Mit der Kraft der zwei Objektive
Fujifilms Reise in die dritte Dimension
2008-09-23 Fujifilm will es wirklich wissen. Nicht nur dass der "grüne Riese" gestern auf der Photokina schon eine brandneue Generation von SuperCCD-Sensoren angekündigt hat (siehe digitalkamera.de-Meldung zum SuperCCD-EXR-Bildsensor), sondern man entwickelt bei Fujifilm auch noch eine 3D-Kamera. Der Eindruck der räumlichen Tiefe entsteht dadurch, dass die 3D-FinePix mit zwei (Zoom-)Objektiven ausgestattet sein wird und so auf Basis des Stereophoto-Verfahrens arbeitet. Doch die zukünftige 3D-FinePix wird nicht nur Fotos in 3D aufnehmen, sondern sie auch in 3D wiedergeben können. Und wenn man schon zwei Objektive besitzt, warum nicht auch gleichzeitig filmen und fotografieren oder zwei Fotos mit unterschiedlichen Zoomeinstellungen simultan aufnehmen!?! (Yvan Boeres)
Noch gibt es die 3D-Finepix nicht. Ein konkretes Produkt wird für Anfang nächsten Jahres (voraussichtlich zur amerikanischen Foto-Fachmesse PMA) erwartet. Doch die kleine Kamera wird es in sich haben. Mit gleich zwei Objektiven ausgerüstet, wird sie zuerst mal in der Lage sein, als digitale Stereophoto-Kamera zwei leicht versetzte Bilder aufzunehmen, die entweder auf dem Kamerabildschirm betrachtet, auf einem entsprechenden digitalen (3D-)Bilderrahmen wiedergegeben oder auf speziellem Fotopapier ausbelichtet beim Betrachter den Eindruck der räumlichen Tiefe (sprich: einen 3D-Effekt) erwecken.
Die Entwicklung einer solchen 3D-Kamera war insofern eine technische Herausforderung, als die simultane Aufnahme zweier leicht versetzter Bilder perfekt synchronisiert sein muss. So wird zwar nicht ganz genau derselbe Bildausschnitt aufgenommen, aber derselbe Moment. Fujifilm hat eigenen Angaben zufolge eine völlig neue Kameraelektronik rund um einen eigens für diese Kamera konzipierten Prozessor (Real Photo 3D Prozessor) entwickelt, welcher die nötige Leistung zur Synchronisation der Aufnahme (inkl. Belichtung, Scharfstellung, Zoomsteuerung, Ermittlung der optimalen Aufnahmeparameter usw.) und der Bearbeitung der doppelten Menge an Bilddaten mitbringt. Die Aufnahmesynchronisation soll mit einer Genauigkeit von 0,001 Sekunden erfolgen und soll sowohl fürs Fotografieren als auch fürs Filmen in 3D gelten; weitere Schlüsseltechnologien sind die speziellen Bildsensoren mit gleicher erweiterter Empfindlichkeit und Auflösung wie bei den herkömmlichen FinePix-Kameras sowie hochqualitative Fujinon-Linsen.
Damit man die Aufnahmen gleich in 3D auf dem Kamerabildschirm betrachten kann, wird die 3D-Finepix mit einem 7,1 cm großen Kamerabildschirm (2,8"-LCD mit 230.000 Pixeln) ausgestattet sein, dessen Flüssigkristalle so ausgerichtet werden, dass jedes Auge ein anderes Bild zu sehen bekommt; der Eindruck der räumlichen Tiefe entsteht dann im Kopf (das menschliche Hirn setzt die beiden Bilder zum vermeintlichen "3D-Bild" zusammen). Im Gegensatz zu anderen 3D-Techniken entsteht der Eindruck der räumlichen Tiefe spontan (d. h. ohne Anpassungsphase) und ohne dass irgendwelches Spezialzubehör (z. B. Spezialbrille beim so genannten Anaglyphen-Verfahren) notwendig ist. Auch hier spielt der Kameraprozessor eine besondere Rolle, weil die Bildschirmelektronik laut Fujifilm so präzise gesteuert wird, dass die Bilddarstellung praktisch ohne Flimmern und ohne sichtbaren Qualitätsverlust erfolgen wird.
Mit ähnlicher Technik wird ein optional erhältlicher digitaler Bilderrahmen (8,4"/21,3cm-Bildschirm mit 920.000 Bildpuinkten) funktionieren, der so auch in der Lage sein wird, beim Betrachter des angezeigten Bildes/Films den Eindruck der räumlichen Tiefe zu erwecken. Wer seine Fotos lieber ganz klassisch als Foto-Abzug seinen Mitmenschen zeigt, braucht auch nicht auf den 3D-Effekt zu verzichten. Hier hat Fujifilm seine professionellen Belichtungsmaschinen der Frontier-Serie so modifiziert, dass die damit produzierten Foto-Abzüge mit einer durchsichtigen Mikrolinsen-Schicht aus Kunststoff überzogen werden, die beim menschlichen Auge bzw. Hirn ebenfalls den 3D-Effekt hervorrufen. Nicht alle professionellen Foto-Labore werden solche Maschinen einsetzen bzw. diesen speziellen Druckservice anbieten, aber in Zeiten, wo man seine Fotoabzüge ganz bequem von Zuhause aus online bestellen kann und sie – meist innerhalb von 72 Stunden – nach Hause oder ins nächste Fotogeschäft geliefert bekommt, dürfte das kein wirkliches Problem sein.
Fujifilm wird auch die zwei Objektive der Kamera zu anderen Zwecken als zur Aufnahme von 3D-Bildern benutzen. Alternativ zu den 3D-Bildern wird man auch Fotos mit unterschiedlichen Zoomeinstellungen (z. B. eine Weitwinkel- und eine Tele-Aufnahme gleichzeitig) oder Fotos mit unterschiedlichen Bildeinstellungen (z. B. eine normale Aufnahme sowie eine kontrast- und farbstärkere Aufnahme gleichzeitig) machen können. Oder die Kamera benutzt die zwei Objektive zur Erstellung von Panorama-Bildern. Auch wird die 3D-FinePix in der Lage sein, mit einem Objektiv zu filmen, während es in der gleichen Zeit das andere Objektiv zur Aufnahme von Fotos nutzt. Fujifilm setzt mit seinem "Real 3D System" (das Wort "System" deutet wohl auf mehrere entsprechende Kameramodelle hin) an, die 3D-Mode wieder aufleben zu lassen und gleichzeitig der 2D-Fotografie neue Möglichkeiten zu erschließen; man darf jedenfalls auf die Präsentation erster 3D-fähiger FinePix-Kameras gespannt sein!