Fixiert verschieben

Lensbaby 3G schielt zum Test in die digitalkamera.de-Redaktion

2006-11-20 "Bend, lock, fine focus" lautet die viel sagende Aufschrift auf dem Karton des Lensbaby 3G. Ob das Lensbaby 3G die Schwachstellen seiner beiden "kleineren", aber älteren Geschwister Lensbaby Original und Lensbaby 2.0 verbessern kann, und ob es tatsächlich so einfach ist, dass der Fotograf nur "biegen, sichern und fein fokussieren" muss, soll das Lensbaby 3G in unserem kleinen Praxistest beweisen.  (Harm-Diercks Gronewold)

Lenbaby 3G[Foto: MediaNord]Waren Lensbabies in den vergangenen Modellreihen, Lensbaby Original und Lensbaby 2.0, technisch noch recht anspruchslose Konstrukte aus Kunststoff, ein wenig Glas und Metall, so zeigt sich das neue Lensbaby G3 etwas ausgefallener. Zwar sind die meisten Teile immer noch aus Kunststoff, aber dafür sind einige neue Features hinzugekommen. War es bei den ersten beiden Lensbabies noch so, dass der so genannte "Sweet Spot" (der Bereich der Schärfe) von Aufnahme zu Aufnahme nicht zu 100 % reproduzierbar war, so kann das Lensbayby 3G in variablen Positionen eingestellt werden und so wiederholbare Ergebnisse liefern. Dies wird mit Hilfe von drei Gewindestangen bewerkstelligt, die den oberen Teil des Objektivs in der jeweiligen Position halten. Auf den ersten Blick sieht die ganze Vorgehensweise sehr umständlich und langwierig aus, fast als würde man ein "echtes" Tilt-Shift-Objektiv benutzen. Dies ist aber ein Irrtum – auch beim Lensbaby 3G hat es Konstrukteur Craig Strong wieder einmal geschafft, es zu "entschärfen". So lässt sich der ganze Haltemechanismus lösen und per Tastendruck schnell wieder in der gewünschten Position arretieren.

Die Handhabung des Lensbaby 3G ist nahezu identisch mit der seiner Vorgänger: Ein Finger an der rechten und zwei an der linken Seite drücken das unarretierte Lensbaby in die gewünschte Position, so dass der "Sweet Spot" dort zum Ruhen kommt, wo der Fotograf diesen haben möchte. Nun reicht ein kurzer Druck auf die am oberen Ring angebrachte Arretierungstaste, und das Lensbaby verharrt in dieser Position; natürlich ist es möglich, dass der Fokus sich, durch die Lenbaby 3G [Foto: MediaNord]Fertigungstoleranzen, ein wenig verschiebt, in diesem Fall wird einfach an der sehr leichtgängigen Frontlinsenverstellung ein wenig gedreht, um den Fokus wieder genau zu setzen. Genau hier liegt auch ein ganz große Manko in Lensbabys Einsatzgebiet, denn die manuelle Nachfokussierung ist auf Standard-DSLR-Mattscheiben recht schwer, und gerade bei großer Blendenöffnung ist nicht leicht erkennbar, wo die Schärfe zum Ruhen kommt. Ist die Einstellung des "Sweet Spot" nicht ganz so, wie der Fotograf es sich wünscht, dann kann er diese mit den Gewindestangen grundsätzlich exakt bewegen und so die ganze Einstellung "finetunen". Aber leider erweisen sich die Gewindestangen hier als weiteres Handicap: Mit ihrer relativ großen Gewindesteigung arbeiten sie zu ungenau, so dass man schneller den Sweet Spot nochmals neu eingestellt als ihn mit den Gewindestangen mühsam dorthin "manövriert" hat, wo man ihn haben möchte.

Der Blendenwechsel war schon immer eine besondere Sache bei den Lensbabies, so ist auch bei dem 3G Modell eine "Einwurfblende" in verschiedenen Größen vorhanden (F2.8 – 22). Der Filterwechsel ist aber nicht durch Schrauben wie beim originalen Lensbaby zu bewerkstelligen. Wie bei dem Lensbaby 2.0 wird auch hier die Blendenscheibe durch Magneten gehalten, das Herauspulen allerdings wird erleichtert durch einen kleinen Magneten, der am mitgelieferten Wechsel- und Blendenaufbewahrungswerkzeug angebracht ist.

Die Verarbeitung des Lensbaby 3G ist die Aufwändigste der drei Lensbabies, allerdings immer noch weit vom "herkömmlichen" Objektivbau entfernt. So lugte in unserem Testexemplar der Kunststofftubus ca. 1 mm in das Gehäuse hinein, was zwar keine Gefahr für den sich bewegenden Spiegel darstellt, aber dennoch nicht sonderlich schön aussieht. Hinzu kommt, dass das Lensbaby 3G bei starken Verwindungen dazu neigt, Gewindezüge zu überspringen; das macht sich mit einem deutlichen Knacken bemerkbar, beeinträchtigt aber die Funktion auch nicht, und gibt nur akustisch das Signal, dass es weiter nicht geht.

Lenbaby 3G Einwurfblenden [Foto: MediaNord]Das Lensbaby 3G ist, wie die beiden anderen Lensbabies auch, mit einem Makro-Kit zu betreiben. Es bietet die kreativen Features des verschiebenden "Sweet Spot" und dies auch in einer mehr oder weniger kontrollierbaren und reproduzierbaren Umgebung. Gerade im Bereich der Makro-, Studio- und Tabletopfotografie dürfte das Lensbaby 3G seinen "kleineren" Geschwistern voraus sein, der Preis fällt mit 279 EUR zwar deutlich höher aus als der seiner Vorgänger, dennoch sollte man einen Blick auf das Lensbaby 3G werfen.

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