Etwas verschroben
"Lensbabies" in Version 2.0 mit deutschem Vertrieb
2006-06-08 In Zeiten, wo Objektive von Hochleistungscomputersystemen und fachlich hochgradig ausgebildeten Ingenieuren entwickelt werden, mutet es wie ein Anachronismus an, dass ein erfolgreicher amerikanischer Fotograf namens Graig Strong praktisch im Alleingang ein äußerst simples und dennoch flexibel einsetzbares Objektiv entwickelt hat, um seine Holga Kamera zu ersetzen. Seine so genannten "Lensbabies" gehen nun schon in die zweite Generation und haben auch einen deutschen Vertriebspartner gefunden, das HapaTeam im bayerischen Eching hat damit die Firma Monochrom aus Kassel "abgelöst". Wie einfach es tatsächlich ist, mit einem "Lensbaby" Bildergebnisse der besonderen Art zu produzieren, wollen wir hier mit einem "Hands on" Lensbaby und Lensbaby 2.0 zeigen. (Harm-Diercks Gronewold)
Jeder ambitionierte Fotograf wird beim ersten Blick auf ein Lensbaby wohl ungläubig den Kopf schütteln. Ein schwarzer PVC-Schlauch in der Mitte mit Kamerabajonett an der einen und einem "Haltering" auf der anderen Seite wird als vollwertiges DSLR-Objektiv verkauft, darüber hinaus muss die Kamera noch in der Lage sein, die Belichtungsmessung per Arbeitsblende durchzuführen, denn beide Lensbabies sind ohne eine Springblende ausgestattet. Stattdessen wird ein Satz Wechselblenden zur manuellen Platzierung vor dem Objektiv in einem kleinen, einer Filmdose ähnlichen Behältnis dazu geliefert. An dieser Dose ist für den Blendenwechsel bei dem "kleinen" Lensbaby ein kleiner "Hebel" angebracht, um den haltenden Gummiring zu lösen. Das Einlegen einer anderen Blende bei der Lensbaby Version 2.0 ist noch einfacher, die Blende wird einfach in die Öffnung "geworfen" und durch drei Magneten am Herausfallen bzw. am Verrutschen gehindert. Auch der Blendenwechsel beim Lensbaby Version 2.0 ist simpel: Hier wird mit einem Mini Lens Pen nur die Blende angehoben und herausgehebelt. Die maximale Blendenöffnung der Lensbabies ist 2,0 bei Version 2.0 und 2,8 bei der einlinsigen "kleinen" Version. Bei beiden Versionen werden gelochte Blendenscheiben bis zur kleinsten Blende 8,0 mitgeliefert.
Die optische Qualität beider Lensbabies ist – trotz der Vergütung und des Zweilinsen-Systems bei der Version 2.0 – alles Andere als High End, obwohl ein Unterschied zwischen beiden Ausführungen deutlich zu erkennen ist. Das Konzept der Lensbabies mit je 50 mm Brennweite sieht vor, gezielt mit den Linsenfehlern (besonders der Randunschärfe der Linsen) und der Schärfendehnung durch Schrägstellung kreativ zu arbeiten: Durch gezieltes paralleles oder schräges Stauchen bzw. Ziehen mit zwei Fingern an der Frontplatte wird die Schärfe eingestellt (Sweet Spot), die "von Hause" aus auf ca. 40 cm voreingestellt ist. Weil der gesamte Tubus (ähnlich wie ein Balgen) aber beweglich ist, kann der Sweet Spot durch das ganze Bild bewegt werden. Der Clou daran ist, dass man – je nach Schrägstellung der Linse/n und verwendeter Blende – kreative Schärfenverläufe in unterschiedlich starker Ausprägung erhält.
Die Lensbabies werden mit folgenden digital relevanten Bajonetten geliefert: Canon EOS, Leica-R, Konica Minolta AF, Nikon F, FourThirds und Pentax K. Außerdem werden einige analoge Kamerabajonette unterstützt, Informationen dazu finden unsere Leser auf der HaPaTeam-Homepage (siehe weiterführende Links). Der Preis des "kleinen" Lensbabys beträgt ca. 90 EUR, und das Lensbaby 2.0, zusätzlich mit einem kleinen Objektivbeutel geliefert, 155 EUR. Als optionales Zubehör ist für das Lensbaby 2.0 ein Macrokit mit zwei Nahlinsen mit +4 und +10 Dioptrien für ca. 30 EUR erhältlich.