Auflösung und Rauschen analysiert
High-Res-Shot-Funktion der OM System OM-1 getestet
2022-02-20 Zwar gibt es die High-Res-Shot-Funktion bei Olympus bereits seit einigen Modellgenerationen, aber OM Digital Solutions will diese in der neuen OM System OM-1 nochmals deutlich verbessert haben. Vor allem beim Rauschen wird eine um zwei ISO-Stufen bessere Bildqualität versprochen. Ob das auch zutrifft, haben wir nicht nur im Labor anhand unseres Testbilds ausprobiert, sondern auch eine Auflösungsmessung vorgenommen. Unser kostenpflichtiges Testbildpaket sowie unseren Kameratest haben wir entsprechend erweitert und gehen im Folgenden ausführlicher auf die Details ein. (Benjamin Kirchheim)
OM System OM-1 mit Olympus 12-40 mm F2.8 ED Pro. [Foto: MediaNord]
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Bei der High-Res-Shot-Funktion nimmt die OM System OM-1 unter Nutzung des elektronischen Verschlusses in kurzer Abfolge zwölf Fotos mit minimal versetztem Bildsensor auf und verrechnet diese direkt in der Kamera zu einem hochaufgelösten Foto. Dank des neuen Bildprozessors geht das nun in Windeseile. Dabei stehen verschiedene Einstellungen zur Auswahl. Eine davon ist der Aufnahmemodus, denn die Aufnahmen sind nicht nur vom Stativ möglich, sondern auch aus der freien Hand. Während erstere mit sehr präzisen Sensorverschiebungen mit Hilfe des Bildstabilisators arbeitet und bis zu 80 Megapixel Auflösung (10.368 mal 7.776 Pixel) erzielt, arbeitet der Freihandmodus mit dem natürlichen "Zittern" der Fotografenhand, wobei der Bildstabilisator während der Aufnahme für ein ruhiges Bild sorgt. Die maximale Auflösung ist dabei mit 50 Megapixeln (8.160 mal 6.120 Pixel) etwas geringer.
Im Menü der OM-1 heißt die Funktion "Hochaufgel. Aufnahme" und ist im Aufnahmemenü 2 direkt als erster Menüpunkt auf der ersten Menüseite "1. Rechnerische Modi" zu finden. Neben der Moduswahl Stativ oder Freihand können auch die Auflösung und das Bildformat gewählt werden. An Auflösungen stehen in beiden Modi 25 und 50 Megapixel zur Verfügung, im Stativmodus zudem 80 Megapixel. Als Speicherformate stehen wahlweise JPEG alleine oder JPEG+Raw zur Auswahl. Es wird also in jedem Fall ein JPEG gespeichert, Raw alleine geht nicht. Die JPEG-Kompression ist fest mit "Fine" vorgegeben, die höchste Qualitätsstufe "Super Fine" fehlt leider.
Als dritter Einstellpunkt steht die Wartezeit zur Verfügung. Hier wird eingestellt, wie lange die Kamera wartet, bis die Aufnahme beginnt, ähnlich einem Selbstauslöser. Das dient dazu, Verwackelungen zu minimieren. Im Stativmodus kann man zwischen 0, 1/8, 1/4, 1/2, 1, 2, 4, 8, 15 und 30 Sekunden wählen, im Freihandmodus stehen nur die ersten fünf Zeiten, also maximal eine Sekunde, zur Verfügung. Während im Stativmodus meisten zwei oder vier Sekunden reichen, damit Kamera und Stativ nicht mehr schwingen, ist auch bei Freihandaufnahmen eine Verzögerung sinnvoll, denn so kann man die Kamera ruhiger halten, indem man nicht gleichzeitig auf den Auslöser drücken muss. Allerdings ist das Livebild während der Verzögerung schwarz. Auch der Freihand-Assistent des Bildstabilisators wird hierbei nicht angezeigt, während die Fotos aufgenommen werden, ist er hingegen zu sehen.
Die High-Res-Shot-Funktion findet man bei der OM System OM-1 auf der ersten Seite "Rechnerische Modi" des Aufnahmemenüs 2 unter dem Punkt "Hochaufgel. Aufnahme". [Foto: MediaNord]
Der Menüpunkt "Hochaufgel. Aufnahme" der OM System OM-1 bietet vier Einstelloptionen. [Foto: MediaNord]
Die "Hochaufgel. Aufnahme" der OM System OM-1 bietet zwei Modi: Aufnahme vom Stativ und Freihand-Aufnahme. [Foto: MediaNord]
Die "Hochaufgel. Aufnahme" der OM System OM-1 bietet zwei Modi: Aufnahme vom Stativ und Freihand-Aufnahme. Bei letzterer ist keine Blitznutzung möglich. [Foto: MediaNord]
Die "Hochaufgel. Aufnahme" der OM System OM-1 bietet drei Auflösungsstufen 25, 50 und 80 Megapixel wahlweise als Jpeg oder Raw+Jpeg. [Foto: MediaNord]
Bei der "Hochaufgel. Aufnahme" der OM System OM-1 lässt sich eine Wartezeit vom Drücken des Auslösers bis zur Aufnahme festlegen. [Foto: MediaNord]
Bei der "Hochaufgel. Aufnahme" der OM System OM-1 kann im Stativbetrieb auch ein Blitz genutzt werden. Handelt es sich nicht um einen TTL-Systemblitz, kann die Wartezeit zum Aufladen des Blitzgeräts zwischen den einzelnen Aufnahmen festgelegt werden. [Foto: MediaNord]
Nur im Stativbetrieb steht noch eine vierte Option zur Verfügung, nämlich die Blitz-Ladezeit von 0, 0,1, 0,2, 0,5, 1, 2, 4, 8, 15 und 30 Sekunden. Diese Zeit wird jeweils zwischen den einzelnen Aufnahmen gewartet, so dass sich ein externes Blitzgerät, das nicht per TTL arbeitet, wieder aufladen kann. Bei der Studiofotografie dürfte das beispielsweise sehr nützlich sein und funktioniert dank der langen Ladezeiteinstellmöglichkeiten auch mit Blitzanlagen, die nicht dem High-End-Sektor angehören. Bei TTL-Systemblitzen ist diese Einstellung nicht notwendig, da die Kamera durch die Kommunikation mit dem Blitz weiß, wann er auslösebereit ist.
Die High-Res-Shot-Funktion steht in allen Aufnahmeprogrammen (P, A, S und M) bei allen Blenden und fast allen Belichtungszeiten (1/8.000 bis 60 Sekunden) zur Verfügung. Der Empfindlichkeitsbereich ist hingegen stark eingeschränkt. Obwohl OM Digital Solutions ein um zwei Blendenstufen geringeres Rauschen verspricht, liegt die Obergrenze weiterhin bei ISO 1.600. Immerhin lässt sich die ISO-Erweiterung nach unten nutzen, so dass der Bereich nicht bei ISO 200 beginnt, sondern sich auch ISO 80 und 100 einstellen lassen. Im Bereich von ISO 200 bis 1.600 lässt sich die Empfindlichkeit in 1/3-EV-Stufen einstellen.
Eines ist jedoch klar: Die High-Res-Shot-Funktion ist in erster Linie für statische Motive gedacht, funktioniert aber auch bei Landschaftsaufnahmen gut, bei denen sich ja durchaus einzelne Motivbereiche bewegen können. Wann immer möglich, sollte man den Stativmodus bevorzugen, denn hier lässt sich eine messbar höhere Auflösung erzielen.
Im Testlabor haben wir bei den 80-Megapixel-Aufnahmen im Bildzentrum eine Auflösung von 87 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast gemessen. Das entspricht etwa einer Kleinbildkamera mit 45-50 Megapixeln Sensorauflösung, wobei es hier stark auf die Kamera und ihre Bildaufbereitung ankommt. Am Bildrand lag die Auflösung mit 71 lp/mm um weniger als 20 Prozent darunter. Bei zehn Prozent Kontrast, also der Grenzauflösung, wird mit 129 lp/mm sogar fast die Auflösung einer 60-Megapixel-Kleinbildkamera erreicht, die Alpha 7R IV löst laut unserem Labortest maximal 132 lp/mm bei zehn Prozent Kontrast auf. Am Bildrand sind es bei der OM-1 mit 104 lp/mm ebenfalls gut 20 Prozent weniger als im Bildzentrum.
Verwendet man hingegen die Freihand-Funktion, sinkt die Auflösung etwas, aber nicht einmal so stark, wie man annehmen würde. Im Bildzentrum sind wir auf 77 lp/mm bei 50 Prozent Kontrast gekommen, was immer noch einer guten 42-Megapixelkamera entspricht, bei zehn Prozent Kontrast haben wir 120 lp/mm gemessen, was im Bereich einer 50-Megapixel-Kamera liegt. Man kann also festhalten, dass die Pixel im 50-Megapixel-Modus sogar noch effektiver genutzt werden als im 80-Megapixel-Modus. Allerdings haben wir bei der Freihandaufnahme am Bildrand eine deutlich geringere Auflösung gemessen von nur 49 lp/mm bei 50 Prozent Kontrast und 77 lp/mm bei zehn Prozent. Das entspricht einem Randabfall von 36 Prozent und könnte daran liegen, dass bei handgehaltenen Aufnahmen das Verdrehen der Kamera während der Aufnahme am Bildrand zu größeren Bewegungen führt als im Bildzentrum.
Unser Testbild aufgenommen mit der High-Res-Shot-Funktion der OM System OM-1 bei ISO 200. Das orange Rechteck zeigt den Bildausschnitt, den wir vergrößert betrachten. [Foto: MediaNord]
Vergrößerter Ausschnitt unseres Testbilds aufgenommen mit der High-Res-Shot-Funktion bei 80 Megapixeln mit der OM System OM-1 bei ISO 200. [Foto: MediaNord]
Vergrößerter Ausschnitt unseres Testbilds aufgenommen mit der High-Res-Shot-Funktion bei 80 Megapixeln mit der OM System OM-1 bei ISO 1.600. [Foto: MediaNord]
Vergrößerter Ausschnitt unseres Testbilds aufgenommen ohne High-Res-Shot-Funktion mit der OM System OM-1 bei ISO 1.600. [Foto: MediaNord]
Vergrößerter Ausschnitt unseres Testbilds aufgenommen ohne High-Res-Shot-Funktion mit der OM System OM-1 bei ISO 400. [Foto: MediaNord]
Übrigens liefert die Olympus OM-D E-M1X im Stativmodus maximal 50 Megapixel im JPEG, nur in Raw sind es die vollen 80 Megapixel. Entsprechend beträgt die Auflösung, die wir bei der E-M1X in JPEG mit dem 12-40 mm F2.8 gemessen hatten, bei 50 Prozent Kontrast 76 lp/mm im Bildzentrum und 60 lp/mm am Bildrand. Im Bildzentrum entspricht das also ungefähr dem Ergebnis unserer Freihand-Messung mit der OM-1. Am Bildrand war die E-M1X besser, was aber vermutlich am Freihandmodus liegt, der bei der 50-Megapixel-Messung der OM-1 zum Einsatz kam.
Um die Auflösungen in Relation zu normalen Fotos zu setzen, verraten wir hier die Auflösungen bei der verwendeten Brennweiten-Blenden-Kombination mit der OM System OM-1 und dem Olympus 12-40 mm F2.8 ED Pro. Gemessen haben wir bei 12 Millimetern Brennweite (24 Millimeter entsprechend Kleinbild) abgeblendet auf F4 knapp 56 lp/mm im Bildzentrum und 44 lp/mm am Bildrand, jeweils bei 50 Prozent Kontrast (bei zehn Prozent Kontrast liegen die Auflösungen bei 77 und 75 lp/mm). Im Bildzentrum ist die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast unter Verwendung der High-Res-Shot-Funktion mit 80 Megapixeln vom Stativ also um 55 Prozent höher, am Bildrand sind es sogar 61 Prozent mehr.
Betrachtet man die JPEG-Aufnahmen, so fallen doch recht kräftige Schärfeartefakte auf. Vor allem an harten Kontrastkanten, etwa schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund, stechen sie sehr ins Auge. Im Gegensatz zu früheren Aufnahmen unseres Testbildmotivs haben wir die Aufnahmen mit der OM System OM-1 nicht nur bei der Basis-Empfindlichkeit von ISO 200 durchgeführt, sondern auch bei ISO 400, 800 und 1.600. Vor allem bei höheren Empfindlichkeiten sind die Ergebnisse wirklich phänomenal gut. Bei ISO 1.600 rauscht es im Vergleich zu ISO 200 kaum mehr und fast alle Details sind vorhanden.
Dennoch muss man klar sagen, dass die Aufnahmen bei ISO 200 noch mehr Klarheit und Brillanz besitzen. Man muss sich jedoch keineswegs scheuen, die Empfindlichkeit raufzudrehen, wenn es beispielsweise für eine kürzere Belichtungszeit erforderlich ist. Im Vergleich zu einer einzelnen Aufnahme bei ISO 1.600 zeigt die High-Res-Shot-Aufnahme klare Vorteile nicht nur bei der Auflösung, sondern auch mit geringerem Rauschen. Details, die kaum noch zu erkennen waren, werden auch bei ISO 1.600 mit der High-Res-Shot-Funktion klar herausgearbeitet. Vom Rauschlevel entspricht die High-Res-Shot-Aufnahme bei ISO 1.600 tatsächlich einer Einzelaufnahme bei ISO 400, wobei hier die High-Res-Shot-Aufnahme trotzdem klar bei der Detailwiedergabe gewinnt.