Herr der Ringe

Leica Digilux 2 lässt Zeit-, Blenden- und Fokusring neu aufleben

2003-12-01 Erste inoffizielle Infos sind in den letzten Tagen auf diversen Websites (u. a. in den USA, in Israel und auch in unserem Forum) durchgesickert; jetzt hat Leica es offiziell gemacht. Mit der Digilux 2 präsentiert Leica eine digitale Reportagekamera, die nicht nur die Nachfolgerin der Digilux 1 ist, sondern auch wieder in Kooperation mit der Firma Panasonic entwickelt wurde. So wundert es niemanden, dass die Leica Digilux 2 weitgehende Ähnlichkeiten mit einer gewissen Panasonic DMC-LC1 hat, über die wir Mitte Oktober berichtet hatten.  (Yvan Boeres)

Leica Digilux 2 [Foto: Leica Camera AG]
  
  

War damals noch nicht besonders viel über die Panasonic DMC-LC1 bekannt, werden mit der heutigen Ankündigung der weitgehend baugleichen Leica Digilux 2 alle Details zu dieser digitalen Reportagekamera öffentlich. Die Bezeichnung "digitale Reportagekamera" verwenden wir hier vor allem deshalb, weil die Digilux 2 bis auf die Möglichkeit, die Objektive zu wechseln, viele Anleihen an der u. a. bei Fotoreportern beliebten Kleinbild-Kompaktkamera Leica M nimmt. So kann man bei der Digilux 2 wie bei der Leica M die Blende über einen Blendenring am Objektiv und/oder die Belichtungszeit über ein Zeitenwählrad an der Kameraoberseite bequem und schnell per Hand einstellen. Gleiches gilt auch für die manuelle Fokussierung, die ebenfalls über einen Drehring am Objektiv vorgenommen werden kann. Überhaupt erinnert die Digilux 2 vom Aussehen und z. T. von der Bedienung her stark an Kleinbild-Reportagekameras, wie die Leica M, die Contax G1/G2 oder die Konica Hexar – für das Design der Digilux 2 ist der Berliner Designer Professor Achim Heine verantwortlich gewesen.

Auch wenn die Leica Digilux 2 über ein fest eingebautes, nicht wechselbares Objektiv verfügt, hat man auch hier versucht, den Ansprüchen von Reportagefotografen Rechnung zu tragen. So lässt sich das Objektiv mit der Bezeichnung Leica DC Vario-Summicron nicht nur – wie bereits erwähnt – manuell fokussieren, sondern deckt auch den bei Fotoreportern beliebten Brennweitenbereich von 28 bis 90 Millimeter (Kleinbild-äquivalent) ab und ist auch besonders lichtstark. Das Zoomobjektiv besteht übrigens aus 13 Linsenelementen in 10 Gruppen, wobei alle Linsen aus hochwertigem optischen Glas gefertigt und aufwendig vergütet sind und zwei davon eine asphärische Form besitzen. Die Brennweitenverstellung erfolgt innerhalb des Objektivs, d. h. ohne ausfahrenden Objektivtubus. Die Lichtstärke von F2,0 bis F2,4 (WW/Tele-Stellung) ermöglicht auch blitzfreie Aufnahmen bei schwachem Licht – was bei Reportagen durchaus wichtig sein kann. Nichtsdestotrotz wartet die Digilux 2 dennoch mit einem integrierten Miniaturblitz (LZ 10) und einem TTL-Blitzschuh (kompatibel mit dem SCA-3502-Standard wie er auch bei Leica M- und Leica R-Kameras Verwendung findet) auf, die beide erweiterte Funktionen wie z. B. die Blitzbelichtungskorrektur, die Blitz-Langzeitsynchronisation sowie die Synchronisation auf den 1. oder 2. "Verschlussvorhang" (zumindest wird der gleiche Effekt erzielt) anbieten. Bei der Belichtungsmessung und -steuerung freut sich der anspruchsvolle Fotograf über das Vorhandensein sämtlicher Belichtungsprogramme (Programmautomatik mit Shift-Funktion, Zeiten- und Blendenautomatik, manuelle Belichtungssteuerung), diverse Messverfahren (Mehrfeld, mittenbetont integral, Spot) sowie nützliche Belichtungsfunktionen (manuelle Belichtungskorrektur, automatische Belichtungsreihen). Der Verschlusszeitenbereich erstreckt sich von 8 bis 1/2.000 bzw. 1/4.000 Sekunden (je nach Belichtungsmodus); ein Belichtungsmesswertspeicher ist ebenfalls vorhanden.

Natürlich will die Digilux 2 aber auch eine moderne Digitalkamera sein – und ist es auch. Zu ihren Ausstattungsmerkmalen gehören ein Autofokus-System mit von breitem auf punktuelle Messung umschaltbarem AF-Feld sowie Makrofunktion mit 30 cm Nahgrenze, ein Serienbildmodus für 4 bis 8 Aufnahmen in Folge bei 1 bis 2,7 Bildern pro Sekunde und der Anschluss für einen elektrischen Kabelfernauslöser. Digitalkamera-typisch sind die beiden LC-Displays (2,5"-Farbbildschirm mit 211.000 Bildpunkten sowie elektronischer Sucher mit 235.000 Bildpunkten und Dioptrieneinstellung), die verstellbaren Empfindlichkeitsstufen (ISO 100/200/400), das Digitalzoom (2-fache und 3-fache Vergrößerung), die Weißabgleichs-Einstellung (automatisch, über Voreinstellung, manuell mit Feinkorrekturmöglichkeit) sowie die Videoaufnahme (QVGA). Die Stromversorgung erfolgt über einen 7,2 V-Lithiumionenakku mit 1.400 mAh oder stationär über den Netzeingang. Für die Verbindung zum Computer besitzt die Digilux 2 eine USB 2.0-Schnittstelle.

Der Bildwandler der Digilux 2 ist ein 2/3" großer CCD-Sensor mit Primärfarbenfilter (RGB-Matrix) und ingesamt 5,24 Millionen Pixelelementen (davon werden rund 5 Mio. genutzt). Zu der – laut Leica – hervorragenden Bildqualität der Digilux 2 tragen u. a. die recht große Pixelgröße (3,4 µm) und vermutlich auch einige der in der baugleichen Panasonic DMC-LC1 verwendeten Technologien bei. Das sind zum einen der "maßgeschneiderte" Signalprozessor mit dem Namen "VENUS Engine" und zum anderen die spezielle Mikrolinsen-Architektur des CCDs, bei der eine zweite Mikrolinsen-"Schicht" unter der üblichen Mikrolinsen-Struktur zum Auffangen auch schräg einfallender Lichtstrahlen dient. Die Kamera speichert Bilddateien im RAW- oder JPEG-Format und in einer Bildgröße von bis zu 2.560 x 1.920 Bildpunkten wahlweise auf SecureDigital- oder MultiMedia-Speicherkarten; eine SD-Card mit 64 MByte gehört zum Lieferumfang. Weiterhin gehören zum Funktions- und Ausstattungsumfang der Digilux 2 u. a. die Möglichkeit der Tonaufnahme, ein Selbstauslöser mit wahlweise 2 oder 10 Sekunden Vorlaufzeit, die Fähigkeit über die mitgelieferte Software vom PC aus gesteuert zu werden, die mehrsprachige Menüführung (Deutsch natürlich inbegriffen), die Unterstützung von USB-Direct Print (Epson-Direktdrucktechnologie), ein Audio/Video-Ausgang mit umschaltbarem Signal (PAL/NTSC) und ein Schwarz-Weiß-Modus. Ob Leica allerdings den verhältnismäßig hohen Preis von rund 1.800 EUR durch die üppige Ausstattung und die versprochene Bildqualität rechtfertigen kann, wird letztendlich der Kunde entscheiden. Dieser muss sich bis Februar 2004 gedulden, um die Leica Digilux 2 in den Schaufenstern stehen zu sehen; das ausführliche digitalkamera.de-Datenblatt zur Digilux 2 gibt es hingegen schon jetzt.

Artikel-Vorschläge der Redaktion