APS-C-Allrounder

Nikon Z50II mit Flaggschiff-Autofokus präsentiert

2024-11-07 Mit der Nikon Z50II bekommt die Z 50 ein in vielen Punkten verbessertes Nachfolgemodell. Dank neuem Dual-Bildprozessor Expeed 7 mit zwölffacher Leistung kommt erstmals Nikons Flaggschiff-Autofokus der Z 8 und Z 9 in die APS-C-Klasse. Dazu gibt es ein ergonomischeres Gehäuse mit doppelt so hellem OLED-Sucher und optimierter Bedienung. Doch auch Video-Creator kommen dank des Dreh-/Schwenkbildschirms, eines neuen Kopfhörerausgangs, Produktpräsentationsmodus und USB-Streaming sowie PD-Stromversorgung auf ihre Kosten.  (Benjamin Kirchheim)

Die Nikon Z 50 basierte noch auf der Technik der Nikon Z 6 und Z 7, also der ersten Z-System-Generation. Bei den Vollformatkameras ist Nikon jedoch inzwischen bei der dritten Generation angelangt, etwa mit der Z 8, Z 9 oder Z6III. Das merkte man der Technik der Z 50 inzwischen deutlich an, vor allem dem Autofokus und den Videofähigkeiten. Mit der Z50II kommt nun viel Flaggschiff-Technologie in die APS-C-Klasse für knapp unter 1.000 Euro. Der Kern dafür ist der Dual-Bildprozessor Expeed 7, der gegenüber dem Expeed 6 der Z 50 eine zwölfmal höhere Rechenleistung mitbringt. Das sorgt nicht nur für eine verbesserte High-ISO-Bildqualität bei weiterhin etwas mageren 20 Megapixel Auflösung des APS-C-Bildsensors, sondern auch einen verbesserten Autofokus.

Hier kommen jetzt die Algorithmen der Flaggschiffkameras Z 8 und Z 9 zum Einsatz, die auch in der Z6III stecken. Der Autofokus erkennt von Menschen die Oberkörper, Köpfe, Gesichter und Augen, von Tieren und Vögeln die Augen sowie allerlei Fahrzeuge zu Land und in der Luft, also Autos, Motorräder, Fahrräder, Züge und Flugzeuge samt der Fahrzeugfront beziehungsweise dem Cockpit oder Helm. Zudem muss man sich nicht mehr für ein Motiv zur Erkennung entscheiden, sondern kann eine Automatik aus all diesen Motiven wählen lassen. Es ist sogar möglich, die Automatik individuell einzuschränken, damit beispielsweise nur Tiere und Menschen erkannt werden, nich aber Vögel, Flugzeuge usw. Auch bei Serienbildern kann das Motiv dank 3D-Tracking verfolgt werden. In Raw sind 11 Bilder pro Sekunde möglich, in JPEG sogar bis zu 30. Eine Pre-Release-Capture-Funktion für bis zu eine Sekunde lange Serienbildaufnahmen vor dem Durchdrücken des Auslösers ist ebenfalls vorhanden. Neben JPEG und Raw ist übrigens auch die Speicherung im HEIF-Format möglich.

Doch nicht nur der Autofokus und die Bildqualität profitieren vom neuen Bildprozessor, sondern auch die Einschaltzeit. Nikon verspricht eine Halbierung der Zeit bis zur Einsatzbereitschaft. Auch das Gehäuse wurde überarbeitet. Es ist mit 127 x 97 x 67 Millimeter etwas gewachsen und wiegt nun einsatzbereit mit Akku und Speicherkarte, aber ohne Objektiv 550 Gramm. Es besteht aus einer Magnesiumlegierung sowie Kunststoff und ist gegen Spritzwasser und Staub geschützt, wenn auch nicht auf dem Niveau der Profimodelle. Das größere Gehäuse geht mit einem ergonomischeren Griff einher. Zudem lehnt sich das Tastenlayout größtenteils an der Z 8 an, so gibt es etwa zwischen Griff und Bajonett zwei Funktionstasten.

Zur verbesserten Ergonomie kann man auch den OLED-Sucher zählen, der mit einer Leuchtdichte von 1.000 cd/m² jetzt doppelt so hell sein soll. Der Sucher löst weiterhin 2,36 Millionen Bildpunkte auf und vergrößert 0,68-fach. Der kleine Pop-Up-Bitz sitzt nach wie vor im Sucherbuckel und den TTL-Blitzschuh gibt es weiterhin. Neuigkeiten gibt es auch bei der Bildschirmbeweglichkeit: Der 8 Zentimeter große, 1,04 Millionen Bildpunkte auflösende Touchscreen lässt sich nun seitlich schwenken und um die eigene Achse drehen, was nicht nur Hochformataufnahmen aus allen Perspektiven erlaubt statt bisher nur Querformataufnahmen, sondern sich auch besser für Videoaufnahmen ohne Kameramann beziehungsweise Selfies eignet.

Zudem wurden die Schnittstellen "aufgebohrt". Statt Micro-USB gibt es zeitgemäßes USB-C 3.2 samt Power-Delivery-Stromversorgung zum Laden des Akkus und Dauerbetrieb der Kamera. Außerdem wird das Videosignal per UVC/UAC-Standard übertragen, sprich: Die Z50II verhält sich an den Rechner angeschlossen wie eine Webcam und kann direkt für Videokonferenzen oder das Livestreaming sowie lokale Videoaufzeichnungen eingesetzt werden. Zudem verfügt sie neben einem Mikrofoneingang auch über einen Kopfhörerausgang. Über den kann auch der neue Kabelfernauslöser MC-DC3 angeschlossen werden. Eine Micro-HDMI-Schnittstelle mit Clean-HDMI gibt es natürlich ebenfalls. Sogar der Profi-Fernauslösegriff MC-N10 wird unterstützt.

Die Videofunktion arbeitet bis 4K30 mit einem 5,6K-Oversampling für eine höhere Bildqualität. Bei 4K60 hingegen wird auf 1:1 Pixel gecropt. Die volle Autofokus-Funktionalität steht auch für Videoaufnahmen zur Verfügung. Damit der Autofokus nicht auf dem Gesicht/Auge "klebt", wenn man es gar nicht möchte, gibt es einen Produktpräsentationsmodus, bei dem der Autofokus auf ein vor die Kamera gehaltenes Produkt sanft umspringt. Praktisch ist auch die neue rote Rec-Lampe an der Kameravorderseite. Neben MP4 mit H.264-Kompression steht auch MOV mit H.265-Kompression für 10-Bit-Videos zur Verfügung. HLG für HDR-Videos und N-Log für eine spätere Gradation stehen ebenfalls zur Verfügung. Verbessert wurden zudem der digitale Video-Bildstabilisator und die Video-Aufnahmelänge, die nun nicht mehr auf knapp 30 Minuten beschränkt ist.

Die Nikon Z50II funkt drahtlos mit Bluetooth sowie WLAN auf 2,4 und 5 GHz. Die Snapbridge-App wird genauso unterstützt wie der Bluetooth-Fernauslöser beziehungsweise dessen Kombination mit einem Stativgriff für Vlogger. Ebenfalls mit an Bord ist die Unterstützung der kostenlosen Nikon Imaging Cloud, mit der sich 30 Tage lang Fotos online sichern lassen. Auch Picture-Control via Cloud wird unterstützt. Extra für die Picture-Control-Funktionen gibt es eine Taste am Gehäuse – sie funktioniert sogar im Automatikmodus.

Ab Ende November 2024 soll die Nikon Z50II zu einem Preis von knapp 1.000 Euro erhältlich sein. Zudem bietet Nikon drei verschiedene Bundles mit APS-C-Objektiven an. Mit dem Pancake-Standardzoom DX 16-50 mm VR (24-75 mm Kleinbildäquivalent) kostet die Z50II 1.150 Euro. Im Doppelzoom-Kit mit zusätzlichem Telezoom DX 50-250 mm VR (75-375 mm KB) steigt der Preis auf gut 1.400 Euro. Das teuerste Kit kostet 1.420 Euro und beinhaltet neben der Z50II das Reisezoom DX 18-140 mm VR (27-210 mm KB).


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