JPEG fit fürs nächste Jahrtausend
JPEG-2000 löst das alte JPEG ab
2000-01-14 In den letzten Jahren ist JPEG als komprimiertes Bilddatenformat durch das Internet und die Digitalkamera zu großer Bedeutung gelangt. Ablösung aus dem eigenen Hause verspricht das Nachfolgeformat JPEG2000, das viele interessante Verbesserungen bringen soll. (Yvan Boeres)
Im Gegensatz zum aktuellen JPEG (Joint Photographers Expert Group) - Format
arbeitet JPEG2000 nach der sogenannten Wavelet-Kompression. Bei der
herkömmlichen DCT-Kompression (Discrete Cosine Transformation) wird das Bild in
8 x 8 große Pixelblöcke komprimiert, was mit zunehmender Kompression zu
sichtbaren, blockförmigen Artefakten führt. Die Wavelet-Kompression hingegen
beschreibt das Bild als mathematische Sequenzen und das in einem kontinuierlichen
Strom. Was sich in der Theorie komplex anhört, bringt in der Praxis deutliche
Vorteile: das Wavelet-Verfahren erlaubt eine bis zu 20% höhere Kompression bei
weniger Qualitätsverlust.
Das ist jedoch beileibe nicht der einzige Vorteil von JPEG2000. Das neue
Format kann wahlweise ganz verlustfrei als auch verlustbehaftet arbeiten.
Außerdem kann JPEG2000 schrittweise dekomprimiert werden, so daß der Anwender
schon beim Laden bzw. Download dieselbe Datei in verschiedenen
Kompressionsfaktoren und Auflösungen stufenlos anwählen kann. Das ist beim
Standard-JPEG nur beim Speichern möglich und beim FlashPix-Dateiformat (das
übrigens vom Miterfinder Kodak nicht mehr unterstützt wird) lediglich
stufenweise funktionierte.
JPEG2000 bietet auch größeren Platz für Farbinformationen (bis zu 256
Datenkanäle). Es kann z. B. ein gesamtes ICC-Profil
(Farbmanagement-Informationsdatei) beinhalten, so daß die Farbtreue von einer
Plattform (Rechner, Digitalkamera, Drucker usw.) zur anderen gewährleistet
bleibt. Außerdem verfügt JPEG2000 von Anfang an über ein Standard-Farbsystem,
nämlich sRGB. Das war beim Standard-JPEG nicht der Fall, was zu
unterschiedlichen Farbwiedergaben führte. Die Grundeinstellung von JPEG2000 ist
immer sRGB, ist ein ICC-Farbprofil miteingebunden, übernimmt dieses automatisch
die Regie.
JPEG2000 kann noch zusätzliche Informationen beinhalten. Bei vielen
Digitalkameras wird der JPEG-Datei praktisch eine Informationsdatei im
sogenannten DCF- oder EXIF-Format Huckepack angehängt, die die Aufnahmedaten
(Kameratyp, Datum/Zeit, Kameraeinstellungen usw.) enthält. Diese Datei geht
jedoch verloren, sobald man das Bild bearbeitet und im Standard-JPEG-Verfahren
weiterspeichert. Bei JPEG2000 könnten diese Informationen fest in die Datei
eingebunden sein, so daß das Bildverarbeitungsprogramm z. B. Rücksicht
auf diese Daten nehmen könnte. Durch den zusätzlichen Platz für Informationen
bleibt JPEG2000 auch für künftige Weiterentwicklungen offen.
Leider wird man sich noch gedulden müssen, bis das vielversprechende
JPEG2000-Format auf uns zukommt. Die endgültigen Spezifikationen werden erst im
Laufe des nächsten Jahres festgelegt, bis erste Anwendungen und Digitalkameras
das J2K-Format (die offizielle Abkürzung für JPEG2000) beherrschen, schreiben
wir schon das Jahr 2001.