Grundsolide Weiterentwicklung
Neues DSLR-Flaggschiff Nikon D6 im Detail vorgestellt
2020-02-12 Evolution statt Revolution lautet das Motto der neuen Profi-DSLR Nikon D6. Es handelt sich um eine behutsame, bereits im September 2019 angekündigte Weiterentwicklung der D5, mit der die Profifotografen laut Nikon bis auf wenige Punkte sehr zufrieden waren. Eben genau diese Punkte will Nikon in der D6 verbessert haben. Das ohnehin geringe Bildrauschen soll nochmal um eine halbe Blendenstufe verbessert worden sein, auch der Tracking-Autofokus arbeitet nochmal schneller und genauer. (Benjamin Kirchheim)
Die neue Nikon D6 ist keine Revolution, sondern eine behutsame Weiterentwicklung der D5 in den Punkten, die sich Profifotografen laut Nikon am meisten gewünscht haben. [Foto: Nikon]
Auf der Rückseite bietet die Nikon D6 unter dem Bildschirm ein kleines Status-Display. [Foto: Nikon]
Der Bildsensor der Nikon D6 löst nun 20,8 Megapixel auf, die Serienbildrate bleibt bei 14 Bildern pro Sekunde. Für eine um 0,5 Blendenstufen bessere Bildqualität soll der neue Bildprozessor Expeed 6 sorgen. [Foto: Nikon]
Dafür kommt ein neuer Bildprozessor Expeed 6 zum Einsatz, der das Rauschen besser unterdrückt und den Autofokus schneller berechnen kann. Beim sogenannten 3D-Tracking werden die Informationen des 180.000 RGB-Pixel auflösenden Belichtungsmessers, der gegenüber der D5 unverändert ist, wie bisher mit herangezogen, um beispielsweise Gesichter oder auch andere zu verfolgende Motive anhand der Farbe zu erkennen. Zwar reicht die Auflösung nicht für einen Augen-Autofokus, aber die Kamera kann trotzdem erkennen, wo sich die Augen befinden. Nikon nennt das einen Autofokus mit Augen-Priorität.
Auch das Autofokus-Modul ist neu. Dabei ist die Zahl der Sensoren sogar von 153 auf 105 gesunken, während die durch den Hilfsspiegel vorgegebene Abdeckung im Gesamtfeld identisch geblieben ist. Innerhalb dieses Rahmens decken aber die 105 Sensoren die Fläche um den Faktor 1,6 besser ab. Zudem handelt es sich bei allen Messpunkten um Kreuzsensoren. Auch die Flexibilität der Gruppensteuerung hat Nikon mit nun 17 Einstellungen verbessert. Der Automatik-AF zur Motivverfolgung bietet nun neu die Möglichkeit, einen Startpunkt festlegen zu können. So muss sich der Fotograf nicht darauf verlassen, dass die Automatik das Motiv selbst erkennt, sondern er kann den AF genau dann aktivieren, sobald das Hauptmotiv im vorgesehenen Fokusfeld angelangt ist.
Die Nikon D6 besitzt ein großes Statusdisplay auf der oberen Schulter. Neu ist der Kunststoffaufsatz auf dem Sucher, unter dem sich eine GPS-Antenne befindet. [Foto: Nikon]
Nikon D6. [Foto: Nikon]
Das Speicherkartenfach der Nikon D6 bietet zwei CFexpress-Einschübe, die auch zu XQD kompatibel sind. [Foto: Nikon]
Die Nikon D6 bietet zwar "nur" noch 105 statt 153 AF-Messpunkte, dafür handelt es sich bei allen um Kreuzsensoren mit geringeren Lücken als noch bei der D5, so dass die Abdeckung innerhalb des Fokusrahmens um den Faktor 1,6 besser ist. [Foto: Nikon]
Verbessert hat Nikon zudem die AF-Feinjustage. Bis zu 20 Objektive lassen sich anhand der Seriennummer in der Kamera registrieren und korrigieren, und zwar nun für den Weitwinkel und die Telestellung getrennt. Bei den Zwischenbrennweiten interpoliert die Kamera die Fokuskorrektur entsprechend. Zudem kann die Korrektur getrennt für den Phasen- und den Kontrast-AF vorgenommen werden.
Der Vollformatsensor soll ebenfalls neu sein, auch wenn sich seine Auflösung mit 20,8 Megapixeln nicht großartig geändert hat. Der Empfindlichkeitsbereich deckt ISO 100 bis 102.400 mit den Erweiterungen bis Lo1 (ISO 50) und Hi5 (ISO 3,28 Mio) ab. Auch die Serienbildrate von 14 Bildern pro Sekunde hat Nikon unangetastet gelassen. Einen Hybrid-Autofokus mit auf dem Bildsensor integrierten Phasen-AF-Sensoren gibt es ebenfalls nicht, so muss auch die 4K-Videofunktion, die bei maximal 30 Bildern pro Sekunde bleibt, mit einem Kontrast-AF auskommen. Immerhin kann dieser im Silent-Shooting-Mode noch bei 10,5 Bildern pro Sekunde die Schärfe nachführen.
Die Nikon D6 ist vollgestopft mit neuester Technik. [Foto: Nikon]
Die Nikon D6 besitzt ein robustes Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung. [Foto: Nikon]
Die Nikon D6 besitzt ein robustes Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung. [Foto: Nikon]
Zahlreiche Dichtungen sorgen bei der Nikon D6 für den Wetterschutz. [Foto: Nikon]
Zahlreiche Dichtungen sorgen bei der Nikon D6 für den Wetterschutz. [Foto: Nikon]
Gab es die D5 noch wahlweise mit zwei XQD- oder zwei CompactFlash-Steckplätzen, bietet die D6 nun nur noch zwei XQD-Speicherkartensteckplätze, die zum schnelleren CFexpress Typ B kompatibel sind. Auch die Konnektivität will Nikon verbessert haben. AC-WLAN und Bluetooth sind zwar integriert, aber der externe WLAN-Adapter WT-6 lässt sich ebenfalls verwenden und sorgt für eine höhere Reichweite und Datenübertragungsrate, zudem unterstützt er die FTP-Datenübertragung. Die FTP- und HTTP-Datenübertragung via Gigabit-LAN soll nun 15 Prozent schneller arbeiten und ein GPS hat Nikon sogar in der Kamera integriert beziehungsweise in ein kleines Kunststoffgehäuse auf den Sucherbuckel gesetzt. Außerdem lässt sich die Kamera nun via Kensington-Lock sichern.
Gegenüber der D5 unverändert sind das robuste, spritzwassergeschützte Magnesiumgehäuse, der Pentaprismensucher und der Bildschirm. Der vergrößert 0,72-fach und deckt 100 Prozent des Bildfelds ab, der Augenabstand beträgt 17 mm. Beim Bildschirm handelt es sich immerhin um einen Touchscreen mit einer Diagonale von acht Zentimetern, die Auflösung beträgt feine 2,36 Millionen Bildpunkte. Der Akku ist zur D4 und D5 kompatibel und reicht für ca. 3.500 Aufnahmen nach CIPA-Standardmessverfahren. Ab Ende März 2020 soll die Nikon D6 zu einem Preis von knapp 7.300 Euro erhältlich sein.