Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Nikon Coolpix A im Labor auf Bildqualität getestet
2013-03-27 Mit der Coolpix A springt Nikon auf den Trend der Edelkompaktkameras mit großem Sensor und Festbrennweitenobjektiv auf. Der APS-C große CMOS-Sensor der A bringt es auf 16 Megapixel Auflösung, bei der Brennweite entschied sich Nikon mit entsprechend Kleinbild 28 Millimeter für etwas mehr Weitwinkel, verzichtet aber mit F2,8 Maximalöffnung auf etwas Lichtstärke. Außerdem glänzt die Coolpix mit ihrer Kompaktheit, gegen die Fujifilm X100s wirkt sie geradezu zierlich. Die Nikon Coolpix A kommt gerade erst auf den Markt, doch wir konnten schon ein erstes Serienexemplar in unserem Labor auf Bildqualität testen. (Benjamin Kirchheim)
Die Qualität einer solchen Kamera steht und fällt mit der Güte des Objektivs. Schon bei Offenblende glänzt die Coolpix mit einer Auflösung von 41,4 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum, die sich beim Abblenden kaum steigert. Bereits bei F4 wird das Maximum von 42 lp/mm erreicht, bei F11 fällt die Auflösung knapp unter die 40 lp/mm, bei F16 und F22 schlägt die Beugung gnadenlos zu und senkt die Auflösung auf 34 beziehungsweise 26 lp/mm. Im Bildzentrum ist das hervorragende Objektiv also offenblendtauglich, was leider nicht für den Bildrand gilt. Bei F2,8 wird hier eine Auflösung von lediglich 20 lp/mm erreicht, bei F4 zieht die Randauflösung deutlich auf 32 lp/mm an, bei F5,6 löst das Objektiv am Bildrand sogar genauso hoch wie im Bildzentrum auf. Das kennt man eigentlich nur von längeren Festbrennweiten, vor allem Makro- und Teleobjektiven, aber nicht von einem 28-Millimeter-Äquivalent. Erst ab F11 macht sich wieder ein leichter Auflösungsverlust am Bildrand bemerkbar. Auch die Verzeichnung liegt mit weniger als einem Prozent deutlich unter dem, was man von einem 28-Millimeter-Objektiv erwarten könnte. Eine Randabdunklung von rund einer Blendenstufe, also einem Helligkeitsabfall von etwa 50 Prozent, lässt sich jedoch über das gesamte Blendenspektrum messen. Die Vignettierung ist auf Fotos wahrnehmbar, der sanfte Verlauf gibt ihr aber einen natürlichen Charakter. Hier zeigt sich, dass Nikon auf softwareseitige Korrekturen weitgehend verzichtet, auch die Schärfeartefakte sind äußerst gering. Das Kameramenü bietet keine Option, eine optische Korrektur zu aktivieren. Bei den Farbsäumen macht sich dies ebenfalls bemerkbar (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Zwar fallen die chromatischen Aberrationen im Mittelwert sehr gering aus, die Maximalausschläge, die am Bildrand zu finden sind, werden jedoch sehr deutlich.
Der Signal-Rauschabstand der Nikon Coolpix A bewegt sich bis ISO 400 auf sehr guten Niveau von über 40 dB, erst bei ISO 3.200 wird die kritische Grenze von 35 dB unterschritten – wenn auch nur knapp. Vor allem bei ISO 12.800 und 25.600, in der Kamera als H1 und H2 bezeichnet, fallen im negativen Sinn aus dem Rahmen. Dies sind auch die Werte, bei denen das Helligkeits- und auch das Farbrauschen deutlich sichtbar ansteigen. Beides wird aber auch schon darunter bei ISO 6.400 leicht sichtbar. Mit rund zwei Pixeln bleibt das Rauschen einigermaßen feinkörnig, nur der Rotkanal bricht ab ISO 800 nach oben hin aus, bei ISO 3.200 wird die 3-Pixel-Grenze überschritten, das Korn wird auch auf DIN-A4 kleinen Abzügen sichtbar. Das Ansteigen des Rauschen bei gleichzeitigem Abfall des Signal-Rauschabstands deutet darauf hin, dass die Coolpix A auch beim Entrauschen eher zurückhaltend vorgeht. Die Messung der Texturschärfe bestätigt dies. Feinste Details bleiben über den gesamten (!) Empfindlichkeitsbereich erhalten, messbare Verluste treten erst über ISO 1.600 auf, dringen jedoch nicht in den subjektiv sichtbaren Bereich vor. Allenfalls geschulte Augen werden bei stärkeren Vergrößerungen leichte Verluste ausmachen können, wobei dies bei den höchsten Empfindlichkeiten ohnehin im Rauschen untergeht.
Die Eingangsdynamik bewegt sich bis ISO 1.600 bei über neun Blendenstufen, ohne aber mit sehr guten Werten zu glänzen. Die Marke von zehn Blendenstufen wird nicht erreicht. Erst bei ISO 25.600 fällt die Eingangsdynamik unter die kritische Grenze von acht Blendenstufen. Die Tonwertkurve ist für eine kontrastreichere Wiedergabe leicht angesteilt, bewegt sich aber auf einem noch zurückhaltenden Niveau, das die sinnvolle Bearbeitung der JPEG-Dateien erlaubt, ohne dass diese von vornherein flau wirken würden. Allerdings bricht der Ausgangs-Tonwertumfang mit steigender ISO-Zahl deutlich ein. Sind es bei ISO 100 und 200 noch über 224 von 256 möglichen Stufen, wird bereits bei ISO 1.600 der Wert von 160 Stufen unterschritten. Das ist zwar noch akzeptabel, aber bei den beiden höchsten ISO-Stufen von 12.800 und 25.600 ist der Ausgangs-Tonwertumfang mit weniger als 96 unterscheidbaren Helligkeitsstufen nicht mehr akzeptabel. Ähnlich sieht es bei den Farbabstufungen aus. Bis ISO 1.600 werden mehr als zwei Millionen Farben unterschieden, ein guter Wert. Akzeptabel bleibt es noch bis ISO 6.400 mit über einer Million Farben, darüber aber fehlen zu viele Farbstufen. Der manuelle Weißabgleich arbeitet sehr zuverlässig, erst bei der höchsten ISO-Stufe konnte eine Ungenauigkeit festgestellt werden, was aber vor allem auf das stark auftretende Farbrauschen mit vornehmlich roten Pixeln zurückzuführen ist. Die Farbtafel wird im Mittel recht exakt wieder gegeben, jedoch treten Ungenauigkeiten bei einigen Farben wir etwa Grün oder Rot hervor, hier möchte die Nikon den Bildern wohl etwas mehr Lebendigkeit verpassen.
Besonders negativ fällt die Blitzausleuchtung aus. Der kleine Lichtspender leuchtet nicht bis in die Ecken, dort kommen weniger als 20 Prozent Lichtleistung an. Das fällt auf Fotos sehr negativ auf und man sollte die Möglichkeit nutzen, einen externen TTL-Systemblitz auf den ISO-Schuh zu stecken. Der Autofokus bedeckt sich mit einer Fokussierzeit inklusive Auslösung von rund einer halben Sekunde für das Durchfahren von unendlich auf zwei Meter Motivdistanz nicht gerade mit Ruhm, andererseits ist dieser Wert abseits der Actionfotografie durchaus gut. Die Auslöseverzögerung bei Vorfokussierung von 0,06 Sekunden ist zwar kurz, prädestiniert die Coolpix A aber ebenfalls nicht als Action-Kamera, hier sind andere Modelle zwei- bis dreimal so schnell.
In der Summe glänzt die Nikon Coolpix A vor allem mit ihren, nach leichtem Abblenden, hervorragenden Objektiv und der zurückhaltenden Bildaufbereitung, die allerdings auch manche Schwäche zu Tage treten lässt, die andere Kameras kaschieren. Bei hohen ISO-Empfindlichkeiten nimmt die Nikon zwar viele Details auf, die konservative Bildaufbereitung lässt aber andere wichtige Messwerte einbrechen. Man sollte bei höheren Empfindlichkeiten als ISO 1.600 also nach Möglichkeit auf das Raw-Format zurück greifen, um optimale Ergebnisse zu erzielen, sofern man das nötige Bearbeitungs-Know-How besitzt.
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.