Neues Mittelformat-Flaggschiff

Fujifilm GFX100 II mit schnellerem Sensor, Prozessor und Autofokus

2023-09-12, aktualisiert 2023-09-27 Mit der Fujifilm GFX100 II löst der japanische Kamerahersteller sein bisheriges Flaggschiffmodell GFX100 ab. Dabei kommt ein neu entwickelter, weiterhin 102 Megapixel auflösender Mittelformat-CMOS-Sensor zum Einsatz, der mit seiner Größe von 44 x 33 mm etwa die 1,7-fache Fläche eines Kleinbildsensors besitzt. Der neue Sensor kann nicht nur doppelt so schnell ausgelesen werden, sondern verfügt auch über eine 8K-Videofunktion. Darüber hinaus wurde der Autofokus mit Motiverkennung, Deep-Learning und einem Algorithmus zur Vorausberechnung von Motivbewegungen erheblich verbessert und die Serienbildfunktion von fünf auf acht Bilder pro Sekunde beschleunigt.  (Benjamin Kirchheim)

Der neue "GFX 102 Megapixel CMOS II HS-Sensor" kann innerhalb von 15 Millisekunden ausgelesen werden, was doppelt so schnell wie bei der GFX100S ist und damit auch für einen geringeren Rolling-Shutter-Effekt sorgen soll. Ihm steht der aus der X-H2, X-H2S, X-T5 und X-S20 bekannte X-Prozessor 5 zur Seite, der die Sensordaten doppelt so schnell wie das Vorgängermodell verarbeiten können soll. Mit einer neuen Pixelstruktur wurde eine höhere Sättigung und damit niedrigere Grundempfindlichkeit von ISO 80 statt ISO 100 ermöglicht, was zu einer besseren Bildqualität mit größerem Dynamikumfang und verringertem Rauschen führen soll. Zudem sorgt eine optimierte Mikrolinsenstruktur für eine verbesserte Lichtausbeute und damit gesteigerten Bildqualität sowie besseren Fokussierung in den Randbereichen.

Mit nun acht statt fünf Serienbildern pro Sekunde wird die GFX100 II zudem tauglicher für Sport- und Actionaufnahmen, zumal auch der Pufferspeicher von 8 auf 16 GByte vergrößert wurde. Extra dafür wurde der Verschlussmechanismus angepasst, um der höheren Geschwindigkeit gerecht zu werden. Nutzt man den elektronischen Verschluss und senkt die Serienbildgeschwindigkeit von 8 auf 5,3 Bilder pro Sekunde, arbeitet das Livebild unterbrechungsfrei, was ebenfalls bei Action-Aufnahmen hilfreich sein kann.

Auch der Autofokus erfährt dank des neuen Bildsensors und X-Prozessors 5 eine erhebliche Verbesserung. So wird nun nicht nur besser und schneller auf Gesichter und Augen fokussiert, sondern mit Hilfe eines Motiverkennungs-Autofokus auf Basis von Deep-Learning-Technologie werden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Motive wie Tiere, Vögel, Autos, Motorräder, Fahrräder, Flugzeuge, Züge, Insekten und Drohnen erkannt. Die entsprechenden Motive können zudem verfolgt und im Fokus gehalten werden. Der Algorithmus berechnet sogar die Bewegungen des Motivs voraus, um es noch zuverlässiger im Fokus halten zu können.

Wie bereits in den ersten beiden GFX100-Modellen ist auch bei der GFX100 II der Bildsensor zur Bildstabilisierung beweglich gelagert, jedoch verspricht Fujifilm bis zu acht Blendenstufen längere Belichtungszeiten, so viel wie bei bisher keiner Fujifilm-Kamera. Das soll unter anderem durch Nutzung von Livebild-Sensorinformationen möglich sein. Die tatsächliche Effektivität (nach CIPA-Standard) hängt vom verwendeten Objektiv ab. Mit dem GF 63 mm F2.8, 80 mm F1.7 und 110 mm F2 lassen sich die acht Blendenstufen erreichen. Mit den Objektiven GF 32-64 mm F4, 50 mm F3.5, 55 mm F1.7 und 35-70 mm F4.5-5.6 sind 7,5 Blendenstufen möglich, mit dem GF 45 mm F2.8 sind es sieben Blendenstufen. Alle anderen Objektive ohne optischen Bildstabilisator erreichen 6,5 Blendenstufen und damit immer noch eine halbe Blendenstufe mehr als die GFX100S, das sind folgende Objektive: 23 mm F4, 30 mm F3.5 und 20-35 mm F4.

Mit den beiden bildstabilisierten Objektiven GF 100-200 mm F5.6 und GF 250 mm F4 ergibt sich auf dem Papier kein Vorteil gegenüber der GFX100S, die kombinierte Bildstabilisierung von Sensor und Objektiv soll "nur" 5,5 Blendenstufen erreichen. In der Praxis mit menschlichem statt maschinellem Verwackeln, letzteres ist die Basis für den CIPA-Test, soll dennoch eine Verbesserung ersichtlich sein. Beim GF 120 mm F4 und 45-100 mm F4 ergibt sich immerhin eine Verbesserung von 6 auf 6,5 Blendenstufen.

Zudem lassen sich mit Hilfe des Bildstabilisators Multishot-Aufnahmen mit 400 Megapixeln Auflösung anfertigen. Dafür werden 16 Rohdaten-Bilder verwendet, uns zwar je vier mit einem Pixel Versatz, um Echtfarbinformationen zu erlangen und das jeweils viermal mit jeweils 0,5 Pixeln Versatz, so dass am Ende nach der Verrechnung an einem Computer 400 Echtfarb-Megapixel herauskommen. Alternativ kann man auch nur vier Aufnahmen mit jeweils einem Pixel Versatz aufnehmen, dann kommen nach der externen Verrechnung Aufnahmen mit 100 Megapixeln in Echtfarben heraus.

Neben den 19 bisherigen Filmsimulationsmodi bietet die Fujifilm GFX100 II einen neuen Modus mit dem Namen "REALA ACE" an und kommt damit nun auch 20 Filmsimulationen. Der neue Modus basiert auf einem klassischen Analogfilm und soll für eine natürliche Farbwiedergabe mit einer kontrastreichen Tonalität sorgen. Zudem erlaubt die GFX100 II neben Raw und JPEG auch das Speichern im HEIF-Dateiformat, das trotz höherer Farbtiefe von zehn Bit bis zu 30 Prozent kleinere Bilddateien im Vergleich zu JPEG erzeugt.

Ebenfalls erheblich verbessert hat Fujifilm den elektronischen Sucher. Der EVF-GFX3 ist abnehmbar, gehört aber zum Lieferumfang. Er vergrößert 1,0-fach im Kleinbildäquivalent und löst äußerst hohe 9,44 Millionen Bildpunkte auf, das sind 2.048 x 1.536 Echtfarb-Pixel. Er arbeitet mit 60 Bildern pro Sekunde und lässt sich auf Wunsch digital wahlweise auf 0,94x, 0,89x oder 0,83x verkleinern, um ihn beispielsweise mit Brille besser überblicken zu können. Alternativ sorgen 120 Bilder pro Sekunde für einen flüssigen Bildeindruck, allerdings cropt der Sucher dann auf 0,77-fache Vergrößerung und 5,6 Mio. Bildpunkte, was 1.600 x 1.200 Echtfarb-Pixeln entspricht.

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