Objektiv mit eigenwilliger Charakteristik
Neuauflage des Leica Thambar-M 1:2,2/90 von 1935
2017-10-17 Mit dem Thambar-M 1:2,2/90 bringt Leica einen Objektivklassiker von 1935 neu heraus und springt damit auf den Zug der Neuauflagen von Retro-Objektiven auf. Das Thambar besitzt einen äußerst eigenwilligen Charakter. Der Name leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie unscharf oder verwischt. Allein die Blende besteht aus 20 Lamellen und lässt sich stufenlos verstellen. Zusätzlich gibt es eine vorsetzbare Zentralblende für "Dunkelfeldeffekte". Die optische Rechnung ist nahezu unverändert, um die Charakteristik des Vorgängermodells zu erhalten. (Benjamin Kirchheim)
Das Leica Thambar-M 1:2,2/90 zeichnet bewusst unscharf mit einer absichtlichen sphärischen Aberration. Die Blende, die sich aus 20 Lamellen zusammensetzt, kann stufenlos verstellt werden. [Foto: Leica]
Ein vintage-brauner Hartlederköcher gehört beim Leica Thambar-M 1:2,2/90 zum Lieferumfang. [Foto: Leica]
Zum Lieferumfang des Leica Thambar-M 1:2,2/90 gehören neben dem Objektivköcher auch (von links nach rechts) die Zentralblende, der Objektivdeckel sowie die Streulichtblende. [Foto: Leica]
Lediglich die vier Linsenelemente, die in drei Gruppen angeordnet sind, wurden zum Schutz vor Umwelteinflüssen und Korrosion einfachvergütet. Außerdem wurde das Objektivdesign etwas an das moderne M-Design angepasst. Die sphärische Aberration ist absichtlich völlig unkorrigiert und nimmt zum Bildrand hin zu. Beim Abblenden beeinflusst man somit nicht nur die Schärfentiefe, sondern auch den Grad der Weichzeichnung durch die sphärische Unterkorrektur. Beim Einsatz der aufsteckbaren Zentralblende ergibt sich eine spezielle Charakteristik, denn das vom Motiv gebrochene Licht wird gegenüber dem reflektierten Licht viel mehr betont.
Ab Mitte November 2017 soll das Leica Thambar-M 1:2,2/90 zu einem Preis von 5.950 Euro erhältlich sein. Zum Lieferumfang gehören neben der Zentralblende auch ein Objektivdeckel, eine Gegenlichtblende sowie ein Hartlederköcher. Die eigenwillige Bildcharakteristik kann man bereits auf der Leica-Website begutachten (siehe weiterführende Links). Böse Zungen würden behaupten, das Objektiv sei ein Lensbaby für Reiche. Um die Fotos schön zu finden, braucht man jedenfalls wohl einen speziellen Zugang zu dieser künstlerischen Art der Fotografie.