Leicht veredelt + stark verteuert = Luxus?

Lunar, Stellar und HV: Sony-Kameras von Hasselblad zum Luxuspreis

2014-12-05 Was Leica bei den Kompaktkameras für Panasonic ist, möchte offensichtlich Hasselblad für einige Kameras von Sony sein: Ausgesuchte Kameramodelle werden veredelt und zu einem teureren Preis verkauft. Was allerdings Hasselblad mit (teilweise veralteten) Sony-Modellen preislich anstellt, übertrifft den Leica-Aufschlag auf die Panasonic-Modelle um ein Vielfaches. Ganz neu im Programm von Hasselblad ist die Stellar II, bei der es sich um die ca. 18 Monate alte Sony DSC-RX100 II mit Holzgriff und Hasselblad-Preis handelt.  (Benjamin Kirchheim)

Auf der Photokina 2012 startete Hasselblad sein Sony-Veredelungsprogramm mit der Lunar, bei der es sich um die zu der Zeit rund ein Jahr alte Sony NEX-7 handelt. Mit veredelten Drehknöpfen sowie einem besonders ergonomischen Handgriff wahlweise aus Holz, Leder oder Carbon kann sich das Modell durchaus sehen lassen und war auf der Messe ein echter Hingucker in der Vitrine. Technisch war die Lunar damals mit 24-Megapixel-Sensor im APS-C-Format, Sony-E-Bajonett, 10 Bildern pro Sekunde Serienbildrate, großem Klappbildschirm und 2,36 Millionen Bildpunkte auflösendem Sucher durchaus auf der Höhe der Zeit. Selbst heute, zwei beziehungsweise drei Jahre später würde man die Technik noch nicht zum alten Eisen zählen. Preislich allerdings war und ist die Lunar mit rund 5.000 Euro, das entspricht etwa dem vierfachen Preis der zugrundeliegenden NEX-7, jenseits von Gut und Böse – wahrer Luxus eben.

Im Sommer 2013 stellte Hasselblad mit der Stellar eine weitere veredelte Sony-Kamera vor. Bei der Basis handelt es sich um die seit Sommer 2012 erhältliche RX100, eine besonders kompakte Edelkamera mit großem 1"-Bildsensor und im Weitwinkel lichtstarkem Objektiv. Bis auf den Handgriff ist das Design der Stellar deutlich dichter am Sony-Original als bei der Lunar. Der Handgriff hingegen, der der originalen Sony fehlt, setzte Hasselblad wiederum auf nun immerhin sechs Holzsorten sowie Carbon als Alternative. Mit rund 1.750 Euro kostet die Stellar auch "nur" rund das Dreifache der 650 Euro teuren Sony, man könnte sie mit 1.100 Euro Aufschlag glatt als Luxus für den kleinen Mann bezeichnen.

Im Februar 2014 setzte Hasselblad mit der HV der ganzen Veredelung die Krone auf: Als Basis diente dieses Mal die zum damaligen Zeitpunkt rund 15 Monate alte Sony Alpha 99V zu einem fünfstelligen Preis. Dabei handelt es sich um eine Art Zwitter zwischen spiegelloser Systemkamera und DSLR: Die SLT-Technik kommt zwar im DSLR-Design und mit demselben Sony-A-Bajonett daher, der Spiegel jedoch ist fixiert und teildurchlässig. 2/3 des Lichts fällt auf den 24 Megapixel auflösenden Vollformatsensor, mit dessen Hilfe das Sucherbild elektronisch ausgelesen wird, während das reflektierte Drittel des Lichts auf die Autofokussensoren gelenkt wird. Durch diese Technik ermöglicht die Alpha 99 beziehungsweise die HV die Kombination eines elektronischen Sucherbilds mit dem schnellen Phasen-Autofokus einer DSLR, der dank dieser Technik sogar während Videoaufnahmen zur Verfügung steht. Zum hochauflösenden Sucher gesellt sich ein in alle Richtungen dreh und schwenkbarer Bildschirm mit einem besonders pfiffigen Mechanismus. Auch wenn die HV mit 10.115 Euro fast das Vierfache der Sony Alpha SLT 99V kostet, die es einst auf knapp 2.800 Euro brachte, sieht die HV dem Original deutlich ähnlicher als die anderen Modelle, die durch ihre Holzgriffe auffielen. Maximaler Aufpreis für minimale Optik, man könnte es als Understatement-Luxus bezeichnen.

Vor rund zwei Wochen nun kündigte Hasselblad die Stellar II an. Sie basiert auf der Sony RX100 II, die seit August 2013 erhältlich ist, also wieder auf einem vergleichsweise alten Modell, wobei anzumerken wäre, dass Sony selbst noch alle drei Modellgenerationen der RX100 aktuell verkauft. Der jüngste Spross, die RX100 III, ist seit Juni 2014 erhältlich. Gegenüber der Stellar kann die Stellar II mit einem verbesserten CMOS-Sensor (BSI-Technologie statt herkömmlich), einem klappbaren Bildschirm, einem Blitzschuh sowie eingebautem NFC und WLAN zur Fernsteuerung und Bildübertragung aufwarten. Zur Veredelung gehört wieder im Wesentlichen der Griff wahlweise aus einer von drei Holzsorten oder Carbon. Mit rund 1.650 Euro fällt der Aufpreis gegenüber der 750 Euro teuren Sony noch moderater aus als bei der Stellar.

Alle Modelle versteht Hasselblad nicht als Konkurrenz zu bestehenden Kameras, sondern nimmt vielmehr Liebhaber, Sammler und "echte Kenner", wie Hasselblad es formuliert, ins Visier. Zu allen vier Hasselblad-Modellen bieten wir nun unsere Kameradatenblätter an, weitere Details zu den Kameras sind unseren Tests der vier zugrunde liegenden Sony-Modelle zu entnehmen.


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