Wenn der Teufel im Detail steckt

Ist USB 2.0 nicht gleich USB 2.0?

2002-08-15 Um dem relativ neuen USB 2.0-Standard gibt es derzeit einige Verwirrung. So soll es einen Unterschied zwischen USB 2.0-"Full Speed" und USB 2.0-"Hi Speed" geben. Ins Gerede gekommen ist die Firma Canon aufgrund eines Artikels im Computermagazin c’t. "Stein des Anstoßes" ist die Ankündigung neuer Canon-Tintenstrahldrucker.  (Yvan Boeres)

   USB-Hi-Speed-Logo [Foto: USB Implementers Forum]
 

Das ganze Kuddelmuddel ist wohl "geschichtlich" bedingt. Da nämlich USB 2.0 zum Vorgängerstandard USB 1.1 abwärtskompatibel ist und wie dieser auch auf langsamere Endgeräte Rücksicht nimmt, kennt USB 2.0 zwei weitere Geschwindigkeitsstufen. Mit 1,5 MBit pro Sekunde kommunizieren Tastaturen, Mäuse u. ä. Eingabegeräte auf dem universellen seriellen Bus. Drucker, Digitalkameras, Scanner, Modems, Kartenlesegeräte und desgleichen brauchen mehr Datendurchsatz und werden an einer USB 1.1-Schnittstelle mit 12 MBit pro Sekunde betrieben, also mit "Full Speed", denn mehr ging bei USB 1.1 nicht.

Auf der Website des "USB Implementers Forum" kann man auch wählen, ob man ausdrücklich nach "Hi Speed"-Produkten oder nach USB-kompatiblen Produkten allgemein suchen möchte. Ist ein USB-Produkt nicht explizit als "Hi Speed"-Produkt gekennzeichnet, kann man davon ausgehen, dass bestenfalls Transferraten von 12 MBit pro Sekunde erreicht werden. Das ist auch bei den von Canon neu angekündigten Druckern der Fall. Den USB 2.0-Spezifikationen zufolge sind die Canon-Drucker also keine "Hi Speed"-Geräte. Bei Canon hat man sich kurzerhand entschieden, die Drucker demnach als "Full Speed"-Geräte anzupreisen. Schließlich kennzeichnete der Vermerk "Full Speed" bei USB 1.1 die höchste Geschwindigkeitsstufe von 12 MBit pro Sekunde, die ja auch unter USB 2.0 zur Verfügung steht. Ob ein "Full Speed"-Gerät nun dem USB 1.1- oder USB 2.0-Standard zuzuordnen ist, scheint reine Auslegungssache zu sein. Canon hält die Bezeichnung USB 2.0-"Full Speed" auf unsere Nachfrage hin jedenfalls für völlig legitim; die c't-Redakteure sehen darin hingegen eine reine Marketing-Strategie des Herstellers.

Für den Kunden heißt dieses ganze Bezeichnungs-Wirrwarr wieder nur eins: Augen auf vor dem Kauf. Beziehungsweise, getreu dem Werbeslogan mit dem der Heise-Verlag schon lange vor dieser Geschichte für die c't wirbt: "Wer lesen kann, ist klar im Vorteil". Steht also in der Produktbeschreibung nicht explizit USB 2.0-"Hi Speed" bekommt man auch nicht High Speed, sondern die von USB 1.1 gewohnten 12 MBit pro Sekunde.

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