IBM Microdrive wird jetzt in USA ausgeliefert
1999-07-05 Mit der kleinsten Festplatte der Welt gibt es jetzt Kapazitäten von 170 und 340 MByte auch für die Nutzung in Digitalkameras zu durchaus akzeptablen Preisen: Die 340-MByte-Version soll inklusive PC-Card-Adapter rund 500 US-Dollar kosten. (Jan-Markus Rupprecht)
Die im vergangenen Jahr vorgestellte Miniatur-Festplatte wird seit 17. Juni 1999
zunächst in den USA und in Japan ausgeliefert. Europa guckt leider wieder mal in die
Röhre: Laut Aussage von IBM wird das Microdrive in Europa erst in frühestens einem
halben Jahr eingeführt.
Das
Gehäuse der IBM Microdrive ist als CompactFlash Typ II ausgeführt, ist also mit einer
Höhe von 5 mm etwas dicker als die bisher gebräuchlichen CompactFlash-Steckkarten, die
künftig als "Typ I" bezeichnet werden. Hier setzt sich also eine Erweiterung
der CompactFlash-Bauform analog zum PC-Card-Standard (früher PCMCIA) fort: Diese für
verschiedenste Anwendungen erhältlichen Karten mit den Grundmaßen einer Scheckkarte gab
es zunächst in Typ I (3,3 mm) und Typ II (5 mm). Erst später kam dann der vorrangig für
Festplatten vorgesehene Typ III mit einer Höhe von 10,5 mm hinzu.
Als CompactFlash Typ-II-Karte kann die Karte entweder in Digitalkamera mit einem
ebensolchen Steckplatz verwendet werden oder mit einem von IBM zusammen mit dem Microdrive
erhältlichen PC-Card-Adapter in allen Kameras mit PC-Card Typ II-Steckplatz, also
vorrangig professionelleren Geräten wie der Fujifilm DS-300/330 oder der Sony
DSC-D700/770, sowie den Profi-Kameras jenseits der 10.000-DM-Schallmauer. Über diesen
Adapter können die aufgenommenen Bilder dann auch über einen Notebook-Computer oder ein
PC-Card-Lesegerät ausgelesen werden. Ein solches Vorgehen ist auch unbedingt zu
empfehlen, denn derart große Datenmengen wird niemand im Ernst über ein serielles
Kamera-Verbindungskabel quälen.
Bisher gibt es mit der seit Ende 1998 lieferbare Canon PowerShot Pro70 nur eine einzige
Digitalkamera mit CompactFlash Typ II-Steckplatz. Andere Hersteller haben ihre später auf
den Markt gebrachten Kameras erstaunlicherweise nicht mit einem 5 mm hohen Typ II-,
sondern lediglich mit einem 3,3 mm hohen Typ I-Steckplatz ausgerüstet. Dabei
haben mit Pretec und SanDisk bereits zwei weitere Hersteller Speicherkarten in
CompactFlash Typ II-Bauform angekündigt, in beiden Fällen handelt es sich um
Flash-Speicherkarten mit 160 MByte Kapazität. Offenbar gehen die meisten Kamerahersteller
davon aus, daß ihre Kunden keine Verwendung für solch hohe Kapazitäten haben.
Dabei liegt der Vorteil nicht allein in der hohen Kapazität, sondern zusätzlich in
der hohen Datenübertragungsrate. Laut IBM soll die dauerhafte Schreib- und
Lesegeschwindigkeit zwischen 1,8 und 3,0 MByte pro Sekunde liegen, also um einiges höher
als Flash-Speichermedien, die auf ungefähr 300 KByte kommen. Damit dürfte sich die Dauer
für einen Speichervorgang nach der Aufnahme eines Bildes um einiges verkürzen,
insbesondere bei der Speicherung von unkomprimierten Bilddaten. Dort zeigt sich nämlich
besonders bei sehr schnellen Kameras wie der Sony DSC-D700/770 sehr deutlich das Nadelöhr
Speicherkarte: Während rund 0,5 MByte große JPEG-komprimierte Bilder beim Fotografieren
praktisch "in Echtzeit" auf eine 96 MByte SanDisk CompactFlash-Karte gespeichert
werden, dauert das Schreiben unkomprimierter TIFF-Daten schon etliche Sekunden.
Einen Vorteil haben Flash-Speicher aber natürlich in Hinblick auf ihre nahezu
vollständige Unempfindlichkeit gegen Erschütterungen und Vibrationen. Als bewegter
Massenspeicher besitzt das IBM Microdrive hier natürliche Grenzen. IBM gibt Werte im
Betrieb für Stöße von 150 G (2 ms) und für Vibration 0,67 G (5 bis 500 Hz) an.
Weitere Infos: