Für eine Handvoll Farben
Lastolite XpoBalance im Praxistest
2007-11-27 Viele Fotografen vertrauen bei kontrollierten Lichtsituationen – Dauerlicht oder on Location – gerne auf kleine oder größere Helfer wie Graukarten, Farbkeile und Graukeile. Während Farbkarten etwa nur sinnvoll sind, wenn diese mit einer passenden Software eingesetzt werden, welche die nötigen Korrekturwerte ermittelt, bietet die simple Graukeilkarte auch die Möglichkeit, Helligkeit und gleichzeitig die Farbe korrekt wiederzugeben. Karten dieser Art sind jedoch anfällig gegenüber Feuchtigkeit und mechanischer Belastung (Einknicken), da sie aus Pappe oder Papier hergestellt sind. Lastolite – innovativer britischer Hersteller vieler faltbarer Studio- und Zubehörlösungen – bietet neben seiner "EzyBalance"-Grau/Weißkarte (von uns getestet in Teil 1, siehe weiterführende Links) auch die Faltkarte "XpoBalance" an. Dieses Modell stellen wir in diesem Praxistest genauer vor. (Harm-Diercks Gronewold)
Die beiden Seiten des XpoBalance sind in drei unterschiedlich getönte Sektoren geteilt, einerseits in den Farben Weiß, Grau, und Schwarz und auf der anderen Seite in drei Grautönen. Auf beiden Seiten ist mittig ein Fadenkreuz aufgedruckt.
Das XpoBalance ist in verschiedener Weise nutzbar. So kann es vor der Aufnahme dafür benutzt werden, um einen Weißabgleich durchzuführen. Dazu zoomt man auf das Feld Weiß oder Grau, je nachdem, welche Farbe die Kamera benötigt, um einen manuellen Weißabgleich durchzuführen. Diesen gespeicherten Wert benutzt man nun für die gegebene Aufnahmelichtsituation. Die zweite Funktion des XpoBalance besteht in der manuellen Anpassung der Belichtung mit Hilfe des Kamera-Histogramms. Die Kamera wird dafür ganz einfach manuell auf einen Zeit-/Blendenwert gestellt, mit dem man ein Foto von der Mitte des XpoBalance belichtet. Mithilfe des Histogramms entscheidet man dann, ob und wie man nachbessern kann (die Histogrammspitzen der drei Farbsektoren Schwarz, Weiß und Grau sollten vornehmlich in der Mitte des Histogramms abgebildet sein). Diese Nutzung des XpoBalance ist in der Praxis zwar recht gewöhnungsbedürftig, die Methode ist jedoch der Highlight- und Shadow-Funktion der meisten Kameras überlegen.
Die dritte mögliche Anwendung des XpoBalance nutzt dessen zweite Seite mit den unterschiedlichen Grautönen, die jeweils exakt eine halbe Blende Helligkeitsunterschied aufweisen. Dies ist bereits vor der Aufnahme nutzbar und setzt das Vorhandensein einer Spot-Belichtungsmessung voraus. Der mittlere der drei verschiedenen Grautöne entspricht 18-%-igem Grau und damit einer korrekten Belichtung. Auf diese Weise kann man sich vor der Aufnahme schnell der Lichtsituation anpassen.
In der Nachbearbeitung kommt das XpoBalance dann voll zur Geltung. Hierfür macht man am Anfang des Shootings eine Aufnahme von der schwarz-weiß-grauen Seite des ExpoBalance und benutzt diese in der EBV dann als Referenzwert, um den Tonwertumfang genau anzupassen. Dieses Verfahren ist denkbar einfach und funktioniert mit nahezu allen Bildbearbeitungsprogrammen, die in der Tonwertkorrektur drei Pipetten als Referenzwert-Aufnehmer haben. Es ist dabei wichtig, den Aufnahmebereich der Pipetten zu vergrößern und den Bereich auf dem Bild vorher weich zu zeichnen. Die gemessene Einstellung kann dann gespeichert und auf alle folgenden Bilder angewendet werden.
Das ExpoBalance ist sehr gut verarbeitet und mit einem recht kräftigen Federstahlband ausgestattet. Leider sind der tiefschwarze und der reinweiße Bereich des ExpoBalance nicht optimal. So waren bei unserem Testprodukt das Weiß ein wenig zu dunkel und das Schwarz etwas zu hell. Dass sich diese geringen Abweichungen (ca. 10 Punkte im L-Kanal) tatsächlich auf einem Foto bemerkbar machen, ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Das ExpoBalance misst zusammengefaltet gerade mal 15 cm im Durchmesser und entfaltet 38 cm – für die beschriebenen Zwecke eine optimale Größe. Das ExpoBalance ist in nur einer Größe erhältlich und kostet ca. 55 EUR.