Die neue Kleinbild-Mittelklasse
Neue Vollformat-DSLR Nikon D750 vorgestellt
2014-09-12 Die neue D750 von Nikon füllt die Lücke zwischen dem Kleinbild-Einsteigermodell D610 und der hochauflösenden D810. Im Wesentlichen kombiniert sie die Features der D810 mit einem neuen 24-Megapixel-Sensor. Das neu designte, zwischen Handgriff und Objektiv dünnere Monocoque-Gehäuse bietet mehr Platz für die Finger und damit eine verbesserte Ergonomie, zudem handelt es sich um die erste Kleinbild-DSLR mit klappbarem Bildschirm. (Benjamin Kirchheim)
Die Nikon D750 tritt die Nachfolge der sechs Jahre alten D700 an. Sie besitzt einen neuen 24-Megapixel-Sensor im FX-Vollformat. [Foto: Nikon]
Auf der Rückseite bietet die Nikon D750 ein 8 Zentimeter großes Display mit 1,23 Millionen Bildpunkten Auflösung. Die RGBW-Subpixelmatrix soll für ein besonders helles Bild sorgen. [Foto: Nikon]
Der Bildschirm der Nikon D750 lässt sich um 75 Grad nach unten sowie um 90 Grad nach oben klappen. [Foto: Nikon]
Statt eines CF-Slots kommt bei der Nikon D750 ein SD-Doppelslot zum Einsatz. So können Raw- von JPEG-Aufnahmen getrennt werden oder Fotos von Videos. [Foto: Nikon]
Ein Nachfolgemodell der ersten Kleinbild-DSLR von Nikon im mittleren Preissegment, der D700, wurde schon lange von der Fangemeinde des japanischen Kameraherstellers erhofft. Interessanterweise nennt diese sich nicht D710, sondern D750. Angesichts dessen, dass die D700 schon sechs Jahre auf dem Buckel hat, ist das aber durchaus gerechtfertigt. Außer der Einordnung als Mittelklasse-Kleinbild-DSLR hat die D750 mit der D700 aber nicht mehr viel gemein, vielmehr erbt sie einen Großteil der Ausstattung der D810, kann diese beispielsweise mit dem Klappdisplay sogar noch übertrumpfen.
Bei 24,3 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor handelt es sich um eine Neuentwicklung, die ein nochmals verringertes Rauschen und eine verbesserte Qualität aufweisen soll. Der Empfindlichkeitsbereich startet bei ISO 100 und reicht bis zu ISO 12.800 – eine Stufe mehr als die identisch auflösende D610. Per Erweiterung werden ISO 50 bis 51.200 erreicht (ISO 100 bis 51.200 bei Videos). Dem Sensor zur Seite steht der Bildprozessor Expeed 4, der für eine schnelle Datenverarbeitung sorgt. Die Serienbildrate liegt bei immerhin 6,5 Bildern pro Sekunde. Beim Autofokussensor Multi-CAM 3500FX handelt es sich um das 51-Feld-Modul der D810, das über 15 Kreuzsensoren verfügt, von denen der mittlere bis -3 EV lichtempfindlich ist und somit auch in sehr dunklen Umgebungen noch sein Ziel findet. 11 der 51 Sensoren arbeiten auch noch mit Objektiven, die lediglich F8 als Offenblende bieten, beispielsweise Kombinationen auf Teleobjektiven mit Telekonvertern. Auch die Messfeldgruppensteuerung ist mit an Bord. Die Belichtungsmessung erfolgt über den 91.000 Pixel auflösenden RGB-Sensor, die 3D Color-Matrix-Messung bietet sogar eine Gesichtserkennung, die lichterbetonte Messung ist ebenfalls mit an Bord, die beispielsweise bei der Bühnenfotografie mit dunklem Hintergrund ein Ausfressen der scheinwerferbeleuchteten Schauspieler verhindert, selbst wenn diese weiße Kleidung tragen.
Erstmals in einer Vollformat-DSLR kommt ein nach oben (90°) und unten (75°) neigbarer Bildschirm zum Einsatz. Das 8 Zentimeter (3,2 Zoll) große Display löst 1,23 Millionen Bildpunkte auf, die RGBW-Matrix mit Subpixeln in den Farben Rot, Grün, Blau und Weiß soll für eine besonders helle Darstellung sorgen. Neu im Live-View sind die Belichtungsvorschau, die Live-Blendensteuerung (Arbeitsblende mit Aufblendfunktion zum Fokussieren), das Live-Histogramm, der Live-Spot-Weißabgleich sowie die Zebra-Überbelichtungsanzeige, wie man es aus Videokameras kennt. Apropos Video: Die D750 zeichnet in Full-HD-Auflösung 60 Vollbilder pro Sekunde auf (60p, alternativ auch 24p, 25p, 30p, und 50p). Der Ton gelangt dabei wahlweise über das integrierte Stereomikrofon oder über ein externes in das Video. Zudem ist es möglich, die Blende während der Aufnahme zu steuern. Eine unkomprimierte Videoausgabe via HDMI ist ebenfalls möglich, auch während der Aufzeichnung auf die eingesetzte Speicherkarte. Neu ist auch eine automatische ISO-Steuerung bei manueller Belichtung, so lassen sich Blende und Belichtungszeit bei Videos und Fotos vorgeben und die Belichtung über die ISO-Empfindlichkeit regeln. Auch beim Pentaprismen-Sucher hat sich etwas getan. So kommt nun eine OLED-Statusanzeige zum Einsatz, die durch ihre hohe Leuchtkraft besonders gut ablesbar ist. Der Sucher deckt weiterhin 100 Prozent des Bildfelds ab.
Die Nikon D750 bringt viele Features der über 1.000 Euro teureren D810 in eine erschwinglichere Preisklasse von etwas über 2.000 Euro. [Foto: Nikon]
Auf der Oberseite bietet die Nikon D750 ein großes Statusdisplay. Das Aufnahmeprogramm wird klassisch über ein großes Programmwählrad eingestellt. [Foto: Nikon]
Der neue Nikon MB-D16 Batteriegriff ist spritzwassergeschützt und wurde für die Nikon D750 entworfen. [Foto: Nikon]
Das neue Picture Control der zweiten Generation lässt sich noch feiner einstellen, zudem bietet die D750 sieben Effektfilter. Raw-Fotos können direkt in der Kamera zu JPEGs entwickelt werden und mit dem eingebauten WLAN lassen sich Bilder drahtlos übertragen und die Kamera inklusive Livebildübertragung fernauslösen. Die professionellen WLAN-Transmitter UT-1 und WT-5 werden ebenfalls unterstützt und erlauben beispielsweise die Koppelung mehrerer Kameras. Der CF-Kartenslot der D700 ist passé, bei der D750 gibt es einen doppelten SD-Kartenslot, es lassen sich etwa Raws und JPEGs getrennt auf die Karten speichern oder aber Videos von Fotos trennen.
Das Monocoque-Gehäuse ist gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Das neue Gehäuse fällt im Bereich zwischen Griff und Objektiv besonders schlank aus, was die Ergonomie deutlich verbessert, da die Finger nun mehr Platz haben und man den Griff noch besser festhalten kann. Allerdings wird dadurch ein neuer Batteriegriff MB-D16 notwendig, der ebenfalls gegen Spritzwasser geschützt ist. Selbst ohne Batteriegriff kommt die D750 mit dem EN-EL15 übrigens auf eine beachtliche Akkuleistung von 1.230 Aufnahmen nach CIPA-Messverfahren, und das obwohl sogar ein integriertes Blitzgerät verbaut ist, das bei dieser Messung bei jedem zweiten Foto abgefeuert wird. Der integrierte Blitz kann übrigens auch als Master für die Drahtlosblitzsteuerung eingesetzt werden.
Bereits ab 23. September 2014, das ist der Dienstag nach der Photokina, soll die Nikon D750 zu einem Preis von knapp 2.150 EUR im Handel erhältlich sein. Das Set mit dem AF-S Nikkor 24-85 mm 1:3,5-4,5G ED VR soll knapp 2.700 EUR kosten. Ab Ende Oktober 2014 ist zudem ein Set mit dem AF-S Nikkor 24-120 mm 1:4G ED VR zu einem Preis von knapp 2.800 EUR erhältlich.