Photokina-Rückblick
Gedanken und Eindrücke von und zur Weltmesse des Bildes
2004-10-08 Nun ist sie vorbei, die diesjährige Weltmesse des Bildes. Während wir schon längst in der Redaktion zurück waren, werden in den Kölner Messehallen die Stände abgebaut, die Kameras sorgfältig eingepackt, und die Hersteller treffen sich zu ersten Meetings, um Bilanz zu ziehen. Bis zur nächsten Photokina wird man sich wieder zwei Jahre gedulden müssen, doch im Februar nächsten Jahres steht mit der PMA in Orlando/USA der nächste große "Foto-Termin" an. Wir nutzen die kurze "Verschnaufpause", um das Erlebnis Photokina aus unserer Sicht zu resümieren. (Yvan Boeres)
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Offiziellen Quellen zufolge haben über 160.000 Besucher, der Großteil
davon Fachbesucher, die diesjährige Photokina in Köln besucht. Auch wir von
der Redaktion digitalkamera.de waren mit drei Mitarbeitern vor Ort und haben
praktisch "live" von der Messe aus berichtet. Viel gab es für uns –
zumindest was die Kameraneuvorstellungen betraf – nicht zu berichten, denn
die meisten Neuheiten hatten wir schon in den letzten Monaten, Wochen und
Tagen vor der offiziellen Eröffnung der Photokina am 28. September
vorgestellt. Grund: Auf etlichen Presseveranstaltungen bekamen wir schon im
Vorfeld der Photokina von den Produkt-Managern und/oder
Presseverantwortlichen der verschiedensten Herstellerfirmen die Produkte
gezeigt, die dann auf der Photokina im Rampenlicht stehen sollten. Natürlich
mussten wir die gebotene Diskretion wahren und teilweise sogar
Geheimhaltungsvereinbarungen unterschreiben.
Und auch dieses Jahr waren die so genannten Sperrfristen für die Medien –
neben den Produkten selbst – eines der Gesprächsthemen für uns Presseleute.
Während einige Kollegen und auch zahlreiche unserer Leser den Sinn dieser
auch "Embargos" genannten Publikationspraxis in Frage stellen, haben wir für
diese Geheimhaltungspraktik der Hersteller grundsätzlich Verständnis; die
Sperrfristen sind nämlich im Interesse eines jeden: Dem Hersteller erlauben
sie, die Vorstellung bzw. Einführung neuer Produkte richtig zu planen und so
den vermeintlich günstigsten Moment für die Freigabe der wichtigen
Informationen zu wählen. Für uns selbst als teilweise minütlich aktuelles
Medium innerhalb der Fachpresse sind die Sperrfristen ebenso von Vorteil,
denn Sorgfalt in der Berichterstattung ist uns wichtiger als Schnelligkeit
in der Veröffentlichung. So hatten auch wir – dank Sperrfristen mit
Vorlaufzeit – genügend Zeit, um unsere Infos vorzubereiten und Details
nachzurecherchieren. Die offizielle Pressemitteilung eines Herstellers im
Wortlaut per Cut & Paste auf die News-Seite zu übernehmen (wie es manche
Medien tun), nimmt nicht viel Zeit in Anspruch. Dem Anliegen und dem Stil
von digitalkamera.de gemäß versuchen wir hingegen, auch Hintergrundwissen
und auf den Presseveranstaltungen "aufgegabelte" Zusatzinformationen in
unsere Meldungen einfließen zu lassen – ein Mehrwert, den
digitalkamera.de-Besucher Leserbriefen zufolge zu schätzen wissen und der
ohne die Sperrfristen nur schwer zu leisten wäre.
Während der Photokina ist es uns gelungen, in den allermeisten Fällen mit
zu den ersten Websites weltweit zu gehören, die brandaktuell über neue
Kameras berichtet haben. Ein Umstand, den wir vor allem auch denen zu
verdanken haben, die sich – wie wir – strikt an die Sperrfristen gehalten
haben.
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Die Photokina 2004 war also letzten Endes für uns als Redaktion und
unsere treuen Leser weniger eine Messe der großen "Überraschungen" als eine
Gelegenheit für die Foto-Enthusiasten, Kameras hautnah zu erleben, die zuvor
auf digitalkamera.de (und in anderen Medien) vorgestellt worden waren.
Hauptattraktion waren dieses Jahr sicherlich die digitalen
Spiegelreflexkameras; hatte doch fast jeder renommierte Hersteller
mindestens ein neues Modell in dieser Gattung vorzustellen. Bei Canon waren
es die EOS 20D und die EOS 1Ds Mark II, bei Nikon die D2X, bei Pentax die *istDS,
bei Konica Minolta die Dynax 7D, bei Mamiya die ZD und bei Olympus die
E-300. Ein weiterer Trend waren mit Sicherheit die Ultrakompaktkameras bzw.
"Edelminis", die mit mechanischen, optischen und/oder elektronischen
"Tricks" so flach und kompakt wie noch nie sind. Neue so genannte Prosumer-
bzw. Bridge-Kameras gab es allerdings verhältnismäßig wenig, und man kann
nur hoffen, dass diese "Spezies" nicht vor dem aktuellen DSLR-Hype den
Kürzeren ziehen muss. Dass sich bei den Prosumer-Modellen mehr tut als
lieblose Modellpflege (z. B. Aufrüstungen von 5- auf 7-Megapixel), bewies
vor allem Nikon mit den beiden neuen Coolpix-Modellen 8400 und 8800. Denn
die "Artenvielfalt" tut diesem Kamerasektor gut, und die digitalen
Spiegelreflexkameras sind – anders als von einer bekannten deutschen
Foto-Fachzeitschrift dargestellt – nicht zwangsläufig die (Er-)Lösung, auf
die alle gewartet haben. Es gibt auch bei den ambitionierten Fotografen
einen Bedarf nach Prosumer-Kameras, und die PMA wird da hoffentlich etwas
spannendere Produkte zum Vorschein bringen als die Photokina 2004.
Die Photokina stand dieses Jahr aber auch im Zeichen der
herstellerübergreifenden Zusammenarbeit. Auf kleinerer und inoffiziellerer
Ebene zum Beispiel in Form der Kooperation zwischen Ricoh, Kyocera und
Rollei. Adobe will seinerseits das RAW-Rohdatenformat vereinheitlichen und
bietet bereits entsprechende Tools dafür an. Einen etwas weniger konkreten
Charakter hatten die Standardisierungspläne verschiedener großen Marken.
Konica Minolta, Fuji Photo Film und Kodak (ganz zufälligerweise auch die
drei großen Anbieter von Filmmaterial) setzen sich zur PASS-Gruppe (Picture
Archiving and Sharing Standard) zusammen, um zukunftssichere digitale
Bildstandards zu schaffen. Ein Teil derselben Akteure beabsichtigt, im
Kreise einer anderen Gruppe (bestehend aus: Kodak, Konica Minolta, Nikon,
Olympus, Pentax, Ricoh und Sanyo) einen weiteren Standard ins Leben zu
rufen, um mit Hilfe einer standardisierten Kamera- bzw. Drucker-Dock-Lösung
die Ausgabe von digitalen Bildern zu vereinfachen/popularisieren. Die
Hersteller haben also zum Teil erkannt, dass Einigkeit auch eine Stärke sein
kann und oft vorteilhafter ist als der gnadenlose Konkurrenzkampf.
Selbstverständlich wurden auch etliche Produktneuheiten im Zubehörsektor auf
der Photokina vorgestellt, von der aufsteckbaren LCD-Sonnenschutzblende über
mehr oder weniger farbenfrohe Kamerataschen oder Stative aus Basalt bis hin
zu Blitzgeräten, Speicherkarten, Druckern und mobilen
Datenauslagerungsgeräten (Kartenbrenner o. ä.). Auf diese Produkte werden
wir in den nächsten Tagen in unseren News zurückkommen, da wir aufgrund der
vielen Kamera-Neuheiten bisher nicht ausführlich über das Zubehör berichten
konnten. Die Photokina ist somit für uns noch lange nicht vorbei, und nach
den Kameravorstellungen kommt also jetzt die Peripherie zu Ehren. Alles in
allem war die Photokina 2004 mit ihren fast 1.600 Anbietern aus 50 Ländern
wieder mal eine an interessanten Neuigkeiten sehr ertragreiche Messe, und
man darf jetzt schon auf die nächste Photokina anno 2006 gespannt sein.