Sonderbericht zur IFA

Internationale Funkausstellung 1997 in Berlin

1997-09-07 Die Internationale Funkausstellung in Berlin hat heute die Pforten für dieses Jahr geschlossen. Exakt 436.078 Besucher haben das Medienereignis dieses Jahr besucht, darunter über 130.000 Fachbesucher. MediaNord war am Freitag für Sie auf der IFA, um dort die neuesten Digitalkameras aufzuspüren. Und wir sind fündig geworden!  (Jan-Markus Rupprecht)

Digitale Standbildkameras sind schwer einzuordnen. Gehören Sie auf eine Fotomesse? Auf eine Computermesse? Auf eine Unterhaltungselektronk-Messe? Dogitalkameras verbinden alle diese Welten und sind daher auf allen drei Messen anzutreffen. Auf der CeBIT jedes Jahr im Frühjahr in Hannover genauso wie auf den Messen im Spätsommer: der photokina in Köln und der IFA in Berlin, die beide im Abstand von zwei Jahren stattfinden und sich abwechseln.

Auf der photokina 1996 fiel praktisch der Startschuß für die Digitalfotografie im privaten und semiprofessionellen Bereich. Dort stellten etliche Hersteller ihre ersten Digitalkameras vor und die wenigen bereits etablierten Hersteller zeigten Neuentwicklungen. Als mittlere Sensation galt die Olympus C-800 L, die erstmals eine höhere Auflösung im bezahlbaren Preissegment bot und sich folglich in den dann folgenden Monaten zum Verkaufsschlager entwickelte. Auf der CeBIT '97 kamen dann auch Fuji und Kodak mit höherauflösenden Modellen, und unzählige andere Hersteller stellen ihre Erstentwicklungen vor, sodaß unsere Marktübersicht inzwischen weit über 40 verschiedene Kameras enthält.

Dieser Trend setzte sich auf der diesjährigen IFA fort: eine oder mehrere Digitalkameras muß generell jeder Hersteller im Lieferprogramm haben, das gehört zum guten Ton. Zum Üben setzt man erst mal auf die Standard-VGA-Auflösung mit 640 x 480 Bildpunkten. Die bereits etablierten Hersteller hingegen stellen höherauflösende Modelle vor, in der Regel mit der sogenanten XGA-Auflösung, d. h. 1.024 x 768 Bildpunkte. Wir waren auf der IFA mit einer Kodak DC 120 unterwegs und haben für Sie die Neuigkeiten aufgespürt. Von allen diesen Kameras werden wir Ihnen wie gewohnt in den nächsten Wochen nach und nach die ausführlichen Datenblätter mit allen technischen Angaben präsentieren.



Philips hatte eine ganze Halle auf der IFA angemietet und zeigte eine aufwendige Show. Auch eine neue Digitalkamera gab es hier zu entdecken: die Philips ESP 2 kennen Sie vielleicht schon aus der Kurzvorstellung in der einen oder anderen Fachzeitschrift. Die Kamera hat VGA-Auflösung und ist verwandt mit den Modellen von Ricoh. Sie hat 4 MByte internen Speicher (kein Wechselspeicher) und wird im Herbst für rund 900,– DM erhältlich sein. Für dieses Modell will Philips einen 24-Stunden-Austauschservice bieten.
Die neue Sanyo D-CAM X (von "XGA-Auflösung") erreicht wie die demnächst erscheinenden Epson PhotoPC 600 und Olympus C-820 L eine Auflösung von 1.024 x 768 Bildpunkte. Das hochwertige Gehäuse ist teilweise aus Metall und dem der "kleinen" Sanyo D-CAM, die weiterhin im Lieferprogramm bleibt, sehr ähnlich. Genau wie diese hat die neue D-CAM X einen hervorragenden LCD-Monitor, einen PAL-Videoausgang und verfügt auch wieder über die Möglichkeit, Ton als Notiz mit dem Bild zu speichern. Als Wechselspeicher kommen SSFD-Cards zum Einsatz, die zunächst bis 4 MByte lieferbar sein werden. Bei aktiviertem digitalen 3-fach-Zoom arbeitet die Kamera nur in Standard-VGA-Auflösung, da dann nur Teile des Aufnahmechips genutzt werden. Der genaue Preis und der Liefertermin stehen noch nicht fest, klar ist aber, daß sie noch diese Jahr verfügbar sein und unter 2.000,– DM kosten wird.
Neben den bereits bekannten Modellen zeigte Panasonic auf der IFA die nagelneue ultrakompakte NV-DC1000. Diese Minikamera kommt – obwohl mit LCD-Monitor ausgerüstet – mit nur zwei Mignonzellen als Batterien oder Akkus aus. Die Auflösung beträgt 640 x 480 Bildpunkte, der 2 MByte große Speicher faßt in dieser Auflösung 16 bzw. 32 Bilder, je nach Kompressionsstufe. Die abgebildete "Docking-Station" besitzt einen Video-Ausgang, der allerdings nur nach der amerikanischen NSTC-Norm arbeitet. Der Preis wird unter 1.000,– DM betragen, der Liefertermin steht noch nicht fest.
Ebenfalls winzig klein ist der Neuling von Toshiba, die PDR-2. Da Notebook-Computer die Spezialität von Toshiba sind, hat diese Kamera als Besonderheit ein abklappbares Gehäuseteil, das man in einen PC-Card-Steckplatz einführen kann, um die Bilder mit optimaler Geschwindigkeit auszulesen. Trotz ihrer geringen Abmessungen von nur wenig mehr als der Grundfläche einer Scheckkarte bei einer Dicke von ebenfalls nur 2 cm war Platz für einen Wechselspeichersteckplatz nach SSDF-Card-Standard. Einen eingebauten Monitor hat diese Kamera im Gegensatz zur Panasonic aber nicht.
Sharp stellte gleich drei Kameras vor, die unserer Definition nach kompakte Digitalkameras sind. Die VE-LC1S ist ab sofort lieferbar und legt 30 bis 120 Bilder im eingebauten 4 MByte großen Speicher ab. Wie die Sony DSC-F1 hat auch diese Kamera eine Infrarotschnittstelle (IrDA) zur Datenübertragung.
Auf MiniDisk speichert die Sharp VL-DX10S bis zu 2.000 Bilder in Standard-VGA-Auflösung (640 x 480 Bildpunkte). Zusätzlich ist das Gerät auch ein tragbarer MiniDisk-Audiorecorder, der Musik nahezu in CD-Qualität aufzeichnet. Als Termin für die Markteinführung dieses interessanten Gerätes wird der April nächsten Jahres angestrebt.
Der Sharp VL-DX10S ist zunächst einmal ein digitaler Camcorder, der nach dem DV-Standard aufzeichnet. Während andere DV-Camcorder Standbilder im Videomodus auf Band aufzeichnen und normalerweise keine standardmäßige PC-Schnittstelle haben (und deshalb nicht in unserer Marktübersicht erscheinen), enthält der VL-DX10S auch eine "ganz normale" Digitalkamera. Als Bildspeicher dienen interne 2 MByte FlashMemory für 12 bis 48 Bilder, und die Daten können über Infrarot (IrDA) oder eine ganz normale serielle Schnittstelle an den PC übertragen werden. Die Auflösung beträgt 640 x 480 Bildpunkte und ganz videomäßig ist das 10-fach Zoom-Objektiv mit zusätzlichem Digital-Zoom (25-fach).
Auch die Hitachi MPEGCAM MP-EG1 ist ein Zwitter aus Camcorder und Digitalkamera. Etwa 5000,– DM teuer und bereits erhältlich, speichert dieses Gerät Digitalfotos im JPEG-Format und nach MPEG1 komprimierte Videofilme auf einer winzigen (auswechselbaren) PC-Card-Festplatte mit 260 MByte ab. Über jeden Notebook-Computer oder einen mit einem PC-Card-Laufwerk ausgerüsteten stationären PC können die Daten von der PC-Card-Festplatte wieder ausgelesen weden. Die Standbildauflösung beträgt 704 x 480 Bildpunkte, die Videoauflösung hingegen nur 352 x 240 Punkte. Eines ist aber klar: einfacher lassen sich keine MPEG-Videos herstellen!
Olympus war nicht direkt auf der IFA vertreten, sondern hatte – sehr zum Frust des Stammpublikums – kurzerhand für die ganze Woche die bekannte "Bar am Lützowplatz" gemietet. Hier wurden dem ausschließlichen Fachpublikum nicht nur leckerste Cocktails, sondern auch digitale Olympus-Neuheiten serviert: neben der bereits in unserer Marktübersicht gelisteten Digitalkamera C-820L war dies vor allem der neue Fotodrucker P-300E, der mit einer Auflösung von 300 dpi eine adequate Auflösung für Kameras dieser Klasse bietet. Der Drucker wird im Oktober für rund 1.300,– DM auf den Markt kommen während die C-820L noch für diesen Monat für 1.800,– DM erwartet wird.

Aus der unsprünglich drei Modelle umfassenden 400er Serie ist übrigens nur noch die C-400L lieferbar, die jetzt zusammen mit dem (weiterhin im Programm verbleibenden) Fotodrucker P-150E zum günstigen Bundle-Preis angeboten wird. Der Nachfolger wird C-420L heißen und bis auf die Standard-VGA-Auflösung ähnlich der C-820L sein, d. h. über Wechselspeicher (SSFD-Card) und einen größeren, höher auflösenden LCD-Monitor verfügen.

Hier endet unser Rundgang über die IFA und durch die "Bar am Lützowplatz". Fehlende Daten, Preise und Liefertermine werden wir in den kommenden Wochen recherchieren und die Kameras nach und nach in die Marktübersicht einpflegen. Die Neuigkeiten erscheinen dann wie immer direkt auf der Seite "News- und Infos".

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