Runderneuerte, fünfte Generation
Fujifilm X100V mit höher auflösendem Sensor und neuem Objektiv
2020-02-04 Mit der neuen Fujifilm X100V geht die auf der Photokina 2010 mit der X100 erstmals vorgestellte Kameraserie ins zehnte Modelljahr. Zum Jubiläum gibt es zahlreiche technische Neuerungen. Von ursprünglich zwölf über 16 und 24 Megapixel löst der APS-C-Sensor der kompakten Festbrennweiten-Digitalkamera nun 26 Megapixel auf, höchste Zeit also, auch das F2 lichtstarke 23mm-Objektiv (35 mm entsprechend Kleinbild) neu zu berechnen. Die optische Konstruktion besteht zwar weiterhin aus acht Linsen, die in sechs Gruppen angeordnet sind, verwendet nun aber zwei statt einer asphärischen Linse. (Benjamin Kirchheim)
Die Fujifilm X100V besitzt einen höher auflösenden Bildsensor und ein entsprechend neugerechnetes Objektiv. [Foto: Fujifilm]
Obwohl der rückwärtige Touchscreen der Fujifilm X100V völlig flach abschließt, lässt er sich nach oben und unten klappen. [Foto: Fujifilm]
Auch sonst gibt es zahlreiche Neuerungen: Die Videofunktion erreicht nun 4K-Auflösung statt Full-HD, die Serienbildrate ist deutlich schneller, der Sucher größer, der elektronische Sucher höher auflösend, die Akkulaufzeit etwas länger, der Bildschirm verbessert, Bluetooth eingebaut, der Autofokus verbessert und der ND-Filter "dunkler". Doch der Reihe nach.
Der rückwärtige belichtete, 26 Megapixel auflösende APS-C-Sensor kam erstmals in der X-T3 zum Einsatz, die im September 2018 auf den Markt kam. Der X-Trans-CMOS-4-Sensor soll dank Kupfertechnologie besonders schnell sein und dabei wenig rauschen. Zudem konnte Fujifilm den lichtempfindlichen Bildwinkel der Pixel von 20 auf 30 Grad erweitern, um noch mehr Licht effektiv einfangen zu können. Des Weiteren bietet er über die gesamte Sensorfläche zahllose integrierte Phasen-AF-Sensoren, so dass die X100V Motive, aber auch Gesichter und Augen problemlos erfassen und verfolgen kann. Während mit dem mechanischen Zentralverschluss (maximal 1/4.000 Sekunde schnell) elf Serienbilder pro Sekunde möglich sind, können mit elektronischem Verschluss (bei bis zu 1/32.000 Sekunde kurzen Belichtungszeiten) sogar bis zu 20 Serienbilder pro Sekunde aufgenommen werden. Für die entsprechende Rechenpower sorgt übrigens der X-Prozessor 4.
Die Belichtungsparameter (Blende, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit und Belichtungskorrektur) der Fujifilm X100V werden ganz klassisch über Drehräder und Ringe eingestellt. [Foto: Fujifilm]
Die Fujifilm X100V bietet drei Schnittstellen: Eine kombinierte Mikrofon- und Fernauslösebuchse, einen USB-C-Anschluss und eine Micro-HDMI-Buchse. [Foto: Fujifilm]
Das neue Objektiv soll nicht nur eine bessere Bildqualität mit höherer Auflösung, weniger Verzeichnung und Farbsäumen bieten, sondern besitzt auch einen einschwenkbaren Neutraldichtefilter, der nun vier statt drei Blendenstufen Licht schluckt, um auch in hellen Umgebungen mit Offenblende arbeiten zu können. Die Blende selbst besteht aus neun abgerundeten Lamellen. Die Naheinstellgrenze liegt, wie vorher auch, bei zehn Zentimetern, auch das bisherige Objektivzubehör wie Filtergewindeadapter, Sonnenblende und Weitwinkel- sowie Telekonverter passt.
Die Videofunktion hat Fujifilm ebenfalls deutlich "aufgebohrt". Sie ist mit 4K-Auflösung nun endlich auf dem aktuellen Stand der Technik. Die Bildwiederholrate liegt bei 30 Bildern pro Sekunde, auch DCI-4K in 17:9 wird unterstützt. In Full-HD sind 60 Bilder pro Sekunde beziehungsweise im Highspeed-Modus sogar 120 Bilder pro Sekunde möglich. Ein Stereomikrofon lässt sich über die 2,5mm-Fernauslöse-Klinkenbuchse anschließen, auch ein HDMI-Ausgang (Micro, Typ D) ist vorhanden. Die USB-Schnittstelle ist mit Typ C und 3.1-Standard ebenfalls deutlich moderner, der Akku lässt sich darüber aufladen. Drahtlos nimmt die X100V nun nicht nur per WLAN, sondern auch per Bluetooth 4.2 Verbindung mit einem Smartgerät auf. Die Kamera kann samt Livebildübertragung und Einstellung von Aufnahmeparametern ferngesteuert werden, bezieht Geodaten per Bluetooth und überträgt Bilder via WLAN an Smartphones, Tablets und Computer. Sogar Firmwareupdates lassen sich drahtlos einspielen.
Trotz der modernen Innereien gibt sich die X100V äußerlich klassisch-traditionell und könnte ebenso gut als Leica durchgehen. So dominieren zahlreiche mechanische Einstellräder für die Blende, die Belichtungszeit, die ISO-Empfindlichkeit und die Belichtungskorrektur. Sie besitzt ein robustes, erstmals wettergeschütztes Aluminiumgehäuse. Da sich das Objektiv beim Einschalten nach vorne bewegt, besteht der Schutz allerdings nur mit angesetztem, speziellem Objektiv-Filteradapter AR-X100 und dem Schutzfilter PRF-49 (beides optional erhältlich), sodass sich das Objektiv dann im geschützten Inneren bewegt. Sogar ein optischer Sucher, der nun mit 0,52-fach etwas stärker vergrößert und 95 Prozent des Bildfelds abdeckt, ist verbaut. Es handelt sich um einen Hybridsucher, der auch ein einblendbares elektronisches OLED-Sucherbild bietet, das alternativ alleinig angezeigt werden kann. Es löst nun 3,69 Millionen Bildpunkte auf und arbeitet mit flüssigen 100 Bildern pro Sekunde.
Das Gehäuse der Fujifilm X100V ist wettergeschützt, allerdings am Objektiv nur, wenn der optionale Adapterring samt Schutzfilter angebracht sind. [Foto: Fujifilm]
Die Fujifilm X100V soll nicht nur in Silber-Schwarz, sondern auch in Schwarz erhältlich sein. [Foto: Fujifilm]
Auch der Bildschirm ist neu. Das LCD löst bei einer Diagonale von 7,6 Zentimetern und einem Seitenverhältnis von 3:2 nun 1,62 Millionen Bildpunkte auf. Zudem handelt es sich erstmals um einen Touchscreen und es lässt sich nach oben und unten neigen, was für die unauffällige Reportage- und Street-Fotografie sehr nützlich ist. Dennoch schließt der Bildschirm dank mit 4,4 mm besonders dünner Bauweise angeklappt flach an der Kamerarückseite ab. Trotz des höher auflösenden Suchers und Bildschirms sowie der höheren Leistung steigt sogar die Akkureichweite leicht an auf 350 Aufnahmen mit EVF oder 420 Aufnahmen mit optischem Sucher. Das schließt laut CIPA-Standard sogar die Zündung des integrierten Blitzes bei jeder zweiten Aufnahme mit ein. Dank des TTL-Blitzschuhs lassen sich aber auch Systemblitzgeräte verwenden.
Selbstverständlich fehlen auch die Filmsimulationsmodi nicht, wobei hier nun 17 statt 15 verschiedene zur Auswahl stehen, neu sind der "Classic Negative" sowie der "Eterna". Während die X100V mit 128 mal 74,8 mal 53,3 mm nur 1,5 mm breiter und 0,9 mm dicker ausfällt als das Vorgängermodell X100F, steigt das betriebsbereite Gewicht um neun auf nunmehr 478 Gramm. Ende Februar 2020 soll die Fujifilm X100V in Silber und im März auch in Schwarz zu einem Preis von rund 1.500 Euro auf den Markt kommen.