Kamera-Morphing
Fujifilm FinePix S2 Pro: Nikon F80 mutiert zur Digitalkamera
2002-03-04 Das Vorgängermodell, die Fujifilm FinePix S1 Pro, basierte noch auf einem Nikon F-60-Gehäuse. Jetzt kommt die Fujifilm FinePix S2 Pro, die auf einer Nikon F-80 aufbaut und mit Pixeln nicht geizt: Ihre Bilder setzen sich aus 12,1 Millionen Bildpunkten zusammen. (Yvan Boeres)
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Die F-80 bzw. ihre jetzige digitale Schwester FinePix S2 Pro hat eine Menge
zu bieten. An erster Stelle natürlich die Kompatibilität mit der riesigen
Nikon-Objektivpalette. Dank Nikon F-Bajonett können fast alle Nikkors,
hauptsächlich die neuen Autofokus-Objektive der AF-D- und AF-S-Serie (letztere
mit Ultraschall-Motorisierung für den Autofokus), aber auch ältere
non-AF-Objektive der AI-S-Serie (dann allerdings unter Verlust der
Belichtungsmessung) an dem Gehäuse montiert werden. Da der SuperCCD-Sensor, der
in der S2 Pro als "Filmersatz" fungiert, nicht größer ist als beim
Vorgängermodell S1 Pro, bleibt der Brennweitenverlängerungsfaktor von 1,5x
bestehen. So mutiert z. B. ein 200 mm-Objektiv zum 300 mm-Tele
– zur Freude der
Teleobjektiv-Fraktion und zum Leidwesen der Ultraweitwinkel-Fans. Damit das
angeschlossenes Autofokus-Objektiv perfekt fokussiert, besitzt die analoge
F-80 und die digitale FinePix S2 Pro ein Multi-CAM 900 Autofokus-Modul, das
direkt von dem 1300er-Modul der großen Nikon-Modelle F-100 und Nikon F-5
abgeleitet ist. Dieses bietet fünf kreuzförmig angelegte Fokussierfelder, die
einzeln angewählt werden können (und auch im Sucher eingeblendet werden). Der
Autofokus arbeitet auch bei schwächsten Lichtverhältnissen, da die
Empfindlichkeit des AF-Sensors von -1 EV bis 19 EV reicht.
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Bei der AF-Betriebsart kann man zwischen Einzel-Autofokus und
kontinuierlichem Autofokus wählen (mit dynamischer Schärfenachführung bei
bewegten Motiven), eine manuelle Scharfstellung ist selbstverständlich auch
möglich. Die Belichtungsmessung für Dauerlicht und Blitzlicht ist bei der F-80
bzw. S2 Pro ebenfalls auf dem aktuellen Stand der Technik. Die
Belichtungsmesszelle für das Dauerlicht ist in zehn Felder unterteilt und
berücksichtigt sowohl die Helligkeit und den Kontrast des Motivs als auch die
Entfernung und die Stelle, wo sich das Motiv im Bild befindet (sogenannte
3D-Matrixmessung). Dabei wird die Entfernung zum Hauptmotiv vom Objektiv
übertragen (sofern dieses ein AF-D-Typ); die Position des Hauptmotivs im Bild
bestimmt das aktive Autofokus-Messfeld. All diese Daten werden mit rund 30.000
vorprogrammierten Szenen in der Kamera verglichen; genauer kann die
Belichtungsmessung kaum sein. Alternativ stehen natürlich die altbewährte
Spotmessung und eine mittenbetonte Integralmessung zur Verfügung. Die
Belichtungsmesszelle für das Blitzlicht ist ihrerseits in fünf Felder
unterteilt und berücksichtigt ebenfalls die Entfernung zum Hauptmotiv. Um die
Belichtung so präzise wie möglich zu gestalten, gleicht die Kameraelektronik
die Messdaten der Blitzmesszelle mit denen der Dauerlicht-Messzelle ab.
Weitere kameratypischen Eigenschaften der F-80 bzw. S2 Pro sind die
Abblendtaste, die am Auslöser angebrachte Kupplung für einen mechanischen
Drahtauslöser, die Belichtungsmesswert-Speichertaste, der mechanische
Verschluss (1/4.000 bis 30 Sekunden; Blitzsynchronzeit 1/125 Sekunde), der
Spiegelreflexsucher mit Dioptrieneinstellung und der eingebaute Miniaturblitz
mit Leitzahl 12. Letzterer ist besonders nützlich zum Aufhellen oder wenn man
einen externen Blitz gerade mal nicht zur Hand hat. Auswechselbare
Sucherscheiben bietet die F-80/S2 Pro nicht, ein Gitternetz kann aber per
Sonderfunktion in die Einstellscheibe eingeblendet werden. Selbstverständlich
besitzt die Kamera sämtliche Belichtungsprogramme (P/S/A/M) sowie einen
Blitzschuh mit TTL-Übertragung für Nikon Blitzgeräte.
Der digitale bzw. Fujifilm-spezifische Teil der FinePix S2 Pro ist mindestens
ebenso interessant. Der 23,3 x 15,6 mm große SuperCCD der dritten Generation mit
6,17 Mio. effektiven Pixeln liefert Bilddateien in einer Größe von 4.256 x 2.848 Bildpunkten (12,1 Megapixel) und hat einen einstellbaren
Empfindlichkeitsbereich von ISO 100 bis 1.600 (in sechs Stufen). Die fertigen Bilder
werden wahlweise in den Formaten JPEG, TIFF oder 12 Bit-RAW (RAW war bei der S1 Pro noch nicht vorhanden) auf eine SmartMedia- (bis 128 MByte) oder
CompactFlash-Wechselspeicherkarte (Typ I und II inkl. Microdrive) geschrieben.
Den Weg zum Computer (PC oder Mac) treten die Bilder entweder über die
USB-Schnittstelle oder über den – wesentlich schnelleren – Firewire-Anschluss
(auch ein neues Ausstattungsmerkmal) an. Auf der Kamera begutachtet man die Bilder nach der Aufnahme
über den 1,8 Zoll großen
LCD-Farbbildschirm, wobei u. a. eine Histogramm-Anzeige den Benutzer unterstützt. Auch
viele Einstellungen, wie z. B. der Weißabgleich, werden über den LCD-Monitor
vorgenommen. Der Weißabgleich bietet übrigens neben einer automatischen
Einstellung und den Voreinstellungen für Tageslicht und Kunstlicht (davon
allein schon drei für Leuchtstofflampen) auch zwei Speicherplätze für
manuelle Einstellungen. Wer also in seinem Studio immer wieder unter gleichen
Kunstlicht-Bedingungen arbeitet, kann diese Einstellung speichern und immer
wieder abrufen.
Die S2 Pro verfügt über einen PAL-Videoausgang und lässt eine Einstellung
der Selbstauslöser-Vorlaufzeit (2, 5, 10 und 20 Sekunden) zu. Der nötige Strom
zum Betrieb wird von zwei CR123A-Lithium-Einwegzellen für den Kamerateil und
von vier zusätzlichen AA/Mignon-Batterien bzw. Akkus für die digitalen
Komponenten geliefert. Da die Fujifilm FinePix S2 Pro erst im Juni erhältlich
sein wird, stehen zum aktuellen Zeitpunkt weder Lieferumfang noch
endgültiger Preis exakt fest. Letzterer soll aber – laut Fujifilm – voraussichtlich unter 4.500 EUR liegen.