Mittelformat-Systemerweiterung
Fujifilm GF 55 F1.7, 30 und 110 Tilt-Shift sowie Roadmap angekündigt
2023-09-12 Mit dem GF 55 mm F1.7 R WR, Fujifilm GF 30 mm F5.6 T/S und Fujifilm GF 110 mm F5.6 T/S Macro erweitert Fujifilm sein spiegelloses Mittelformatsystem auf einen Schlag um gleich drei neue Festbrennweiten. Während das 55 mm F1.7 besonders lichtstark ist, handelt es sich beim GF 30 mm F5.6 und GF 110 mm F5.6 um zwei Tilt-Shift-Objektive für die Architektur- beziehungsweise Makrofotografie. Allerdings müssen diese manuell fokussiert werden. Zudem präsentiert Fujifilm eine neue GF-Roadmap, laut der 2024 und 2025 je ein weiteres Objektiv auf den Markt gebracht werden sollen. (Benjamin Kirchheim)
Das Fujifilm GF 55 mm F1.7 R WR ist nach dem GF 80 mm F1.7 R WR das zweite besonders lichtstarke Mittelformat-Objektiv im G-System. Sein Bildwinkel entspricht einem Kleinbildäquivalent von 44 Millimetern Brennweite, befindet sich also im "Normalbrennweitenbereich", bietet aber etwas mehr Bildwinkel als das 80 mm; er soll dem des menschlichen Auges sehr nahekommen.
Das Fujifilm GF 55 mm F1.7 R WR (44 mm KB) bietet eine für Mittelformat hohe Lichtstärke und soll damit eine geringe Schärfentiefe und ein schönes Bokeh ermöglichen. [Foto: Fujifilm]
Der optische Aufbau besteht aus 14 Linsen, die in zehn Gruppen angeordnet sind. Zwei asphärische und zwei ED-Linsen sollen für eine hohe Abbildungsqualität und Auflösung sorgen, die auch dem 100-Megapixel-Sensor der GFX100er-Modelle gerecht werden soll. Laut Fujifilm werden die asphärischen Linsen in einem hochpräzisen Formverfahren mit einer Fertigungstoleranz von 1/100.000 Millimeter hergestellt, um ein weiches Bokeh sicherzustellen. Dazu trägt auch die bisher höchste Anzahl an Blendenlamellen in einem GF-Objektiv bei: elf Stück sind es. Die vordere asphärische Linse sitzt direkt hinter der Blendeneinheit, wo sie sphärische Aberrationen korrigiert. Die zweite sitzt nahe dem Bajonett und soll mit einer Bündelung der einfallenden Lichtstrahlen für eine hohe Randauflösung sorgen.
Die Fokusgruppe des Fujifilm GF 55 mm F1.7 R WR besteht auf acht Linsen, dazu gehören eine asphärische und zwei ED-Linsen, um bei jeder Entfernung eine hohe Auflösung sicherzustellen. Zudem sollen dadurch Farblängsfehler minimiert werden, was ebenfalls für ein attraktives Bokeh sorgt. Darüber hinaus bestehen die Frontlinse und die Linsen der internen Fokusgruppe aus hochbrechendem Glas, wie es in anspruchsvollen Kinoobjektiven verwendet wird. Das soll Schärfefehler, die durch Lichtbrechung sphärischer Linsen entstehen, korrigieren. Das soll besonders bei Fokusfahrten in Videoaufnahmen vorteilhaft sein.
Trotz der vielen Linsen in der Fokusgruppe soll der Autofokus sehr schnell und dennoch präzise arbeiten. Die Naheinstellgrenze beträgt 50 Zentimeter. Trotz der hohen Lichtstärke und des großen Bildkreises ist das Objektiv weniger als zehn Zentimeter lang und dick. Zudem wiegt es unter 800 Gramm. Das Gehäuse ist mit neun Dichtungen gegen Spritzwasser, Staub und bis -10 °C gegen Frost geschützt. Ab Ende September 2023 soll das Fujifilm GF 55 mm F1.7 R WR zu einem Preis von knapp 2.600 Euro erhältlich sein.
Das Fujifilm GF 30 mm F5.6 T/S eignet sich aufgrund seines großen Weitwinkeln von 24 Millimeter im Kleinbildäquivalent beispielsweise für Architekturfotografie mit hoher Schärfentiefe und weniger stürzenden Linien. [Foto: Fujifilm]
Das Fujifilm GF 30 mm F5.6 T/S (24 mm KB) lässt sich um 90 Grad drehen, 15 Millimeter verschieben (Shift) und um 8,5 Grad neigen (Tilt). [Foto: Fujifilm]
Zusätzlich zur Sonnenblende gehört beim Fujifilm GF 30 mm F5.6 T/S auch eine Stativschelle zum Lieferumfang. [Foto: Fujifilm]
Neben dem lichtstarken Normalobjektiv kündigt Fujifilm aber auch mit dem GF 30 mm F5.6 T/S und GF 110 mm F5.6 T/S Macro zwei Spezialobjektive mit manuellem Fokus an. Dank der Tilt- und Shift-Möglichkeiten erlauben sie ein Verschwenken der Fokusebene und einen Ausgleich von stürzenden Linien oder anderen perspektivischen Verzerrungen. Sie bieten einen 85 Millimeter großen Bildkreis, um trotz des 44 x 33 mm großen Mittelformatsensors die volle Auslenkung, auch in Kombination von Tilt und Shift, nutzen zu können. Die Objektive übertragen zudem die eingestellten Werte an die Kamera, damit sie auf dem Bildschirm angezeigt und in die EXIF-Daten für die Raw-Konvertierung gespeichert werden können. Während dies mit der neuen GFX100 II ab Markteinführung funktioniert, benötigen die anderen GFX-Kameras Firmwareupdates, die demnächst bereitgestellt werden sollen.
Das Fujifilm GF 30 mm F5.6 T/S bietet einen großen Bildwinkel mit einem Kleinbildäquivalent von 24 Millimetern. Damit eignet es sich beispielsweise für Architekturaufnahmen. Der optische Aufbau besteht aus 16 Linsen, die in elf Gruppen angeordnet sind. Drei sphärische Linsen, zwei ED-Linsen und eine Super-ED-Linse sollen für eine hohe Bildqualität sorgen. Eine asphärische Frontlinse und drei ED-Linsen sollen Farbquerfehler sowie die Verzeichnung rein optisch, also ohne elektronische Hilfsmittel, korrigieren. Auch sphärische Aberrationen, Koma und Bildfeldwölbung werden auf ein Minimum korrigiert, so dass auch beim Verschieben der Objektivebene eine hohe Auflösung bis in die Bildecken gegeben sein soll.
Zudem ist das GF 30 mm F5.6 T/S mit der Vergütung Nano GI von Fujifilm versehen. Sie soll eine leichte Veränderung des Brechungsindex an der Linsenoberfläche bewirken und so unerwünschte Reflexionen unterdrücken, die besonders bei Weitwinkelobjektiven störende Blendenflecken und Geisterbilder verursachen können.
Der Tilt-Mechanismus des Fujifilm GF 30 mm F5.6 T/S erlaubt ein Neigen um ±8,5 Grad, die Objektivebene lässt sich um ±15 Millimeter verschieben (Shift). Auch eine Rotation um 90 Grad ist möglich. Trotz des großen Bildkreises sowie des Tilt-Shift-Mechanismus wiegt das GF 30 nur knapp über 1,3 Kilogramm. Zudem ist es weniger als 14 Zentimeter lang. Das Filtergewinde misst 77 Millimeter, wobei ein Adapter auf ein 105 mm Filtergewinde beiliegt, damit bei Nutzung des großen Bildkreises keine Randabschattungen auftreten. Für beide Gewindegrößen liegen Objektivdeckel bei.
Ebenfalls zum Lieferumfang gehören eine Gegenlichtblende und eine Stativschelle, die gleichzeitig als Hilfsmittel dient, um leichte Verschiebungen des optischen Zentrums beim Verschwenken der Objektivebene zu korrigieren. Zudem lassen sich dadurch Parallaxenfehler vermeiden, um später mehrere Einzelbilder zu einer Panorama- oder Multishot-Aufnahme zusammensetzen zu können. Ab Oktober 2023 soll das Fujifilm GF 30 mm F5.6 T/S zu einem Preis von knapp 4.500 Euro erhältlich sein.
Das Fujifilm GF 110 mm F5.6 T/S Macro (87 mm KB) lässt sich um 90 Grad drehen, 15 Millimeter verschieben (Shift) und um 10 Grad neigen (Tilt). [Foto: Fujifilm]
Das Fujifilm GF 110 mm F5.6 T/S Macro (87 mm KB) bietet einen Abbildungsmaßstab von 1:2, womit sich 87,6 x 65,8 Millimeter kleine Motive formatfüllend abbilden lassen. [Foto: Fujifilm]
Beim Fujifilm GF 110 mm F5.6 T/S Macro handelt es sich um ein Tele-Makroobjektiv mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 87 Millimeter und einem Abbildungsmaßstab von 1:2, womit sich 87,6 x 65,8 Millimeter kleine Motive formatfüllend abbilden lassen. Der optische Aufbau besteht aus elf Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Eine asphärische Linse soll Koma und Bildfeldwölbung korrigieren, zwei ED-Linsen korrigieren hingegen chromatische Aberrationen. Die Linsen sollen zudem bereits durch ihre Anordnung mit der 9-Lamellen-Blendeneinheit in der Mitte dafür sorgen, dass Verzeichnung und Farblängsfehler weitgehend korrigiert werden.
Der Tilt-Mechanismus erlaubt ein Verlagern der Schärfeebene um ±10 Grad, der Shift erlaubt ein Verschieben der Objektivebene um ±15 Millimeter. In Kombination mit den Makrofähigkeiten eignet sich das Objektiv beispielsweise für kunstvolle Food-Fotografie oder auch die professionelle Produktfotografie. Das GF 110 mm F5.6 T/S Macro ist keine 15 Zentimeter lang und wiegt weniger als 1,3 Kilogramm. Es bietet zudem ein 72 Millimeter großes Filtergewinde. Ab November 2023 soll das Fujifilm GF 110 mm F5.6 T/S Macro zu einem Preis von knapp 4.000 Euro erhältlich sein.
Darüber hinaus präsentiert Fujifilm eine neue Roadmap für das GFX-System. In den Jahren 2024 und 2025 soll je ein Objektiv auf den Markt kommen. Die Pläne für 2024 sind bereits recht konkret. Hier plant Fujifilm ein 500mm-Teleobjektiv mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 396 Millimetern. Auch die Lichtstärke ist mit F5,6 bereits gesetzt. Das Objektiv verdoppelt nicht nur die bisher maximale Telebrennweite, sondern ist auch mit dem 1,4-fachen Telekonverter kompatibel, was die Brennweite auf 700 Millimeter (554 mm KB) verlängert. Damit sollte selbst Wildtier-, Vogel- und Flugzeugfotografie in greifbare Nähe rücken.
Laut Fujifilm G Mount Roadmap vom September 2023 soll das Mittelformatsystem 2024 um die Tele-Festbrennweite GF 500 mm F5.6 (396 mm KB) und 2025 um ein Weitwinkel-Motorzoomobjektiv, mutmaßlich hauptsächlich für Videoaufnahmen, erweitert werden. [Foto: Fujifilm]
Des Weiteren plant Fujifilm für 2025 ein Motorzoomobjektiv, das erste im Mittelformatsystem. Es soll sich im Ultraweitwinkel- bis Weitwinkelbereich bewegen, wobei Fujifilm noch keine genaue Brennweite oder Lichtstärke angibt. Klar dürfte sein, dass sich das Objektiv aufgrund der motorischen Zoomverstellung hervorragend für Videoaufnahmen eignen sollte.