24-Punkte-Programm
Nikon D2xs löst D2x ab
2006-06-01 Was wünscht man sich mehr von einer digitalen Spiegelreflexkamera, die alleine schon von der Bestimmung bzw. von der Zielgruppe her professionellen Ansprüchen gerecht wird? Beim Profi wird die Antwort nicht unbedingt "mehr Auflösung" und/oder "Vollformat" heißen, denn beim Berufsfotografen kommt es eher auf die Praxistauglichkeit der Kamera an. Die Praxistauglichkeit des hauseigenen DSLR-Flaggschiffs D2x hat man bei Nikon jetzt in nicht weniger als 24 Punkten verbessert, und die brandneue D2xs verkörpert das Resultat dieser Bemühungen. (Yvan Boeres)
Bereits in der "Basisversion" konnte die D2x (die nun von der D2xs abgelöst wird) höchsten Erwartungen gerecht werden. Mit einer Nettoauflösung 12,4 Megapixeln, einer Serienbildgeschwindigkeit von 5 bzw. 8 Bildern pro Sekunde, einem schnellen 11-Punkt-Autofokus mit 9 Kreuzsensoren, einem Hochgeschwindigkeitsverschluss (bis zu 1/8.000 s bei Umgebungslicht u. bis zu 1/250 s im Blitzbetrieb), 40 Individualfunktionen, einer extrem zuverlässigen Belichtungsmessung (3D-Colormatrixmessung II), einer uneingeschränkten Abwärtskompatibilität (zu Blitzgeräten und Objektiven selbst älterer Bauart), einer vorbildlichen Ergonomie, einer ausgeprägten Robustheit (inkl. Tropenschutz), einem kompromisslos guten/großen Sucher, einer Top-Bildqualität (bei Empfindlichkeiten von bis zu ISO 3.200) und anderen Ausstattungsmerkmalen der Extraklasse ist man zweifelsohne bestens für den harten Profifotografen-Alltag ausgerüstet. Dass man trotzdem noch Gutes bzw. Bewährtes vor allem im Detail verbessern kann, beweist Nikon nun mit seiner "überarbeiteten" Version der D2x: der D2xs. Hier die 24 Punke im Einzelnen, in denen die D2xs im Vergleich zur D2x verbessert wurde (Ergänzungen, Erklärungen bzw. Anmerkungen der digitalkamera.de-Redaktion):
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Maskierung des Suchers bei Verwendung der Funktion "Highspeed-Bildausschnitt" durch teiltransparente Abschattung des (nicht erfassten) Sucherrandbereichs (mittels Polymer-Flüssigkristall-Technologie). Dazu muss man wissen, dass bei D2x und D2xs die Bildfrequenz im Serienbildmodus von 5 auf 8 Bilder pro Sekunde erhöht werden kann, indem nur ein Teil der Sensorfläche (entspr. 6,8 Megapixel) ausgelesen wird. Während die D2x den genutzten vom ungenutzten Bildbereich im Sucher bzw. auf der Suchermattscheibe lediglich durch eine rahmenförmige "Demarkationslinie" abgrenzte (der ungenutzte Bildbereich blieb also sichtbar und konnte so den Fotografen u. U. ablenken), wird der ungenutzte Bildbereich bei der D2xs "schattiert" dargestellt (siehe Abbildung). Dabei bedient sich die Kamera derselben – in der Suchermattscheibe eingebetteten – Flüssigkristalltechnologie wie sie andere Nikon-Kameras z. B. zur Einblendung eines Gitternetzes im Sucher verwenden; im Falle der D2xs wird die Lichtstreuung in der Einstellscheibe so geregelt, dass die Lichtdurchlässigkeit im schattierten Teil nur noch ca. 20 Prozent beträgt.
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3D-Colormatrixmessung II auch bei Verwendung des Highspeed-Bildausschnittes ohne Einschränkung möglich. Bei der D2x entsprach der Messbereich der Belichtungsmesszelle (bei Verwendung der 3D-Colormatrixmessung II) auch dann dem vollen Bildausschnitt, wenn im Highspeed-Modus nur ein Teil der gesamten Bildsensor-Fläche ausgelesen wurde. Der ungenutzte Bildbereich wurde also auch in die Belichtungsmessung mit einbezogen – was u. U. zu Fehlbelichtungen führen konnte. Bei der D2xs wird hingegen der Messbereich der 3D-Colormatrixmessung II der genutzten Sensorfläche angepasst.
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Neuer TFT-Monitor mit verbessertem Betrachtungswinkel (170° horizontal und vertikal); verbesserte Kalibrierung des TFT-Monitors bei der Fertigung (Konstanz der Farbwiedergabe). Letzteres bedeutet u. a., dass Farben auf dem rückseitigen LC-Farbbildschirm von D2xs-Kameras immer gleich dargestellt werden. Wer mehrere D2xs-Bodies besitzt (was bei Profis nicht selten der Fall ist), braucht sich beim Kamerawechsel nicht mehr an die charakteristische Farbwiedergabe des jeweiligen Bildschirms zu gewöhnen.
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Neuer Lithium-Ionen-Akku mit verbesserter Leistung (2.500 mAh statt 1.900). Im Gegensatz zur D200, die nur mit dem Akku EN-EL3e zusammen funktionieren will, kann die D2xs sowohl mit dem Akku der D2x (EN-EL4) als auch mit dem neuen Akkumodell EN-EL4a betrieben werden. Umgekehrt kann die D2x auch mit dem Akku der D2xs bestückt werden.
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Schwarzweiß-Modus verfügbar. Eine Einstellung bzw. Funktion zur Aufnahme von Graustufenbildern hatte die D2x tatsächlich nicht.
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3 Farbmodi (I+II+III) nutzbar im AdobeRGB-Farbraum (statt nur Mode II). Nikon-Kameras unterscheiden zwischen Farbmodus (I für Porträtaufnahmen, II für die Nachbearbeitung, III für Natur- u. Landschaftsaufnahmen) und Farbraum (AdobeRGB, sRGB). Ist bei den meisten Nikon-DSLRs im AdobeRGB-Farbraum nur der Farbmodus II wählbar (die beiden anderen Farbmodus-Einstellungen bleiben dem sRGB-Farbraum vorbehalten), stehen bei der D2xs alle drei Farbmodi (I, II u. III) auch dem AdobeRGB-Farbraum zur Verfügung.
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Möglichkeit zum Speichern von bis zu drei benutzerdefinierten Tonwertkurven (optionale Software "Camera Control Pro" erforderlich). Konnte bei der D2x nur eine einzige individuelle Tonwertkurve nach Erstellung auf dem Computer in der Kamera gespeichert werden, bietet die D2xs gleich drei Speicherplätze für entsprechend viele "Eigenbau"-Tonwertkurven an.
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Empfindlichkeitsstufen zwischen ISO 800 und ISO 1600 (= Hi-1 Setting) jetzt in Schrittweiten von 1/2 oder 1/3 LW wählbar. Damit ist bei der D2xs eine viel feinere Abstufung der ISO-Werte im Bereich zwischen ISO 800 und ISO 1.600 möglich. Das kann für den Profi durchaus von Bedeutung sein, da bei halben ISO-Schritten (wie bei der D2x) das Bildrauschen von Empfindlichkeitsstufe zu Empfindlichkeitsstufe manchmal schlagartig zunehmen kann.
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Weitere Verbesserung der Autofokusleistung in Punkto Motiverkennung und Schärfenachführung. Sprich: Der Autofokus stellt präziser scharf und bleibt bewegten Motiven noch effektiver auf den Fersen.
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Neue Beschnittfunktion für das kamerainterne Beschneiden von Bildern; beschnittene Bilder werden als neue Datei (JPEG) gespeichert. Eine Crop-Funktion (wie es sie bei vielen Digitalkameras gibt) zum "Wegschneiden" überflüssiger Bildbereiche bzw. zum Zurechtstutzen der Bilder ließ die D2x vermissen. Bei der D2xs kann man im Wiedergabemodus mit einem Rahmenmaß (rechteckige Markierung, die sich per Steuertasten auf dem Bild platzieren und per Drehrad in der Größe ändern lässt) den gewünschten Bildausschnitt selektieren; nach Ausführung der Crop-Funktion wird der endgültige Bildausschnitt als neues Bild (das Original bleibt unangetastet) auf der Speicherkarte aufgezeichnet.
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Neue Steuerungsmöglichkeiten erlauben das Setzen vom oberen ISO-Grenzwert bei ISO-Automatik und einer zulässigen längsten Belichtungszeit. Die D2x kann schon – wie jede Kamera mit Programm- oder Zeitautomatik – die Belichtungszeit selbständig einstellen und (sofern die Individualfunktion b1 eingeschaltet ist) auch die Lichtempfindlichkeitsstufe automatisch auswählen. Bei der D2xs kann man dazu noch festlegen, wie lange die Verschlusszeit maximal sein darf und/oder wie hoch die Empfindlichkeit steigen darf. So kann man das Verwacklungsrisiko gering halten und/oder das Bildrauschen nicht übermäßig hochsteigen lassen.
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Erweiterte Funktionalität bei Verwendung der Funktionstaste in Kombination mit dem hinteren Einstellrad. Unter anderem kann man jetzt durch gleichzeitiges Betätigen der Func.-Taste (an der Kamerafront gleich unter der Abblendtaste gelegen) und Drehen des hinteren Einstellrades schnell und bequem in den Highspeed-Bildausschnitt-Modus (schnellere Bildserien durch Teilnutzung der Sensorfläche) umschalten.
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Erweiterung der Einstellgrenze für die maximale Anzahl von Bildern im Serienbildbetrieb auf bis zu 60 (vorher 35). Bei der D2x kann man mit der Individualfunktion d2 festlegen, wie lange eine Bildserie im Serienbildmodus maximal sein darf. Das macht insbesondere im CH-Modus Sinn, in dem mit einer ausreichend schnellen Speicherkarte beliebig viele Bilder in Folge geschossen werden können. Während bei der D2x der Einstellbereich bis maximal 35 Bilder reicht, kann man bei der D2xs einen Wert zwischen 1 und 60 Bildern als Obergrenze auswählen.
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Neue Menüfarben zur Verbesserung der Lesbarkeit (ähnlich D200). Die Menüs sind jetzt kontrastreicher und können so auch bei grellem Licht besser auf dem LC-Bildschirm abgelesen werden.
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Verdoppelte Anzahl der für Bildkommentare zur Verfügung stehenden Zeichen (36 statt 18). Die im Systemmenü eingebbaren Bildkommentare bzw. Textnotizen, die mit der Bilddatei gespeichert werden und in PictureProject, in Nikon Capture (ab Version 4.2) sowie teilweise auf dem Kamerabildschirm (beim Einblenden der EXIF-Aufnahmedaten im Wiedergabemodus) angezeigt werden, dürfen jetzt länger sein.
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Möglichkeit der Speicherung von allen Kameraeinstellungen mittels CF Karte und somit auch Übertragung von allen Kameraeinstellungen auf eine andere D2Xs-Kamera mittels CF Karte. Diese Funktion ist besonders praktisch, da man seine Kameraeinstellungen überall hin mitnehmen kann. In Presseagenturen, wo Profifotografen oft keine eigene Kamera haben, sondern auf einen Gerätepool zurückgreifen, verliert der Fotograf so seine bevorzugten bzw. persönlichen Einstellungen nicht, wenn ein Kollege die Kamera zuvor anders eingestellt hat. Die neue Funktion ist – im Gegensatz zum ActiveMemory-System von Lexar – nicht an eine spezifische Speicherkartenmarke/-serie gebunden. Die Einstellungen werden auf einer beliebigen Speicherkarte (vom Typ CompactFlash bei der D2x/D2xs) in einer kleinen Datei mit der Endung .bin gespeichert und können bei Bedarf wieder abgerufen werden.
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Anzeige einer höheren Zahl von Einstellungen bei der Bildwiedergabe und in den EXIF-Feldern der Bilddatei (z.B. VR, GPS Daten, individuelle Programmkurve).
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Möglichkeit zur Fixierung des Menüs "Letzte Einstellungen" für eine benutzerdefinierte Zusammenstellung der wichtigsten/favorisierten Einstellungen (8 Einstellungen). Werden bei der D2x auf der Menüseite "Letzte Einstellungen" bereits die letzten 8 Menüpunkte angezeigt, an deren Einstellungen man etwas verändert hat, kann man bei der D2xs auch eine eigene Zusammenstellung der Menüpunkte tätigen. So werden immer die gleichen Menüpunkte angezeigt – und erscheinen nicht in zyklischer Reihenfolge (die vorletzte Einstellung rückt nach oben und macht den Platz für die letzte Einstellung frei usw.).
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Bild-Authentifikation – über die optionale Nikon Image Authentication Software können eventuelle nachträgliche Manipulationen sowohl an den Bilddaten als auch an den Exif-Daten erkannt werden (auch für D200). Über diese Funktion kann verifiziert werden, ob man es mit der "jungfräulichen" Aufnahme (wie sie aus der Kamera kommt) zu tun hat, oder ob das Bild eventuell schon am Computer retuschiert bzw. manipuliert wurde. Die Bildauthentifizierungssoftware ist optional erhältlich und kostet rund 550 EUR.
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Neue Warnanzeige (Blinken der Selbstauslöser-LED) bei zu geringer Akkukapazität beim Fotografieren mit Spiegelvorauslösung. Mit Spiegelvorauslösung wird vor allem bei Nachtaufnahmen und in der Astrophotographie in Verbindung mit langen Belichtungszeiten gearbeitet. Da in solchen Situationen eine Berührung der Kamera (Auge an den Sucher führen oder Hintergrundbeleuchtung des Status-Displays einschalten) wegen der verursachten Mikrovibrationen nicht erwünscht ist, wird man so über eine zu geringe Akkukapazität von der – auch nachts deutlich sichtbaren – Selbstauslöser-LED gewarnt.
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Schnellere Bildfolge bei Serienaufnahmen mit aktivierter Rauschreduzierung für Langzeitbelichtungen (in etwa dieselbe Bildfolge wie bei deaktivierter Option). Brach die Bildfrequenz bei der D2x leicht ein, wenn man bei Serienaufnahmen die Funktion zur Rauschunterdrückung für Langzeitbelichtungen eingeschaltet hatte, tritt dieses Phänomen bei der D2xs fast gar nicht mehr auf.
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Genauere Aufzeichnung von GPS-Daten (Breiten- und Längengrad) mit bis zu 3 Dezimalstellen, z. B. 35° 36' 359". Die Sekundenanzeige in den GPS-Daten erfolgt bei der D2xs nicht mehr zweistellig (wie bei der D2x), sondern – für eine noch höhere Genauigkeit – dreistellig.
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Aufzeichnung der Ausrichtung der Kamera möglich durch Speicherung von GPS-Kompassdaten (z. B. 146.78). Sofern ein an der D2x angeschlossener GPS-Empfänger in dieselbe Richtung zeigt wie die Kamera, kann später dadurch nicht nur festgestellt werden, an welchem Ort die Aufnahme gemacht wurde, sondern auch noch, wie die Kamera aufgestellt war.
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Verbesserte Fixierung für ein angeschlossenes USB-Kabel. Die USB-Schnittstelle bzw. das USB-Kabel der D2xs ist jetzt mit einer clipartigen Arretierung versehen, die ein versehentliches Lösen des Kabels verhindert.
Die Nikon D2xs kommt im Juli (2006) zu einem offiziellen Listenpreis von knapp 5.070 EUR auf den Markt. Weitere Infos zu Technik, Funktion und Ausstattung der Kamera finden sich im entsprechenden digitalkamera.de-Datenblatt (siehe weiterführende Links). Parallel dazu werden die Nikon Capture NX Software (ca. 150 EUR) sowie die bereits erwähnten Anwendungen Camera Control Pro (ca. 60 EUR) und Image Authentification (ca. 550 EUR) eingeführt. Ohne eine verbindliche Aussage dazu gemacht zu haben, hat man bei Nikon Deutschland übrigens nicht ausgeschlossen, dass demnächst ein Firmware-Update erscheint, das die D2x zumindest um die neuen D2xs-Features erweitert, die nicht hardwaregebunden sind. Das passierte auch schon beim "Upgrade" der D70 auf die D70s; wer also auf einige der 24 Punkte verzichten kann, erspart sich so einiges Geld.