Fotokolleg auf Gut Grambow bei Schwerin
Flora und Fauna vor der Kamera
2004-09-09 Ein fantastisches altes Gut mit uraltem gemischtem Baumbestand. Ein altehrwürdiges Schloss mit urigem Schlossteich. Artenreiche Tier- und Pflanzenwelt von groß bis klein bis winzigklein. Ein nahe gelegenes Regenmoor. Essen nach Gutsherrenart. Kompetente Organisation, Führung und Referate. Strahlende Sonne. Und das an einem Wochenende im beginnenden Altweibersommer (3. bis 5. September 2004). All das zusammen war das einmalige Ambiente für einen Foto-Workshop der besonderen Art. (Christin Aust)
Nach der Anreise aus ganz Deutschland und Österreich am Freitagnachmittag
werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am ersten Fotokolleg auf Gut
Grambow bei Schwerin erst einmal mit einem zünftigen Essen bewirtet. Während
eines anschließenden Diavortrages von Walter Thiel, dem Vizevorsitzenden des
Fördervereins Grambower Moor (und ehemaligem Referenten im
Landesumweltministerium, dort zuständig für Aufbau der Naturparke und
Biosphärenreservate in Mecklenburg-Vorpommern) bereits ein Leuchten in den
Augen der Teilnehmer: unendlich viele Motive und Ideen, die auf
fotografische Umsetzung warten. Schon jetzt ist allen klar: Hier herrscht
eine Atmosphäre zum Erfahrungsaustausch, zum Experimentieren, Kommunizieren
– und zum herzhaften Lachen. Gedanken wie "Reicht meine
Digitalkameraausrüstung für das, was hier angeboten wird?" oder etwa "Was
können die Anderen, was ich nicht kann?" kommen gar nicht erst auf.
Am frühen Samstagmorgen – nach einem reichhaltigen, abwechslungsreichen
Frühstück (nach "Gutsherrenart" eben) – geht es in kleinen Gruppen,
ausgestattet mit Stativen, kompakten Digitalkameras, analogen und digitalen
Spiegelreflexkameras, in Kleinbussen zum nahen Grambower Regenmoor. Eine
Gruppe widmet sich der Pflanzenfotografie, geführt vom Gutsherrn Martin
Lösch, den Mitorganisatoren Heiko Köhrer-Wagner und Klaus Radtke. Eine
zweite Gruppe widmet sich der Tierfotografie und folgt dem ortskundigen
Walter Thiel ins schwankende Moor. Warnschilder am Mooresrand: Lebensgefahr
ohne ortskundige Führung!
Der Gutsherr erzählt von Geschichte und Zukunft des seltenen Regenmoores,
das renaturiert wird. Fragen sind immer erlaubt, Hintergründiges über die
fantastische Welt der Flora und Fauna kommt zutage. An Moorteichen vorbei,
Licht und Schatten im Spiel der Sonne. Klick – ein Tau behangenes
Spinnennetz reizt zur Aufnahme. Klick – der blutrote Moorteich, wieder ein
dankbares Motiv. Klick, klick, klick – auf Stativen, freihändig stehend oder
gar liegend an einer Formation von Moorcallas, einer seltenen Pflanzenart,
kommen alle Kameras zum vollen Einsatz. Die Teilnehmer entdecken mit
fachkundigem Rat Motive, die sie mit eigenen Augen allein nicht wahrnehmen
würden. Kurze Diskussion: "Was seht Ihr? Was wollt Ihr darstellen? Ist das
mit dem Auge erkennbare Motiv auch für ein Foto geeignet? Schaut genau hin!
Findet Eure eigenen Motive!" Das Regenmoor ist reich an Bildern vom Leben
und Sterben der Pflanzen. Ist es erlaubt, ein Motiv so zu verändern, dass es
harmonisch oder aber disharmonisch wirkt? Wie fängt man das besondere Licht
auf Pflanzen und Tieren ein? Individueller Rat für jeden Teilnehmer, wenn es
darum geht, sein erstklassiges Foto zu gestalten. Dazu die Unterstützung der
Teilnehmer untereinander. Sie halten Grashalme zur Seite, finden gemeinsam
neue Motive und tauschen Erfahrungen aus. Die Pflanzenfotografen entdecken
eine flinke Mooreidechse, eine Herausforderung für alle! Frösche und
Schlangen wollen fotografisch eingefangen werden. Eine Libelle im Flug –
schon selbst mal versucht? Natürlich auch immer wieder reizvoll: Fotos von
Fotografen in Aktion.
Ähnliche Erlebnisse bei der "Tier-Gruppe" im Moor. Sie erfährt von ihrem
Führer Walter Thiel, welche Anstrengungen "sein" Verein unternimmt, um das
Grambower Regenmoor zu renaturieren. Hintergrundinformationen dazu in Hülle
und Fülle, auch zu Pflanzen und Kleintieren – eigentlich müsste man nicht
nur fotografieren, sondern auch drüber schreiben …Ehrlich: Tierfotos sind
nicht ganz einfach – ein Reh will nicht so recht als Fotomotiv zur Verfügung
stehen, in nur drei Meter Entfernung schießt es vorbei, noch ehe die Kameras
klicken. Fantastisch der Gang über die Moos bewachsenen Moorschwingböden.
Walter Thiel stößt einen zwei Meter langen Stock mühelos durch die dünne
Tragschicht, der im darunter liegenden Wasser versinkt.
Hungrig, aber mit der fürs erste gestillten Neugier dann zurück zum Gut
Grambow an den gedeckten Tisch. Danach drei parallele Workshops in kleinen
Gruppen. Besprechung mitgebrachter Fotogeschichten. Motivsuche und Fotos auf
dem alten Gut mit seinem alten Baumbestand, betreut von Klaus Radtke. Eine
große Gruppe begutachtet und diskutiert mit Jan-Markus Rupprecht von
digitalkamera.de den aktuellen Stand und neue Entwicklungen in der
Digitalfotografie anhand von der Industrie zur Verfügung gestellter Kameras und Stative. Darunter die
nagelneue Konica Minolta Dimage Z3 (mit Bildstabilisator und 420 mm
Telebrennweite), ein komplettes Olympus E-System inklusive
Super-Teleobjektiv sowie zahlreiche Manfrotto-Stative zum Ausleihen und Ausprobieren.
Nach zwei Stunden Kleingruppenarbeit Präsentation von geeigneter
Kleidung. Gutsherr, Jäger und Naturschützer Martin Lösch erzählt in
trockenem, humorigem Stil über perfekte Outdoor-Bekleidung und richtiges
(und falsches) Verhalten in der Natur. Derart geschult und erfahren, starten
am späten Nachmittag weitere Fotoexkursionen. Die Landschaftsfotografen
fangen Lichteffekte auf abgemähten Rapsfeldern und Wiesen sowie Wald- und
Seeimpressionen ein, Mitorganisator Axel Vohwinkel chauffiert dazu durch
schwieriges Gelände. Die Tierfotografen diesmal auf Hochsitzen im Ansitz auf
Niederwild und Kraniche. Aber der Wind steht ungünstig, oder die bunten
Ausrüstungsgegenstände oder Kleidungsstücke der Teilnehmer schrecken die
Tiere ab – kein Motiv lässt sich lange genug blicken. Trotzdem ein schöner Tag: leckere
Salate, gegrilltes Wild und andere Naturalien vom Gut Grambow verwöhnen die
Gaumen.
Am Sonntag dann, zwischen Frühstück und Abschluss-Mittagessen, Betrachtung
einzelner Fotos von den Kollegteilnehmern. Hier geht es nicht um Bewertung,
konstruktive Kritik ist angesagt: Farbkomposition, Harmonie und Disharmonie,
die Aussage, Leben und Sterben. Autor oder Autorin erklären ihre Absicht mit
einem Foto, andere äußern, wie sie vorgehen würden. Was wirkt wann wie auf
das menschliche Auge? Zeigt sich ein Lächeln beim Betrachter? Warum gerade
bei diesem Foto?
Das erste Fotokolleg auf Gut Grambow hat richtig Spaß gemacht, natürlich
viele Fragen beantwortet und auch offen gelassen. Es ermutigt zur
Fortsetzung. Die nächsten Fotokollegs sind schon geplant. Am 2. Advent 2004
findet auf dem Gut Grambow ein Weihnachtsmarkt statt, das Thema Fotografie
wird dabei einen besonderen Platz einnehmen – vielleicht sieht man sich
wieder. Vom 23. bis 30. April 2005 findet eine Fotoexkursionsreise zur Insel
Mainau im Bodensee statt. Der zweite Fotoworkshop auf Gut Grambow wird unter
dem Motto "Gelb" stehen (die Blüte der umliegenden Rapsfelder und der
Frühling im Moor fordern das geradezu heraus), es wird vom 20. bis
22. Mai 2005 stattfinden. Im nächsten Spätsommer, vom 16. bis
18. September 2005, wird der Schwerpunkt des dritten Workshops das
Fotografieren von Kranichen sein. Auch die kommenden Veranstaltungen werden
wieder von digitalkamera.de gefördert. Bei Interesse genügt eine kurze
E-Mail an mail@medianord.de. Nähere
Informationen und Einladung gehen dann heraus.