Spiegellose Mittelklasse-Systemkamera

Labortest, Testbilder und Ersteindruck der Fujifilm X-S20

2023-06-16 Die erst ab Ende des Monats erhältliche Fujifilm X-S20 ist bereits zum Test in der digitalkamera.de-Redaktion eingetroffen. Sie kombiniert den 26 Megapixel auflösenden APS-C-Bildsensor der Fujifilm X-T4 mit dem aktuellen X-Prozessor 5, was eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit samt ausgefeilten Autofokus-Algorithmen, niedrigem Energieverbrauch und eine hohe Bildqualität verspricht. Nach dem Auspacken und Fotografieren stand direkt der Labortest an, bei dem wir erste Eindrücke zur Kamera und ihrer Bildqualität erlangen konnten, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.  (Benjamin Kirchheim)

Die Fujifilm X-S20 ist eine breite, verhältnismäßig niedrige Kamera mit einem voluminösen Griff, der auch größeren Händen, nicht jedoch dem kleinen Finger, viel Platz und eine gute Ergonomie bietet. Der Einschalthebel sitzt perfekt um den Auslöser herum angeordnet, so dass es im Gegensatz zum Marktführer keine Fingerakrobatik benötigt, um die Kamera schnell ein- und auszuschalten. Das Gehäuse wirkt dank sauberer Verarbeitung, dem teilweisen Einsatz von Metall auf der Ober- und Unterseite sowie der großzügigen, griffigen Belederung mit genarbter Struktur sehr hochwertig. Einzig ein Spritzwasser- und Staubschutz fehlt.

Die vergrößerte Kamerabreite kommt nicht von ungefähr, denn im Griff steckt der "große" Fujifilm-Akku NP-W235. Das merkt man: Den gesamten Labortest durchlief die X-S20 im energiehungrigen Boost-Modus, dennoch war gerade mal einer von fünf Balken nach dem Test verschwunden. Die Speicherkarte sitzt ebenfalls in diesem Bodenfach, das zum Glück weit genug vom Stativgewinde entfernt sitzt, so dass wir die Karte zur Auswertung der Laboraufnahmen entnehmen konnten, ohne die Kamera vom Stativ nehmen zu müssen.

Die X-S20 gehört zu den modernen Kameras von Fujifilm, die im Gegensatz zu beispielsweise der T-Reihe bewusst auf das an analoge Kameras angelehnte Bedienkonzept verzichtet. Das sorgt für eine einfachere Bedienung, denn so kann man das Programmwählrad schnell auf den gewünschten Betriebsmodus, etwa die Vollautomatik oder den neuen Vlog-Modus stellen. Aber auch ambitionierte Anwender kommen dank der Halbautomatiken, dem manuellen Modus sowie den drei Benutzerprogrammen voll auf ihre Kosten.

Das Bedienkonzept ist einfach, zumal für viele Funktionen Direktwahltasten zur Verfügung stehen, die allesamt gut erreichbar sind. Es gibt sogar drei universelle Einstellräder. Jedoch gibt sich die X-S20 nicht konsequent modern, so kann beispielsweise das Menü nicht über den Touchscreen bedient werden. Überhaupt hält Fujifilm an den unschön variabel breiten und teilweise fast unleserlich schmalen Menüschriften fest. Immerhin kann man in den Tiefen des Menüs einige Touchscreen-Funktionen aktivieren, etwa Wischgesten zum Aktivieren individueller Funktionen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Lösung, mangels Vierwegetasten mit dem Fokusjoystick durch das Menü zu navigieren.

Der mäßig helle, aber hochauflösende Touchscreen lässt sich praktischerweise seitlich schwenken und um die eigene Achse drehen. Das erlaubt nicht nur Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven bis hin zu Selfies, sondern ist auch im Labor auf dem Stativ praktisch, etwa wenn man, wie in unserem Fall, als über 1,80 m großer Mensch hinter der etwa 1,15 m hoch angebrachten Kamera steht, um damit zu fotografieren.

Der Autofokus zeigte sich im Labortest zwar schnell, aber manchmal etwas vorschnell, so dass die Kamera trotz Schärfepriorität beim schnellen Durchdrücken des Auslösers gerne mal nicht hundert Prozent scharf stellte, sondern leicht unscharfe Fotos produzierte. Das machte die Messung der Fokusgeschwindigkeit nicht gerade einfach. Ebenfalls auffällig war der mit einem relativ hohen Widerstand versehene Auslöseknopf. Dies gilt jedoch nur für den ersten Druckpunkt. Das war für die Ermittlung der Auslöseverzögerung herausfordernd. Vom ersten zum zweiten Druckpunkt hingegen steigt der Widerstand kaum, was auch in der Praxis relevant sein dürfte, denn dadurch kann man den Fokus schlecht halten, wenn man mit minimaler Verzögerung auslösen möchte. Das bekommt Fujifilm bei anderen Kameramodellen besser hin.

Beim Labortest kam das bewährte Mittelklassezoom Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS zum Einsatz. Sein fehlender Spritzwasser- und Staubschutz ist an der Fujifilm X-S20 kein Manko. Die optische Qualität ist wieder einmal hervorragend. Die Randabdunklung und Verzeichnung werden nahezu perfekt digital korrigiert, allenfalls Farbsäume können leicht sichtbar werden. Die Auflösung ist bei allen Brennweiten hoch und erreicht mit bis zu über 60 lp/mm sehr gute Spitzenwerte und fällt zum Bildrand sogar um weniger als 20 Prozent ab, das ist Festbrennweiten-Niveau!

Die Fujifilm X-S20 zeigt vor allem bis ISO 400 eine sehr gute Bildqualität, die aber auch bei ISO 800 kaum fällt. Der Signal-Rauschabstand ist gut, das Bildrauschen gering und der Dynamikumfang hoch. Erst bei ISO 1.600 wird die Bildqualität spürbar schlechter, das zeigt auch die Messung der bei niedrigen Empfindlichkeiten guten Wiedergabe von Texturen. Rein visuell kann man mit der Empfindlichkeit noch weiter raufgehen, sollte aber keine Wunder erwarten, schließlich handelt es sich "nur" um einen APS-C-Sensor.

Besonders hervorzuheben ist hingegen die außergewöhnlich hohe Farbtreue. Auch wenn Fujifilm hier ohnehin zu den besten Herstellern gehört, sticht die X-S20 hier besonders positiv hervor. Sie gehört in diesem Punkt mit zu den besten je von uns gemessenen Kameras. Weitere Details sind dem für 1,49 € erhältlichen PDF-Labortest zu entnehmen. Außerdem bieten wir ein Testbildpaket mit Raws und JPGs bei allen 12 ISO-Stufen für 0,79 € zum Download an. In digitalkamera.de-Premium ist beides bereits enthalten.


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