First Look
Erste Erfahrungen mit der Olympus E-500
2005-10-26 Bei einem Fotoworkshop hatte digitalkamera.de die Gelegenheit, die neue digitale Spiegelreflexkamera Olympus E-500 kennen zu lernen. Für einen kompletten Test mit entsprechenden Messreihen für Geschwindigkeit und Blitzleitzahl reichte die Zeit nicht, wir nutzen aber die Gelegenheit für einen "First-Look"-Erfahrungsbericht, der Interessenten bis zum Labortest schon einen Eindruck vermittelt, der deutlich über die zur Produktvorstellung bekannten Informationen hinaus geht. (Jan-Markus Rupprecht)
Die
Olympus E-500 löst im November die Olympus E-300 ab, die dann knapp ein Jahr
lang die Einsteigerkamera des Olympus E-Systems war und mit ihrem
"Kompaktkamera-Design" nicht den Geschmack jedes DSLR-Interessenten traf.
Eine Nachfolgerin der professionellen, aber nach heutigen Maßstäben in
verschiedener Hinsicht doch sehr in die Jahre gekommenen E-1 ist vorerst
nicht in Sicht. Etliche in den letzten Monaten neu vorgestellte hochklassige
Objektive lassen keinen Zweifel daran, dass die
Olympus-Entwicklungsabteilung an einer solchen Profikamera arbeitet, aber
die Messlatte wurde von der Konkurrenz mittlerweile sehr hoch gelegt, und
Olympus kann es sich kaum erlauben, Kompromisse zu machen. So soll
inoffiziellen Aussagen und Gerüchten zufolge die Vorstellung einer
E-1-Nachfolgerin erst zur Photokina 2006 erfolgen. Vorerst müssen
Olympus-Fans und E-System-Anhänger also mit der E-500 vorlieb nehmen, die
zwar im Einsteigersegment angesiedelt ist, aber im Vergleich zur E-300 einen
großen Schritt hin zu einer "richtigen" Spiegelreflexkamera gemacht hat.
Dafür sorgt hauptsächlich der Penta-Dachkantspiegel, der mit seinem
typischen "Höcker" für einen authentischen SLR-Look sorgt.
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Die Auflösung der E-300 war und ist mit 8 Megapixeln in der Einsteigerklasse
mehr als konkurrenzfähig. So verwundert es nicht, dass auch die E-500 den
gleichen Full Frame Transfer CCD-Sensor wie die E-300 verwendet. Allerdings
erhielt der Sensor einen neuen so genannten "Hybrid-Type"
Infrarot-Sperrfilter, der für bestmögliche Farbwiedergabe insbesondere im
Bereich der blauen Farben sorgt. Das besondere an diesem Filter ist seine
extrem steilflankige Charakteristik, d. h. es wird wirklich nur das
unerwünschte Farbspektrum herausgefiltert, während alle erwünschten Farben
den Filter ungehindert passieren können. Kein Licht-, sondern ein
Staubfilter stellt der Supersonic Wave Filter dar, der vor dem CCD-Sensor
angebracht ist und bei jedem Einschalten der Kamera einen kurzen Stromimpuls
erhält, um beim Objektivwechsel möglicherweise ins Innere der Kamera
geratene Staubpartikel abzuschütteln, damit diese die Bildqualität nicht
beeinträchtigen können. "Operative Eingriffe" mittels Reinigungswerkzeugen
auf dem empfindlichen Bildsensor sind für Olympus-Kunden also kein Thema.
Bei dem "TruePic Turbo" getauften Bildverarbeitungsprozessor kommt
in der
E-500 die "Generation 2" zum Einsatz. Der weiter entwickelte Prozessor ist wesentlich für eine gegenüber der E-300 gesteigerte
Bildqualität verantwortlich, sorgt andererseits für eine sehr schnelle
Betriebsbereitschaft nach dem Einschalten und eine zügige Verarbeitung der
Bilddaten. Dies merkt man beispielsweise daran, dass die Kamera mit einer
schnellen Speicherkarte im HQ-Modus (volle Auflösung bei etwa Faktor 8:1
JPEG-Kompression) 2,5 Serienbilder pro Sekunde aufnehmen kann, bis die
Speicherkarte voll ist. Die 2,5 Bilder pro Sekunde werden bei RAW- und TIFF
sowie den Kombiformaten (RAW+JPEG) ebenfalls erreicht, allerdings genehmigt
sich die Kamera dann nach vier – mit gering komprimierten SHQ-JPEG-Dateien
nach fünf – Bildern eine Speicherpause. Sobald eines der Bilder auf die
Speicherkarte geschrieben wurde, kann sofort ein Weiteres aufgenommen
werden. In der Praxis kann man mit der E-500 also auch bei der
Action-Fotografie flüssig arbeiten.
Der Belichtungssensor der E-500 umfasst 49 Messfelder, wodurch eine
besonders präzise Belichtung bei der ESP-Mehrfeldmessung erfolgen soll. Der
Autofokus muss dagegen mit drei horizontal angeordneten Messpunkten
auskommen, die automatisch oder manuell angewählt werden können. Olympus
argumentiert, dass besonders Profis ohnehin nur den mittleren Sensor zur
Scharfstellung benutzen würden, denn nur so kann der Fotograf schnell und
präzise bestimmen, wo scharf gestellt wird. Andererseits richtet sich die
Kamera ja primär an Einsteiger, denen mehr Autofokuspunkte mitunter
hilfreich wären. Grundsätzlich ist das sicher keine große Sache, aber
Olympus verschenkt hier Punkte, denn die Konkurrenz bietet mehr.
Als erste Olympus-Spiegelreflexkamera besitzt die E-500 zwei
Speicherkarten-Steckplätze, einen für xD-Picture-Cards und einen für Compact
Flash-Karten. Letzterer wird sicherlich für die meisten Anwender die
bevorzugte Wahl darstellen, da Compact Flash-Karten wesentlich günstiger als
xD-Picture Cards und auch in Kapazitäten jenseits von 1 GByte zu haben sind.
Mit der Kompatibilität zu den xD-Pictrure Cards will Olympus auch vorrangig
Besitzern von Olympus-Kompaktkameras den Aufstieg in die Spiegelreflex-Liga
erleichtern. Die beiden Steckplätze können allerdings auch dazu benutzt
werden, Bilder von einer Karte auf die andere zu kopieren, beispielsweise um
von wichtigen Bildern direkt in der Kamera eine Sicherheitskopie
anzufertigen. Auf dem E-500-Workshop wurde diese Funktion munter genutzt, um
(mittels einer kleinen xD-Picture Card) Bilder zwischen den verschiedenen
Teilnehmern auszutauschen. Die Bilder bekommen dabei auf der Zielkarte einen
neuen Dateinamen, so dass sicher gestellt ist, dass bestehende Bilder nicht
versehentlich überschrieben werden. Der Kopiervorgang zwischen den beiden
Karten dauert allerdings sehr lange, so dass man das Kopieren in der Praxis
auf einzelne Bilder beschränken wird; das Kopieren einer ganzen Karte ist
kaum vorstellbar.
Eine wirklich feine Sache ist der große 2,5“-LC-Monitor. Fein deshalb, weil
er nicht nur groß und kontrastreich, sondern mit seinen 215.250 Pixeln
Bildinformationen auch schön fein darstellt. Er ermöglicht Blickwinkel von
160 Grad in alle Richtungen, ist also auch von oben und unten sowie seitlich
einwandfrei abzulesen. Obwohl Olympus das "Hyper Christal LCD" genannte
Display nicht explizit als "Sunshine-LCD" bezeichnet, ist der Monitor alles
andere als lichtscheu und lässt sich selbst bei direkter Sonneneinstrahlung
gut ablesen. Das ist auch gut so, denn der Monitor ist zur Bedienung der
Kamera unerlässlich, da sie über kein zusätzliches Status-LCD verfügt. Diese
Funktion übernimmt der Monitor mit, wobei der Anwender mit der Info-Taste
zwischen zwei verschiedenen Informationstiefen wählen kann: entweder nur die
wichtigsten Infos oder eine Informationsfülle, die selbst Dinge wie den
gewählten Farbraum oder die eingestellten Parameter für Kontrast,
Farbsättigung und Schärfung umfasst. Mittels OK- und Cursortasten lassen
sich diese Einstellungen dann sogar annavigieren und mit dem Einstellrad
sofort verändern. Alternativ zeigt ein weiterer Klick auf die OK-Taste alle
zur Verfügung stehenden Optionen auf einen Blick an. Ein langwieriger
Ausflug in die Tiefen des umfangreichen Menüs lässt sich so in den meisten
Fällen vermeiden. Für einige wichtige Funktionen gibt es darüber hinaus
spezielle Tasten, mit denen diese direkt aufgerufen werden.
Im Wiedergabemodus halten Monitor und Menüs derart viele Möglichkeiten
bereit, dass manchem Anwender schwindelig werden könnte. So können nicht nur
Lichter oder Schatten (die hellsten bzw. dunkelsten Stellen im Bild)
blinkend dargestellt oder ein großes Histogramm halbtransparent auf dem Bild
eingeblendet, sondern komplexe Bildinformationen inklusive getrennten
RGB-Histogrammen angezeigt werden. Natürlich gibt es ein Wiedergabezoom (bis
14-fach) zur Beurteilung der Schärfe, hierbei kann man sich sogar im so
genannten Lightbox-Modus (Leuchttisch) die Ausschnitte zweier Bilder
nebeneinander auf dem Monitor anzeigen lassen und die Bildausschnitte so
verschieben, dass man zwei Aufnahmen eines Motivs an der gewünschten Stelle
miteinander vergleichen kann. Auch etwas Bildbearbeitung ist nachträglich
ohne PC möglich, die Farbsättigung eines bereits geschossenen Fotos zu
verändern, ein Bild in Schwarz-Weiß oder Sepia zu wandeln oder rote Augen zu
korrigieren.
Auch die Konfigurationsmöglichkeiten der Kamera scheinen fast endlos zu
sein, so können – wie bei Olympus üblich – die Auflösungen und
Kompressionsraten für die verschiedenen JPEG-Modi SHQ, HQ und SQ eingestellt
werden oder teilweise Tasten andere Funktionen zugewiesen werden. So wird
beispielsweise aus der "One-Push-Weißabgleich-Taste" eine Abblendtaste, die
ein verdunkeltes, aber die Schärfentiefe richtig wiedergebendes Sucherbild
anzeigt. Die komplexen Möglichkeiten, die die Setup-Menüs bieten, dürften
jeden Einsteiger deutlich überfordern. Ambitionierte Amateure und Profis
werden sich dagegen freuen, dass sie die Kamera ihren persönlichen
Vorstellungen entsprechend konfigurieren können. Trotz aller
Konfigurationsmöglichkeiten: Eines kann man der Olympus E-500 nicht
beibringen, nämlich dass ISO-Automatik auch ISO-Automatik ist.
Offensichtlich in panischer Angst, jemand könnte Rauschen in den Bildern der
E-500 entdecken, verharrt die ISO-Einstellung in Automatikstellung strikt
bei ISO 100, außer man schaltet den Blitz zu. Nur im Blitzbetrieb erhöht die
Kamera die Lichtempfindlichkeit bei Bedarf, um die Blitzreichweite zu
vergrößern. Die Angst vor Bildrauschen geht sogar so weit, dass alle
Einstellungen jenseits von ISO 400 erst in den Tiefen des Setup-Menüs
aktiviert werden müssen, andernfalls lässt sich die Kamera selbst manuell
nur bis ISO 400 "puschen". Natürlich rauschen Aufnahmen, die mit ISO 800
oder 1.600 gemacht wurden; aber wer würde etwas Anderes erwarten. Bis ISO
400 ist die Kamera allemal "Automatik-tauglich", und etwas Bildrauschen bei
ISO 800 ist allemal besser als Bewegungsunschärfen aufgrund zu langer
Belichtungszeit. Gerade Einsteiger, die von einer Kompaktkamera auf die
E-500 umsteigen, werden jederzeit zufrieden mit deren Rauschverhalten sein
und kaum auf eine automatische ISO-Einstellung verzichten wollen. Hier
sollten die Entwickler unbedingt noch die letzten Tage vor der
Markteinführung nutzen und die Firmware entsprechend umschreiben. Die Olympus E-500 wird im November 2005 in vier verschiedenen Paketen auf
den Markt kommen:
- Kameragehäuse, Akku-Pack BLM-1 mit Ladegerät BCM-2. Dieses Kit (die
Kamera allein mit Akku und Ladegerät) wird sich sicherlich nur jemand
zulegen, der schon FourThirds-Objektive besitzt, oder der auf das kommende
10-fach Zoom (18 bis 180 mm) oder eines der Profi-Objektive aus ist. Wer
sich etwas Gutes tun möchte, kombiniert z. B. das Gehäuse mit dem
exzellenten, lichtstarken 14-54 mm 1:2,8-3,5 Objektiv, das mit der E-1
ausgeliefert wird.
- SE-Kit mit Kameragehäuse, Batteriehalter LBH-1, 3 x CR-123 Batterien,
ZUIKO DIGITAL 17,5-45 mm (KB-equiv. 35-90 mm) 1:3,5-5,6. Dieses Kit soll
voraussichtlich nur über bestimmte Vertriebskanäle abgegeben werden und
ist eigentlich nur ärgerlich. Das (glücklicherweise) nicht separat,
sondern nur in diesem Kit erhältliche 17,5-45 mm Objektiv mit seinem
Plastik-Finish wird dem Look and Feel der schön verarbeiteten E-500 in
keiner Weise gerecht. Um den Preis dieses Kits kosmetisch so weit wie
möglich zu drücken, enthält diese Ausstattung statt Akku und Ladegerät
einen Batteriehalter in Akku-Form, in den drei (teure)
Einweg-Fotobatterien vom Typ CR-123 eingesetzt werden. Als
Notstromversorgung sicherlich ganz sinnvoll, ist der standardmäßige
Betrieb der Kamera mit CR-123-Zellen langfristig ein teurer Spaß.
- Kit mit Kameragehäuse, ZUIKO DIGITAL 14-45 mm (KB-equiv. 28-90 mm)
1:3,5-5,6, Akku-Pack BLM-1 mit Ladegerät BCM-2, das Singlezoom-Kit mit dem
von der E-300 bekannten Standard-Zoom. Dieses etwas lichtschwache Objektiv
glänzt zwar nicht mit Höchstleitungen, bietet aber ein gutes
Preis-Leistungs-Verhältnis.
-
Doppelzoom-Kit mit Kameragehäuse, Akku-Pack BLM-1 mit Ladegerät BCM-2,
ZUIKO DIGITAL 14-45 mm (KB-equiv. 28-90 mm) 1:3,5-5,6, ZUIKO DIGITAL
40-150 mm (KB-equiv. 80-300 mm) 1:3,5-4,5. Voraussichtlich die
interessanteste Kombination für jemanden, der nicht schon Objektive hat
oder lieber in Profi-Objektive investieren möchte. Dieses Kit deckt mit
zwei ganz ordentlichen (aber leider nicht lichtstarken) Objektiven den
Kleinbildbrennweitenbereich von 28 bis 300 mm ab – und dies zu einem
voraussichtlich attraktiven Preis.
Fazit: Die Kombination aus Staubschutz-System, 8-Megapixel-Auflösung,
2,5" großem Monitor, verpackt in einem kleinen und leichten Gehäuse macht
die Olympus E-500 einzigartig. Das kleine Gehäuse passt gut zu den kompakten
hochwertigen FourThirds-Objektiven. Aufsteigern, die kompakte Bridge-Kameras
gewohnt sind, wird die E-500 gefallen, Fotografen mit großen Händen werden
sie vielleicht zu klein finden, zumal sie sich nicht durch einen
Batteriegriff vergrößern lässt. Die Funktionsvielfalt lässt kaum Wünsche
offen und könnte einen Einsteiger sogar überfordern. Dieser muss sich aber
nicht zwangsweise damit auseinandersetzen, sondern kann die E-500
vorkonfiguriert betreiben und sogar auf gut funktionierende Szenen-Modi
zurückgreifen, die ihm die Kamera passend einstellen. Ambitionierte
Hobbyfotografen können sich die Kamera individuell konfigurieren und auf ein
großes Zubehörangebot innerhalb des E-Systems zurückgreifen. Mancher wird
sich mehr Autofokus-Messpunkte wünschen, aber dies ist Geschmacksache.
Einziges wirkliches Manko der E-500 scheint ihre geringe nutzbare
Lichtempfindlichkeit zu sein. Bei ISO 100 fühlt sich die Kamera am wohlsten,
und ISO 400 als höchste sinnvoll nutzbare Stufe schränkt den
Anwendungsbereich ein.