Kleines Helferlein
ExpoDisc von ExpoImaging, Inc. im Detail
2006-06-05 Nahezu jeder Digitalfotograf wird sich in seiner Laufbahn einmal grundsätzlich mit dem Thema Weißabgleich auseinander setzen müssen. Dazu findet man im Internet auch unzählige Tipps und Tricks. Um einen möglichst neutralen Weißabgleich zu erhalten, kann man sich auf den automatischen Weißabgleich seiner Kamera verlassen oder ihn manuell durchführen. Hier sind die wohl am meisten genutzten Hilfsmittel eine Graukarte oder ein einfaches weißes Blatt Papier. Die im kalifornischen Morgan Hill ansässige Firma ExpoImaging, Inc. hat zum digitalen Weißabgleich eigene Untersuchungen und Entwicklungen angestellt und daraufhin im Jahre 2005 ein neuartiges Produkt vorgestellt, das durch Simplizität und Zuverlässigkeit punkten soll. Ob es der großspurigen Webeaussage auf der Verpackung ("See it Believe it!") standhalten kann, soll hier einmal geprüft werden (Harm-Diercks Gronewold)
Die ExpoDisc wird in einer kleinen Plastikklappschatulle geliefert und beinhaltet neben einer umfangreichen Anleitung und Kurzanleitung in englischer Sprache eine individuelle Messwertkarte, auf der die Weißdichte und die Abweichungen der drei Farbkanäle (RGB) aufgeführt sind. Die ExpoDisc selbst besitzt eine lange blaue Kordel, mit der man sie bequem um den Hals tragen kann. Die ExpoDisc verfügt über ein Kugel-Schnappverschluss-System, mit dem sie sich einfach auf ein passendes Objektiv "stöpseln" lässt. Die Vorderseite sieht einem Reflektor ähnlich und soll dafür sorgen, dass das Licht gut gestreut wird, bevor es auf die rückwärtige Mattscheibe fällt. Dieses kleine Hilfsmittel kann neben dem Einsatz in der digitalen Fotografie auch im Video-, Film- und Analogbereich eingesetzt werden.
Das Funktionsprinzip ist simpel. Die ExpoDisc wird auf einem Kameraobjektiv montiert, dann wird aus der Motivposition in Richtung der Lichtquelle/n ein manueller Weißabgleich durchgeführt. Grundsätzlich wird vom Benutzer erwartet, zu erkennen, welches bestimmende Licht nun die Szene beleuchtet, denn nur dieses ist relevant für den korrekten Weißabgleich. Es ist möglich, alle nur denkbaren Lichtsituationen mit der ExpoDisc richtig einzumessen, so kann z. B. bei Sonnenlicht die Stärke des Warmtons bei Sonnenunter- bzw. -aufgängen gezielt variiert werden, indem die Kamera beim Einmessen von der Sonne weg (wärmere Töne) bzw. zur Sonne hin (neutralere Töne) gehalten wird.
Ausdrücklich wird davor gewarnt, das von hinten beleuchtete Fotomotiv einzumessen. Auch Kunstlicht kann problemlos analysiert werden; wenn es sich dabei um eine einzelne Lampe handelt, dann wird diese als Referenz gewählt, bei zwei Lampen die Mitte zwischen beiden Lampen. Bei Blitzlicht und indirektem Blitz muss darauf geachtet werden, dass der Abgleich nicht direkt mit dem Blitz auf das Motiv erfolgt, da es sonst zu einem inkorrekten Wert kommen kann. Tritt direktes Mischlicht auf (z. B. Leuchtstoffröhre und Halogenlampe), kann es zu Farbstichen kommen, da die Farbtemperaturen beider zu weit auseinander liegen, um einen "Mittelwert" zu errechnen. Darum ist es in solchen Situationen wichtig, das dominantere Licht als Basis für den Weißabgleich zu benutzen.
In der Praxis entpuppt sich das kreisrunde Helferlein mit dem blauen Umhängeband als äußerst nützlich, der manuelle Weißabgleich geht mit seiner Hilfe um einiges leichter von der Hand. Im Studioeinsatz (etwa bei der Tabletop-Fotografie), kann es zu Problemen kommen, wenn der Hintergrund eine eigene dominante Farbe besitzt, z. B. Rot. Denn mangels einer neutralen Fläche als Messreferenz muss in der Enge des Aufnahmetisches hier die Lampe herhalten. Bei kleineren Aufnahmetischen kann man so schon mal in Bedrängnis geraten, weil nicht genug Platz zum "Manövrieren" bleibt.
Wird die ExpoDisc in einem Studio für z. B. Portrait eingesetzt, dann spielt das kleine Tool wieder seine Vorteile aus und bleibt hervorragend flexibel und schnell einsatzbereit. Die ExpoDisk muss übrigens nicht undbedingt mehrfach für jeden verwendeten Objektivdurchmesser erworben werden. Kauft man ein Exemplar passend für das größte Filtergewinde, das man in seiner Objektivsammlung antrifft, kann man es bei kleineren Frontlinsendurchmessern einfach mit einer Hand direkt vor das Objektiv halten und mit der zweiten Hand auslösen bzw. die Weißabgleichtaste betätigen. Dies ist kaum weniger komfortabel als das direkte Montieren in ein passendes Filtergewinde, denn die Einmessung der Kamera ist ja schnell erledigt.