bei den Amateur-Pixelfotografen die Euphorie schnell wieder der Nüchternheit Platz macht. (Yvan Boeres)
Auf dem Papier sehen die
technischen Daten des neuen Foveon CMOS-Bildwandlers vielversprechend aus: 16,8
Millionen Bildpunkte (4.096 x 4.096 Pixel), Sensorfläche
22 x 22 Millimeter, Nennempfindlichkeit 100 ISO, elektronischer
Verschlußzeitenbereich 2 bis 1/8.000 Sekunden und verwaltbarer Kontrastumfang
von 10 Blenden. Der CMOS-Sensor, der von Foveon und dem Halbleiter-Hersteller
National Semiconductor Corporation zusammen entwickelt und hergestellt wird,
soll genau wie der CMOS-Bildwandler der Canon EOS D30 die
angeborenen Schwächen von CMOS-Sensoren (hauptsächlich Bildrauschen) im
Gegensatz zu konventionellen CCD-Sensoren nicht besitzen. Im Gegensatz zu
herkömmlichen CCD-Bildwandlern (Charged Coupled Device) werden bei
CMOS-Sensoren die Bildinformationen nicht zeilenweise, sondern für jedes
einzelne Pixel (Pixel = Abkürzung für Picture Cell oder auch Picture Element)
ausgelesen. So ist der Signalverlust bei CMOS-Sensoren viel geringer als bei
CCDs. CMOS-Bildwandler haben noch einige andere Vorteile: Während bei CCDs
separate Komponenten für Signal-Verstärkung, -Verarbeitung und -Speicherung
benötigt werden, sind zumindest die Verstärker bei CMOS-Sensoren in
jedem einzelnen Pixel untergebracht. CMOS-Sensoren verbrauchen außerdem weniger
Strom (20 bis 50 Milliwatt gegenüber 2 bis 5 Watt bei CCDs), sind schneller und
(für den Hersteller ganz besonders wichtig) einfacher und kostengünstiger
herzustellen als CCD-Bildwandler. Einige CMOS-Verfechter gehen davon aus, daß
CMOS-Sensoren den CCDs in den nächsten Jahren den Rang ablaufen werden.
Im Vergleich zu gegenwärtigen CMOS-Sensoren (0,35 bis 0,5 Mikrometer) wird
der Foveon/National-CMOS-Sensor im 0,18-Mikrometer-Prozess hergestellt. Somit
konnten nicht weniger als 70 Millionen Transistoren auf der CMOS-Fläche
untergebracht werden. So vielversprechend sich auch die CMOS-Technologie
anhört, werden noch einige Jahre vergehen, bis hochwertige CMOS-Sensoren
(minderwertige CMOS-Sensoren werden heute schon in Billig-VGA-Digitalkameras
eingesetzt) in Comsumer-Digitalkameras Einzug finden. Foveon geht nämlich davon
aus, daß ihr Produkt vorerst nur in professionellen Produkten (Digitalkameras,
Scanner usw.) der gehobenen Preisklasse eingesetzt werden. Erst danach soll auch
der "Massenmarkt" damit beliefert werden. Kodak hatte bereits vor
einem Monat angekündigt,
seinen neuen 16-Megapixel CCD-Bildwandler zu vermarkten; auch hier geht man
davon aus, daß in erster Zeit nur professionelle Produkte davon Gebrauch machen
werden. Wer sich trotzdem einen Eindruck von der Bildqualität des Foveon
CMOS-Sensors machen möchte, kann einer Demonstration des neuen Bildwandlers
(mit dem Prototyp einer entsprechend ausgestatteten Digitalkamera) auf dem
Foveon-Stand (Halle 10.1 Gang A Stand 041) während der Photokina
beiwohnen.