Mittelformat im "Taschenformat"
Fujifilm präsentiert die spiegellose Mittelformatkamera GFX 50R
2018-09-25, aktualisiert 2018-09-27 Das digitale Mittelformat rückt mit voranschreitender Sensortechnologie immer mehr in den gehobenen Amateurmarkt vor. Angetrieben vom Erfolg spiegelloser Systeme zeigt vor allem Fujifilm, dass das Mittelformat im gehobenen Amateursegment angekommen ist. Die zur Photokina 2018 vorgestellte GFX 50R ist der aktuellste Zugang dieser Kameraklasse und bietet dem Fotografen neben jeder Menge modernster Ausstattungsmerkmale einen Aufnahmesensor mit einer Auflösung von 51,4 Megapixeln in einem äußerst kompakten Gehäuse. (Benjamin Kirchheim)
Der 44 mal 33 Millimeter große Mittelformatsensor der Fujifilm GFX 50R löst über 50 Megapixel auf. [Foto: Fujifilm]
Der Videosucher der Fujifilm GFX 50R löst feine 3,7 Millionen Bildpunkte auf, der 8,2 Zentimeter große Touchscreen bringt es auf 2,36 Millionen Bildpunkte. [Foto: Fujifilm]
Die Fujifilm GFX 50R ist eine Mittelformatkamera im kompakten Messsucherdesign (Englisch Rangefinder, daher das R im Namen) ähnlich einer X-Pro2 oder X100. Gegenüber der GFX 50S ist das Gehäuse 25 Millimeter dünner und 145 Gramm leichter. Lediglich 775 Gramm drückt die GFX 50R betriebsbereit (ohne Objektiv) auf die Waage. Dafür fehlt zwar der große, ergonomische Griff, aber mit einem solchen wäre es keine "Rangefinder"-Kamera mehr. Zusammen mit dem in Entwicklung befindlichen GF 50 mm F3.5 R LM WR (siehe weiterführende Links) ergibt die GFX 50R die wohl kompakteste und leichteste digitale Mittelformat-Kamera-Objektivkombination, die man (demnächst) bekommen kann.
Das Gehäuse besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung, die Bedienräder (beispielsweise für die Belichtungszeit und Belichtungskorrektur) sind aus vollem Aluminium gefräst und sollen satt und hochwertig einrasten. Da sowohl die Kamera als auch die GF-Objektive über einen Spritzwasser- und Staubschutz verfügen, spricht nichts gegen den harten Reportageeinsatz unter widrigen Bedingungen. Auch Frost bis minus zehn Grad Celsius kann der GFX 50R nichts anhaben. Dabei bleibt die Kamera klein und unauffällig und ist nicht schwer bis zum Aufnahmeort zu tragen, ohne dass man dabei auf die Bildqualität einer über 50 Megapixel auflösenden Mittelformatkamera verzichten müsste.
Der rückwärtige Bildschirm lässt sich bei der Fujifilm GFX 50R nach oben und unten klappen. [Foto: Fujifilm]
Die Fujifilm GFX 50R ist im Design einer Messsucherkamera gehalten, "Rangefinder" in Englisch. Daher auch das "R" im Namen. [Foto: Fujifilm]
Technisch gesehen macht Fujifilm bei der GFX 50R keine Kompromisse. Der elektronische Sucher bietet eine 0,77-fache Vergrößerung im Kleinbildäquivalent (sensorbezogen 0,61-fach) und löst feine 3,7 Millionen Bildpunkte auf und muss nicht wie bei der GFX 50S aufgesteckt werden, sondern ist fest integriert. Nimmt man die Kamera vor das linke Auge, ist das Objektiv sogar in der optischen Achse der Nase des Fotografen, nimmt man das rechts Auge, hat das linke an der Kamera vorbei den freien Überblick über das Motiv. Der rückwärtige Touchscreen misst satte 8,2 Zentimeter in der Diagonale, lässt sich nach oben und unten klappen und löst feine 2,36 Millionen Bildpunkte auf.
Der 44 mal 33 Millimeter große Mittelformatsensor, Fujifilm nennt ihn liebevoll "Super-Vollformat", ist 1,7-mal größer als das Kleinbild-Vollformat und identisch mit dem der GFX 50S. Er ist in CMOS-Technik gebaut und löst effektiv 51,4 Megapixel auf. Der Empfindlichkeitsbereich geht von ISO 100 bis 12.800 (mit Erweiterung ISO 50-102.400) und die Raw-Bilder werden mit 14 Bit Farbtiefe aufgezeichnet. Nur die Videofunktion ist mit maximal Full-HD-Auflösung nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Eine 4K-fähige Mittelformatkamera mit weiteren technischen Highlights befindet sich aber bereits in Entwicklung (siehe weiterführende Links).
Der Autofokus arbeitet zwar "nur" kontrastbasiert, soll aber dennoch sehr flott sein. Der Fokuspunkt kann bequem per Joystick verschoben werden. Genauso ist die Serienbildrate mit drei Bildern pro Sekunde für eine Mittelformatkamera hoch. Für die schnelle Datenverarbeitung sorgt der X-Prozessor Pro. Die typischen Filmsimulationsmodi stehen bereits während der Aufnahme zur Verfügung, aber auch Raw-Bilder lassen sich direkt in der Kamera entwickeln, neben JPEG auch in TIFF-Format (allerdings nur in 8 bit). Neu ist ein Kleinbildmodus, bei dem nur 30,5 Megapixel des Sensors genutzt werden. Er ist für die Adaption von Kleinbildobjektiven gedacht. Diese Funktion soll die GFX 50S per Firmwareupdate erhalten. Der mechanische Schlitzverschluss arbeitet mit bis zu 1/4.000 Sekunde schnellen Belichtungszeiten und ist deutlich leiser als noch bei der GFX 50S. Lediglich ein hochwertig klingendes, leises Klack-siiit ist beim Auslösen zu hören, so als wären Sound-Designer am Werk gewesen. Die Blitzsynchronzeit liegt bei 1/125 Sekunde. Der lautlose elektronische Verschluss erlaubt sogar 1/16.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten.
Zusammen mit einer passenden Festbrennweite ist die Fujifilm GFX 50R für eine Mittelformatkamera äußerst kompakt. [Foto: Fujifilm]
66 Millimeter flach ist das Gehäuse der Fujifilm GFX 50R. Das Gewicht beträgt betriebsbereit lediglich 775 Gramm. [Foto: Fujifilm]
Auch im Studio lässt sich die Fujifilm GFX 50R einsetzen. Sie beherrscht Tethered Shooting (Fernbedienung via PC) und ist kompatibel mit Adobe Lightroom sowie ganz neu auch Capture One. Zudem kommt erstmals in einer GFX-Kamera Bluetooth zum Einsatz. Damit lässt sich unterwegs stromsparend eine dauerhafte Bluetooth-Verbindung zum Smartphone halten, um beispielsweise die Bilder direkt mit Geokoordinaten in den EXIF-Metadaten versehen zu können. Das integrierte WLAN dient der schnellen Übertragung der Aufnahmen auf Smartphones, Tablets oder Computer. Auch eine mobile Fernsteuerung via kostenloser App samt Livebildübertragung und Einstellung der Aufnahmeparameter ist via WLAN möglich. Der Lithium-Ionen-Akku soll übrigens für 400 Aufnahmen nach CIPA-Standard halten.
Ab November 2018 soll die Fujifilm GFX 50R zu einem Preis von nur 4.500 Euro erhältlich sein. Damit ist sie nicht nur klein und leicht, sondern auch relativ preisgünstig, ohne auf hochwertige Technik, ein robustes Gehäuse und eine hohe Bildqualität verzichten zu müssen.