System mit 2,7-fach-Crop

Neues Kamerasystem "Nikon 1" mit der J1 und V1 vorgestellt

2011-09-21 Für Nikon beginnt eine neue Kamerasystemära: "Nikon 1" (Sprich: Nikon One) heißt das neue System mit 2,7-fach-Crop-Sensor, Nikon-1-Bajonett, 10-Megapixel-CMOS, FullHD-Videoaufzeichnung und 10 Bilder/s Serienbildgeschwindigkeit sowie Phasen- und Kontrastautofokus. J1 und V1 sind die beiden ersten Kameras dieses Systems. Die J1 kommt mit integriertem Blitz, die V1 mit integriertem elektronischen Sucher, der 1,4 Millionen Bildpunkte (800 x 600 Pixel) auflöst. Vom Start weg gibt es außerdem vier Objektive, einen F-Bajonett-Adapter mit Autofokusunterstützung, einen externen Blitz, ein GPS und die Möglichkeit, ein externes Stereomikrofon anzuschließen.  (Benjamin Kirchheim)

Nikon 1 V1 mit 1 Nikkor VR 10-30mm [Foto: Nikon]Mit dem 13,2 x 8,8 Millimeter kleinen CMOS-Sensor, der die Brennweite bezogen auf Kleinbild um den Faktor 2,7 vergrößert, wird sich Nikon sicher nicht nur Freunde machen – ernten doch Olympus und Panasonic für ihren größeren Micro-Four-Thirds-Sensor (17,3 x 13 Millimeter ) unter der anspruchsvollen Anwenderschaft immer wieder Kritik. Der Nikon-Sensor aber ist nochmal deutlich kleiner als Micro Four Thirds. Damit richtet sich Nikon eher an diejenigen, denen Kompaktkameras eine zu schlechte Bildqualität liefern und nicht an den "Profi". Immerhin verfügt der Sensor über das klassische Foto-Seitenverhältnis von 3:2. Er ist in CMOS-Technologie aufgebaut, was eine hohe Geschwindigkeit und die Digitalisierung sowie folgende Rauschunterdrückungsschaltkreise schon auf dem Sensor erlaubt, wo diese am besten wirken können. Bei der Auflösung gibt Nikon sich mit 10 Megapixeln bescheiden. Das reicht, bei angepasstem Betrachtungsabstand, für beliebige Vergrößerungen. Die Pixeldichte entspricht einem APS-C-Sensor mit 32 Megapixeln beziehungsweise einen Kleinbildsensor mit 73 Megapixeln Auflösung. Von solchen Auflösungen und entsprechenden Pixeldichten ist man bei APS-C gar nicht mehr weit entfernt, beim Kleinbildformat hingegen Nikon 1 V1 [Foto: Nikon]schon. Das spricht dafür, dass man in Bezug auf das Rauschen gegenüber dem aktuellen Sony-Sensor mit 24 Megapixeln im APS-C-Format nur kleine Abstriche machen muss. Die Empfindlichkeit reicht von ISO 100 bis 6.400 im erweiterten Modus.

Der Bildsensor ist in der Lage, bei voller Auflösung 10 Bilder/s aufzunehmen, in FullHD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel im Format 16:9) sind es sogar bis zu 60 Bilder/s. Dem Sensor steht der Doppelkern-Bildprozessor Expeed 3 zur Seite, laut Nikon ist er schneller als die bisher in Profikameras eingesetzten Bildprozessoren – 600 Megapixel pro Sekunde soll er verarbeiten können. Mit einem speziellen Aufnahmemodus will Nikon erreichen, dass der Fotograf den richtigen Aufnahmezeitpunkt nicht mehr verpasst, indem schon vor dem Durchdrücken des Auslösers Bilder aufgenommen werden. Ein weiterer Modus Nikon 1 V1 mit 1 Nikkor VR 10-30mm [Foto: Nikon]nimmt 20 Bilder in schneller Folge auf, analysiert diese in Bezug auf Schärfe, Gesichtsausdruck etc., speichert nur die fünf besten und präsentiert in der direkten Bildansicht nur das gelungendste Foto. Filme zeichnen die beiden Kamera ebenfalls auf, und zwar in FullHD-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde und auf Wunsch auch mit 60 Halbbildern pro Sekunde. Eine Umschaltung auf PAL mit 25p/50i und Kinobildwiederholrate mit 24 Bildern/s ist nicht möglich. Den Ton zeichnen beide Kamera über ein integriertes Stereomikrofon auf, das teurere Modell V1 bietet darüber hinaus einen externen Mikrofonanschluss. Gespeichert werden die Filme mit H.264-Komprimierung (MPEG-4) als MOV-Dateien, die maximale Aufnahmedauer ohne Unterbrechung beträgt 20 Minuten. Während der Filmaufnahmen ist es möglich, unterbrechungsfrei Fotos in hoher Auflösung aufzunehmen, allerdings weisen diese dann ein Seitenverhältnis von 16:9 auf. Darüber hinaus können Highspeed-Filme mit bis zu 400 Bildern/s (bei 640 x 240 Pixeln) aufgenommen werden.

Nikon 1 J1 [Foto: Nikon]Beim Autofokus kombiniert Nikon ein Phasendetektionssystem und einen Kontrastautofokus. Die Phasenautofokussensoren, immerhin 73 an der Zahl, sind laut Nikon direkt im Bildsensor integriert. Der Kontrast-AF der J1 und V1 nutzt 135 Messfelder. Während Filmaufnahmen ist der Phasen-AF aktiv. Der Autofokus soll laut Nikon der derzeit (Stand: 10. August 2011) schnellste der spiegellosen Systemkameras sein. Auch beim Verschluss fährt Nikon zweigleisig: Während das größere Modell V1 über einen Schlitzverschluss kombiniert mit einem elektronischen Verschluss verfügt, besitzt die J1 nur einen elektronischen Verschluss. Der elektronische Verschluss ermöglicht eine kürzeste Belichtungszeit von 1/16.000 Sekunde, der deutlich lautere Lamellenverschluss hingegen immer noch beachtlich kurze 1/4.000 Sekunde. Vorteile spielt der Lamellenverschluss bei der Blitzsynchronzeit aus, die bei 1/250 Sekunde liegt, beim elektronischen Verschluss hingegen beträgt die kürzeste Synchronzeit lediglich 1/60 Sekunde. Warum der elektronische Verschluss keine kürzeren Blitzbelichtungszeiten erlaubt, verrät Nikon aktuell nicht. Die längste Belichtungszeit beträgt 30 Sekunden, außerdem gibt es einen Bulb-Langzeitbelichtungsmodus. Der Infrarot- Fernauslöser ML-L3 ist ebenfalls verwendbar.

Nikon SB-N5  [Foto: Nikon]Weitere Unterschiede zwischen den beiden Kamera bestehen beispielsweise im Staubschutzsystem. Währen die J1 nur eine Staubschutzscheibe besitzt, verfügt die V1 über ein Staubschutzsystem, das Staub auch selbstständig aktiv entfernt. Die J1 kommt als günstigeres Einsteigermodell in einem kompakteren Aluminiumgehäuse mit 106 x 61 x 30 Millimeter und wiegt 277 Gramm inklusive Akku, der für 230 Aufnahmen reicht. Die V1 misst 113 x 76 x 44 Millimeter und wiegt inklusive Akku mit einer Kapazität 350 bis 400 Aufnahmen, rund 383 Gramm. Das Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung. Die V1 verfügt im Gegensatz zur J1 zwar über keinen integrierten Blitz, dafür ist sie mit einem elektronischen Sucher ausgestattet, der 1,44 Millionen Bildpunkte (800 x 600 Pixel), auflöst. Beide Kameras besitzen einen rückwärtigen Bildschirm mit 7,5 Zentimeter Diagonale, wobei der Monitor der V1 mit 921.000 Bildpunkten (640 x 480 Pixel) doppelt so hoch auflöst wie der Bildschirm der J1 mit seinen 460.000 Bildpunkten (480 x 320 Pixel). Ein externes Blitzgerät SB-N5 ist an die V1 anschließbar, es soll 150 EUR kosten. Ebenfalls als Zubehör für die V1 soll das GPS-Modul GP-N100 für 150 EUR erhältlich sein, es zeichnet jedoch mangels integriertem Kompass nicht die Aufnahmerichtung auf. Ebenfalls als Zubehör soll der Nikon-F-Bajonettadapter FT1 erhältlich sein. Für 270 EUR bietet er Kompatibilität zu Nikon AF-S- und AF-I-Objektiven. Sogar der Autofokus soll unterstützt werden, wobei dieser allerdings möglicherweise nicht ganz präzise arbeitet. Nikon prüft aktuell noch Funktionseinschränkungen in den Modi M und A, bei denen der Fotograf die Blende vorgibt. Der Bildstabilisator VR soll funktionieren, ist aber eine Lichtwertstufe weniger effektiv als an DSLRs.

Nikon 1 J1 mit 1 Nikkor VR 10-30mm [Foto: Nikon]Ab Ende Oktober 2011 sollen die Nikon 1 J1 und V1 sowie die vier Objektive 10-30mm/F3,5-5,6 VR, 10mm/F2,8 Pancake, 30-110mm/3,8-5,6 VR sowie das Superzoom 10-100mm/F4,5-5,6 VR mit besonders leisem Fokusmotor und Motorzoom für Videoaufnahmen erhältlich sein. Während die V1 nur in Schwarz und Weiß erhältlich sein soll, wird es die J1 außerdem in Silber, Rot und Pink geben. Das 10-30-Millimeter-Standardzoom wird zur Kamerafarbe passend geliefert. Die J1 mit 10-30mm soll 600 EUR kosten, das Set mit 10mm Pancake liegt bei 650 EUR. Für 760 EUR gibt es die J1 wahlweise mit 10-30mm und 30-110mm oder mit 10-30mm und 10mm Pancake. Dieselben Sets kosten mit der V1 870, 920 und 1.030 EUR.


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion