Geotagging-Kamera

GPS der Samsung ST1000 ausprobiert

2009-10-27 Jedes Mittelklasse-Handy besitzt inzwischen ein eingebautes GPS, mit dem nicht nur Navigation oder die Orientierung in einem Stadtplan möglich ist, sondern in der Regel auch das Geotagging mit der eingebauten Kamera. Echte Digitalkameras, die eine viel höhere Bildqualität bieten, haben beim GPS allerdings das Nachsehen, es gibt kaum Kameras, die eines eingebaut haben. Die Samsung ST1000 ist da eine löbliche Ausnahme, das GPS ist sogar nur ein kleiner Teil ihrer "Funkmöglichkeiten", denn sie hat auch WLAN, Bluetooth und DLNA eingebaut. Ob die ST1000 tatsächlich ein Geotagging-"Killer" ist, haben wir ausprobiert.  (Benjamin Kirchheim)

Samsung ST1000 GPS [Foto: MediaNord]Als reiner Fotoapparat ist die ST1000 nicht gerade das, was sich der ambitionierte Hobbyfotograf vorstellt. Sie besitzt kein großes, herausfahrendes Objektiv, mit 35 mm Anfangsbrennweite keinen richtigen Weitwinkel, hat nur einen kleinen Bildsensor (1/2,3"), und das Objektiv ist mit F3,6-4,8 recht lichtschwach. Man könnte die Kamera eher als modernes „Gadget“ bezeichnen, das vielleicht neue Trends setzt, wie z. B. auch die Verwendung von MicroSD-Speicherkarten. Diese sind zwar etwas fummelig und noch teurer als SD, haben aber durch die Verwendung in Mobiltelefonen eine sehr hohe Verbreitung gefunden. Hinzu kommt die neumodische Bedienung per Touchscreen, echte Tasten findet man kaum an der Kamera. Die ST1000 ist somit eher auf eine junge, technisch sehr interessierte Zielgruppe ausgerichtet. Touchscreens sind gerade "in" – vor allem bei Mobiltelefonen, spätestens seit dem Apple iPhone –, bieten sie doch den Vorteil, dass praktisch die gesamte Gerätefläche für den Bildschirm verwendet werden kann. So auch bei der ST1000. Satte 3,5" (8,9 cm) misst der Bildschirm in der Diagonale und löst 1,152 Millionen Bildpunkte auf, das sind 800 x 480 Echtfarbpixel. So einen hoch auflösenden Bildschirm findet man sonst nur in Samsung ST1000 GPS [Foto: MediaNord]Smartphones. Die Touchbedienung des Bildschirms ist gut gelungen. Die eingeblendeten Schaltflächen sind fingerfreundlich groß, und der Bildschirm reagiert dank kapazitiver Technologie sensibel, die Reaktion der Kamera erfolgt verzögerungsfrei.

So lässt sich auch das GPS ganz einfach per Fingerzeig aktivieren. Die Antenne sitzt prominent in der Mitte der Oberseite der Kamera, durch eine rot-transparente Kunststoffabdeckung kann man sogar die Windungen der Antenne sehen. Ihr sollte man freien Blick zum Himmel – am besten 360° rundum – gewähren, denn dann ist der Empfang der GPS-Satelliten am besten. Das GPS läuft nur, wenn die Kamera eingeschaltet ist. Das hat den Vorteil, dass kein Akkustrom im ausgeschalteten Zustand benötigt wird. Allerdings muss man nach dem Einschalten eine Weile warten, bis die Kamera ein Signal gefunden hat. Zwar kann auch ohne fotografiert werden, aber dann fehlen die Geoinformationen. Je nachdem, wie lange der letzte "Satelliten-Fix" her ist, dauert das rund 15 bis zu 60 Sekunden. Weil das GPS nicht permanent läuft, kann natürlich auch keine Route registriert und später auf einer Karte dargestellt werden, sondern nur die Punkte, an denen Fotos mit GPS-Information aufgezeichnet wurden.

Samsung ST1000 GPS [Foto: MediaNord]Die Anzeige des GPS auf dem Bildschirm ist recht unscheinbar. Die Schaltfläche für das GPS hat einen Indikator in drei Farben. Rot bedeutet keinen Empfang bzw. keine Position gefunden, bei gelber Farbe wurde das Satellitensignal verloren und die letzte Koordinate hat ihr "Verfallsdatum" überschritten. Wie lange eine GPS-Position gelten soll, kann im Menü eingestellt werden. Bei Grün hat die Kamera Empfang und die Position gültig festgestellt. Ist das der Fall, zeigt die Kamera auf dem Bildschirm zusätzlich die Stadt als Schriftzug an, die nötigen Informationen sind im Speicher der Kamera abgelegt. Die reinen Längen- und Breitengrade zeigt die ST1000 hingegen nicht an. Bei den im Foto gespeicherten Informationen ist es genau umgekehrt. Die Längen- und Breitengrade werden standardkonform im EXIF-Header der Bilddatei abgelegt, nicht aber der Ortsname; zumindest nicht für allgemeine Software lesbar.

Die Empfangsempfindlichkeit des GPS ist erstaunlich gut. Mit freiem Blick zum Himmel findet die ST1000 ihre Position sicher, auch neben hohen Gebäuden und sogar im Gebäudeinneren am Fenster gibt es häufig Empfang. Man sollte Mit der Samsung ST1000 aufgenommene Fotos auf locr.de [Foto: MediaNord]sich aber nichts vormachen: Im Inneren von Gebäuden, Tunneln, Höhlen etc. gibt es prinzipbedingt keinen Empfang. Mit den von der Samsung ST1000 gespeicherten Fotos und vor allem den darin enthaltenen Koordinaten kommt jede Software zurecht, die darauf ausgelegt ist. So lassen sich die Bilder – je nach verwendeter Software – in Google Earth, Google Maps oder anderen Karten anzeigen. Auch ein Upload ins Internet in Geotagging-Galerien funktioniert einwandfrei. Die Website locr.de bspw. ordnete den hochgeladenen Fotos gleich die richtige Adresse und Stadt zu und zeigte die obligatorische "Stecknadel" auf der Karte an.

Fazit Die Samsung ST1000 ist von der GPS-Funktionalität bestens gerüstet, um Fotos im Urlaub, auf Ausflügen und Städtetouren zuverlässig mit Geoinformationen auszustatten. Auch andere Raffinessen wie WLAN, Bluetooth und der große Touchscreen können begeistern. Als reine Kamera allerdings ist die ST1000 sicher nicht jedermanns Sache, ihr fehlt es an Weitwinkel, einem guten Objektiv und fortgeschrittenen Einstellmöglichkeiten wie einer manuellen Steuerung von Blende und Belichtungszeit. So gesehen, ist die ST1000 eher ein Lifestyle-Objekt, ein Gadget, das man zum "Spielen" und "Knipsen", aber weniger zum ambitionierten Fotografieren besitzt. Rund 380 Euro ist da ein stolzer Preis.

Kurzbewertung

  • Einfache Benutzung der GPS-Funktion
  • Anzeige des Städtenamens auf dem Bildschirm
  • Guter Empfang des GPS-Moduls
  • Mehr Lifestyle-Objekt als ambitionierte Kamera
  • Kamera verwendet MicroSD-Karten
  • Wartezeit von 15-60 Sekunden, bis das GPS-Signal kommt
  • Keine Aufzeichnung von GPS-Tracks
  • Keine Anzeige der Koordinaten in der Kamera

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