APS-C-Systemkamera

Fujifilm kündigt X-S10 für ambitionierte Fotografen und Vlogger an

2020-10-15 Mit der X-S10 führt Fujifilm eine neue Kamera-Linie innerhalb des X-Systems ein. Auch wenn sich die vorgestellte X-S10 einige Ausstattungsmerkmale mit der X-T4 teilt, wie den 26 Megapixel auflösenden X-Trans-4-Sensor und den X-Trans-4-Bildprozessor, besitzt die Kamera beispielsweise einen um etwa 30 Prozent verkleinerten internen Bildstabilisator, der nur minimal an Stabilisierungsleistung verloren hat. Dadurch passt die Technik der X-S10 ein kleineres Gehäuse. Eigentlich könnte die X-S10 der Nachfolger der X-T30 sein, doch es gibt einige Gründe, warum Fujifilm das anders sieht.  (Harm-Diercks Gronewold)

Jeder Kamerahersteller hat unterschiedliche Kameralinien innerhalb eines Systems. Diese Linien haben eine bestimmte Zielgruppe, die angesprochen werden soll. So ist das Flaggschiff des Fujifilm-X-Systems aktuell die X-T4 und die richtet sich an Profis und gehobene Amateure. Darunter gab es die zweistelligen X-T Kameras, wie die X-T30, die sich eher an Amateure richtet und an Profis, die ein Zweitgehäuse benötigen. Doch anstelle einer X-T40 hat sich Fujifilm entschlossen, die X-S10 auf den Markt zu bringen und das, obwohl die Kamera alle Eigenschaften mit sich bringt, die sie zur X-T40 qualifiziert hätten. Einer der Gründe ist die leicht geänderte Designsprache der Kamera, die durch den recht großen Handgriff am deutlichsten wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Fujifilm-Modellen, die eher traditionell bis teilweise "extrem retro" gestaltet sind, ist das Gehäuse der X-S10 zeitlos unauffällig bis modern und wirkt sehr aufgeräumt.

Im Inneren der X-S10 arbeitet, wie auch in der X-T4, ein X-Trans-4-Quadcore-Bildprozessor und auch der rückwärtig belichtete 26,1 Megapixel auflösende X-Trans-4-Sensor kommt zum Einsatz. Wie schon die X-T4, so besitzt auch die X-S10 einen internen optischen Bildstabilisator, der über fünf Achsen eine Stabilisierungsleistung von etwa sechs Blendenstufen erreicht. Das ist nur etwa 0,5 EV weniger als die X-T4. Damit der aufwändig konstruierte Stabilisator der X-T4 in das 126 mm breite, 85 mm hohe und 65 mm tiefe Gehäuse der X-S10 passt, wurde er kurzerhand um etwa 30 Prozent in der Größe reduziert. Der interne Bildstabilisator lässt sich im Übrigen auch bei der Videoaufzeichnung einsetzen.

Der leistungsfähige Autofokus ist ein Hybridsystem aus Kontrast- und Phasen-AF mit 425 Messfeldern, die auf 2,16 Millionen auf dem Sensor integrierte Phasen-AF-Messpunkte zurückgreifen (wie ein Phasen-Autofokus arbeitet erklären wir in einem Fototipp, der über die weiterführenden Links am Ende dieser Newsmeldung zu finden ist). Die Messfelder können auf einem Raster von 13 x 9 beziehungsweise 25 x 17 ausgewählt werden und auch eine Bündelung in Zonen mit 3 x 3, 5 x 5 und 7 x 7 ist möglich. Aber das ist schon sowas wie ein Fujifilm-"Standard". Ebenfalls "Standard" sind eine Gesichtserkennung und Motivverfolgung. Der Autofokus fokussiert laut Fujifilm in nur 0,02 Sekunden.

Ebenso rasant geht es bei der Serienbildfunktion zur Sache. Die X-S10 erreicht dabei maximal 8 Bilder pro Sekunde für 105 Aufnahmen in Folge, zumindest im JPEG-Format. Mit dem Rohdatenformat sind es aber immerhin noch 18 Bilder in Folge. Beim Einsatz des elektronischen Verschlusses und einem 1,25-fachem Crop sind maximal 30 Serienbilder pro Sekunde möglich. Der mechanische Schlitzverschluss der X-S10 erreicht eine kürzeste Verschlusszeit von 1/4.000 Sekunde und ist damit langsamer als der Verschluss der X-T4.

Der Touchscreen der X-S10 löst mit etwa 1,04 Millionen Bildpunkten auf. Er ist dreh- und schwenkbar, wie bei der X-T4. Beim OLED-Sucher der X-S10 wurden leichte Abstriche zur X-T4 gemacht. So löst er nur noch mit 2,36 Millionen Bildunkten auf, doch die maximale Bildwechselfrequenz beträgt weiterhin bis zu 100 Bilder pro Sekunde. Die Vergrößerung des Suchers liegt bei etwa 0,62-fach (KB-Äquivalent).

Der elektronische Sucher teilt sich den "Höcker" auf der Kamera mit dem ausklappbaren intelligenten Blitz. Dieser hat mit einer Leitzahl von 5 (ISO 100 / 1 m) eine recht geringe Leistung. Wer mehr Leistung braucht, der steckt einfach ein kompatibles TTL-Blitzgerät auf den Blitzschuh der Kamera.

Bei der Bedienung ist die X-S10 ein ganzes Stück komfortabler geworden. So können die Programmautomatik, die Halbautomaten und auch der manuelle Modus direkt vom Moduswahlrad ausgewählt werden. Zudem lassen sich eigene Menüs erstellen und bis zu vier individuelle Kamerakonfigurationen speichern. Bei diesen Konfigurationen können auch AF- beziehungsweise MF-Einstellungen gespeichert werden. Die verschiedenen Konfigurationen lassen sich direkt über das Moduswahlrad auswählen. Wer keine Lust auf aufwändige Einstellungen an der Kamera hat, kann sich auf den laut Fujifilm verbesserten Automatikmodus verlassen. Dieser erkennt Motive automatisch und passt die Kameraeinstellungen ebenfalls automatisch auf das Motiv an, und das sogar in Gegenlichtsituationen.

Anstelle des häufig verwendeten, etwas fummeligen Drehrades in der Kamerarückwand kommt in der X-S10 ein großes, mit dem Daumen bedienbares Drehrad oben auf der Kamera zum Einsatz. Das vordere Drehrad ist weiterhin vorhanden und auch ein Steuerknüppel hat es auf die Rückseite der X-S10 geschafft.

Filmsimulationen gehören zu Fujifilm-Kameras wie der sprichwörtliche Deckel auf den Topf. Bei der X-S10 stehen insgesamt 18 Simulationen zur Verfügung. Diese beinhalten unter Anderem den Classic Chrome sowie den Eterna Bleach Bypass. Diese Simulationen werden dank optimierter Benutzeroberfläche ausführlich erklärt, so dass sich auch Einsteiger nicht mit langer Recherche plagen müssen. Weitere Verbesserungen wie ein halbtransparentes Aufnahme-Menü sorgen für mehr Übersichtlichkeit bei der Navigation während der Arbeit.

Mit der X-S10 möchte Fujifilm auch die stetig wachsende Zahl an Vloggern für eine Fujifilm-Kamera begeistern. Aus diesem Grund sind die Videofunktionen ziemlich kompromisslos. Neben DCI 4K (4.096 x 2.160 Pixel) ist auch das UHD Format mit 3.840 x 2.160 Pixeln mit von der Partie. Natürlich fehlt auch ein FullHD-Aufnahmemodus (2.048 beziehungsweise 1.920 x 1.080 Pixel) nicht. Für das Videobild wird die gesamte Sensorfläche abgetastet, einen Crop gibt es nur in der Zeitlupenfunktion. Die maximale Aufnahmedauer für Videos beträgt knapp 30 Minuten, außer bei den Zeitlupenaufnahmen. Dort ist die Dauer, abhängig von der Aufnahmefrequenz, auf 3 Minuten (240 fps) beziehungsweise 6 Minuten (120 fps) begrenzt.

Möchte man die Videos nicht auf der SD-Speicherkarte speichern, so kann die Kamera den Videostream über die Micro-HDMI-Schnittstelle ohne Displayeinblendungen übertragen (Clean-HDMI). Dabei kann die maximale Auflösung und Bildwechselfrequenz benutzt werden. Anstelle der Farbunterabtastung von intern 4:2:0 mit 8 Bit Farbtiefe kommt dabei eine Farbtiefe von 10 Bit und eine Farbunterabtastung von von 4:2:2 zum Einsatz.

Das stabile Gehäuse ist aus einer Magnesiumlegierung gefertigt, verzichtet aber auf Dichtungen gegen Spritzwasser und Staub. Gespeichert werden die Fotos und Videos auf einer SD-Speicherkarte mit SDHC- und SDXC-Standard. Auch die UHS-I-Technologie wird unterstützt. Neben einer schnellen USB-C-Datenverbindung (3.1 Gen. 1x1), die gleichzeitig als Stromversorgung zum Laden des Akkus dient, besitzt die X-S10 eine Bluetooth- und WLAN-Verbindungsoption.

Die Fujifilm X-S10 soll Ende November 2020 für knapp 1.000 Euro im Fachhandel erhältlich sein. Fujifilm hat zudem einige interessante Bundles geschnürt. So wird die X-S10 mit dem XC 15-45 mm F3,5-5,6 OIS PZ für knapp 1.100 Euro, mit dem XF 18-55 mm F2,8-4 R LM OIS für knapp 1.400 Euro und zusammen mit dem XF 16-80 mm F4 R OIS WR für etwa 1.500 Euro erhältlich sein. Auch die Sets sollen Ende November 2020 im Fachhandel erhältlich sein.


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