Schlankheitskur mit Leistungsschub
Neu entwickelte Panasonic Lumix DC-S1RII filmt nun in 8K
2025-02-25 Sechs lange Jahre mussten Lumix-Fans auf ein Nachfolgemodell der S1R warten, nun ist es endlich so weit: Dabei erfährt die Panasonic Lumix DC-S1RII äußerlich eine gehörige Schlankheitskur, während die inneren Leistungsdaten kräftig steigen – ganz so, als hätte sie ein jahrelanges, hartes Fitnesstraining durchlaufen. Die neue Kamera ist kleiner, leichter und nimmt trotz minimal geringerer Sensorauflösung 8K-Videos auf. Überhaupt steht die Videofunktion bei Panasonic im Vordergrund, obwohl sich die Fotofunktionen ebenfalls nicht zu verstecken brauchen. (Benjamin Kirchheim)
L-Mount
Die Panasonic Lumix DC-S1RII besitzt einen neuen, 44 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor, der nicht nur 40 Serienbilder pro Sekunde, sondern auch Videos in voller Bildbreite mit 8K30 oder 4K120 aufnehmen kann. [Foto: Panasonic]
Für eine spiegellose Systemkamera war die Panasonic S1R mit 14,9 x 11 x 9,7 Zentimeter riesig und wog mehr als ein Kilogramm. Die neue Lumix S1RII hingegen misst nur noch 13,4 x 10,2 x 9,2 Zentimeter und wiegt unter 800 Gramm – das sind über 20 Prozent weniger Gewicht. Sie ist damit nur noch 2 Millimeter dicker und 60 Gramm schwerer als die S5II, die man durchaus als kleines Schwestermodell sehen kann. Das Gehäuse der S1RII besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen Staub sowie Spritzwasser geschützt, auch Frost bis -10 °C kann ihr nichts anhaben.
Für das schlankere Gehäuse musste allerdings das Infodisplay auf der Oberseite weichen. Doch auch im Inneren gibt es erhebliche Veränderungen: So kommt ein neu entwickelter, nun 44,2 statt 46,7 Megapixel auflösender Kleinbildsensor zum Einsatz. Er arbeitet mit BSI-CMOS-Technik, um das Licht besser einfangen zu können. Der Bildsensor bietet Dual-Native ISO, also zwei ISO-Grundempfindlichkeiten. Dabei wird ein Empfindlichkeitsbereich von ISO 80 bis 51.200 abgedeckt, mit Erweiterung sind es ISO 40 bis 102.400.
Der Bildsensor ist zur Bildstabilisierung beweglich gelagert, womit bis zu 8 Blendenstufen längere Belichtungszeiten möglich sein sollen. Im Telebereich verspricht Panasonic in Zusammenarbeit mit einem Objektiv-Bildstabilisator, dem sogenannten Dual IS, immerhin 7 Blendenstufen. Der Bildstabilisator kann zudem für High-Res-Shots mit 177 Megapixeln verwendet werden – auch aus der Hand.
Auf der Rückseite bietet die Panasonic Lumix DC-S1RII einen 5,76 Millionen Bildpunkte auflösenden OLED-Sucher sowie einen Kipp-, schwenk- und drehbaren Touchscreen. [Foto: Panasonic]
Auf dem Bildsensor sind Phasen-AF-Sensoren integriert, die zusammen mit dem Kontrast-Autofokus als Hybrid-Autofokus arbeiten. 779 AF-Felder sind dabei ansteuerbar. Zudem gibt es KI-gestützte Motiverkennungsfunktionen. Damit können Menschen, Körper, Köpfe, Gesichter und Augen erkannt werden, dasselbe gilt für Tiere. Außerdem werden Motorräder und Fahrräder samt Fahrerhelm, Autos und Züge samt Front sowie Flugzeuge samt Cockpit erkannt.
Beim Bildprozessor kommt die mit Leica entwickelte L²-Technik zum Einsatz, die für die nötige Leistungsfähigkeit sorgt. So sollen 40 Serienbilder pro Sekunde ohne Unterbrechung des Sucherbilds inklusive Tracking-Autofokus möglich sein. Das ist natürlich nur mit elektronischem Verschluss möglich. Der mechanische Verschluss ermöglicht 1/8.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten und soll 400.000 Auslösungen lang durchhalten.
Der elektronische OLED-Sucher arbeitet mit 120 Bildern pro Sekunde und löst 5,76 Millionen Bildpunkte auf. Er vergrößert 0,78-fach und bietet eine Dioptrienkorrektur von -4 bis +2 Dioptrien. Umgeschaltet zwischen Sucher und Monitor wird dank des Annäherungssensors automatisch. Der rückwärtige Bildschirm misst 7,6 Zentimeter in der Diagonale und löst 1,84 Millionen Bildpunkte auf. Er kann nicht nur nach oben und unten geklappt werden, sondern zusätzlich auch seitlich geschwenkt und gedreht. Damit kommt die Schwenk- und Drehmechanik nicht mit seitlich angeschlossenen Kabeln ins Gehege.
Das Speicherkartenfach der Panasonic Lumix DC-S1RII nimmt eine CFexpress Typ B Karte auf und eine SD/SDHC/SDXC-Karte mit UHS I oder UHS II. [Foto: Panasonic]
Dort gibt es neben USB-C (v3.2, 10 Gbps) samt Power Delivery für die Stromversorgung und zum Akkuladen auch einen großen HDMI-A-Anschluss, einen Mikrofoneingang und einen Kopfhörerausgang. Auch eine Möglichkeit, eine Kabelzugentlastung anzuschrauben, fehlt nicht. Zudem gibt es einen Kabel-Fernauslöseanschluss und eine Blitz-Synchronbuchse. Wem ein Stereo-Mikrofon nicht reicht, der kann über den DMW-XLR2-Anschlussadapter auch 4-Kanal-Ton anschließen, über den dann sogar 32-Bit-Audioaufnahmen möglich sind, was genug Dynamik bietet, das Mikrofon nachträglich auszusteuern.
Hier merkt man bereits, dass die S1RII mit Videofähigkeiten protzt. 8K-Videos können mit 30 Bildern aufgenommen werden, in 4K-Auflösung sind sogar 120 Bilder pro Sekunde ohne Crop möglich. Außerdem können intern 5,8K in Apple ProRes Raw HQ aufgenommen werden. Bis zu 14 Blendenstufen Dynamikumfang verspricht Panasonic bei Verwendung von V-Log.
Mit HDMI-A, USB-C, Kopfhörer und Mikrofon bietet die Panasonic Lumix DC-S1RII alle nötigen Schnittstellen. Einen Blitzschuh gibt es auch und die Fernauslösebuchse sitzt auf der gegenüberliegenden Seite. [Foto: Panasonic]
Auch Open-Gate-Videoaufnahmen sind möglich, wenn auch vorerst nur in 6,4K. 8,1K Open Gate soll später per Firmwareupdate nachgeliefert werden. Bei Open Gate wird die gesamte Sensorfläche aufgenommen, den eigentlichen Bildausschnitt legt man später fest. Das gibt maximale Flexibilität, um aus einer Aufnahme verschiedene Formate für diverse soziale Kanäle zu erstellen, etwa normale 16:9-Videos oder Hochformat-Shorts.
Selbstverständlich steht bei Videoaufnahmen die volle Funktionalität des Autofokus sowie des Bildstabilisators zur Verfügung. Letzterer lässt sich zudem mit einer elektronischen Bildstabilisierung kombinieren, um eine noch höhere Effektivität zu erreichen. Hier gibt es etwa einen Modus für Weitwinkelaufnahmen, um die Bildränder besser zu stabilisieren.
Ebenso gibt es zahlreiche nützliche Video-Funktionen, etwa eine Video-Aufnahmetaste an der Kamera-Vorderseite oder zwei Tally-Lichter, die eine laufende Aufnahme visuell anzeigen. False Color, Wave Form Monitor, Vectorscope, Knee Control und Frame Maker sowie Timecode-Unterstützung sind ebenfalls an Bord. Selbstverständlich lassen sich auch Real-Time-LUTs direkt in der Kamera speichern, zehn Plätze gibt es dafür.
An der Vorderseits besitzt die Panasonic Lumix DC-S1RII einen neuen Video-Aufnahmeknopf. Das Magnesiumgehäuse ist gegenüber dem Vorgängermodell geschrumpft und leichter, aber genauso robust. [Foto: Panasonic]
Gespeichert werden die Aufnahmen wahlweise auf einer CFexpress Typ B oder SD-Speicherkarte (SDHC, SDXC, UHS I und UHS II werden unterstützt), wofür es jeweils einen Steckplatz gibt, oder alternativ auf einer per USB-C angeschlossenen SSD. UVC/UAC für externe USB-Videoaufnahmen sowie RTMPS für IP-Streaming werden ebenfalls unterstützt. Bluetooth und LWAN (auf 2,4 und 5 GHz) sind selbstverständlich auch mit an Bord.
Ab März 2025 soll die neue Panasonic Lumix DC-S1RII zu einem Preis von knapp 3.600 Euro erhältlich sein. Das sind 100 Euro weniger als der ursprüngliche Preis der S1R. Obwohl es eine USB-C-Ladefunktion gibt, über die der BLK22-Akku aufgeladen werden kann, gehört eine externe Ladeschale zum Lieferumfang. Als optionales Zubehör gibt es einen neuen Multifunktionsgriff BG2 mit Akkufach und Hochformatauslöser.
Zudem will Panasonic mit „Lumix Flow“ eine neue App veröffentlichen. Sie erlaubt die Verwendung eines per USB-C angeschlossenen Smartphones oder Tablets als externen Monitor, auch Streaming soll damit möglich sein. Für Smartphones und Tablets gibt es jeweils angepasste Bedienoberflächen, um die Geräte optimal nutzen zu können. Die App soll noch im Februar veröffentlicht werden.