Nun ein waschechter Foto-Video-Hybrid

Nikon Z6III bringt mehr Leistung für Foto und Video

2024-06-17 Mit der Z6III definiert Nikon die Z6-Klasse neu, indem sie einen Großteil der Leistungsfähigkeit einer Z 8 und Z 9 erhält. Dazu gehören ein neuer, 24,5 Megapixel auflösender Bildsensor mit hoher Auslegegeschwindigkeit für 60 Serienbilder pro Sekunde mit AF- und AE-Tracking sowie interne 6K-Raw-Videoaufzeichnungen – ebenfalls mit 60p. Einen völlig neuen Qualitätsmaßstab setzt zudem der höher auflösende, hellere Sucher mit großem DCI-P3-Farbraum.  (Benjamin Kirchheim)

Bereits im September 2023 zeigte Nikon mit der Z f, wohin die Reise im 24-Megapixel-Segment geht – und setzt bei der Z6III noch eins oben drauf. In ihr kommt ein neuer, 24,5 Megapixel auflösender, "teilweise" gestapelter Bildsensor zum Einsatz. Damit ist der Bildsensor zwar nicht so leistungsfähig wie die gestapelten Bildsensoren der Z 8 und Z 9 (oder der Alpha-9-Serie von Sony), aber etwa viermal schneller als herkömmliche CMOS-Sensoren. Zudem erlaubt die Technologie eine teilweise Zwischenauslesung des Bildsensors.

Damit ist die Z6III beispielsweise in der Lage, bei 20 Serienbildern pro Sekunde noch ein Sucherbild mit 60 Bildern pro Sekunde zu erzeugen. Dabei gibt es dank digitalen "Tricks" auch in dem Moment kein Blackout, in dem das eigentliche Bild aufgenommen wird. An die Dual-Stream-Technologie der Z 8 und Z 9 kommt das aber nicht heran, das Sucherbild ist also minimal verzögerter als bei den High-End-Kameras.

Apropos Sucherbild: Der neue OLED-Videosucher der Nikon Z6III ist der bisher beste von Nikon. Er löst mit 5,76 Millionen Bildpunkten nicht nur höher aus als bisher, sondern ist mit 4.000 Nits auch heller als bisher (die Z 8 und Z 9 kommen auf 3.000 Nits und 3,69 Millionen Bildpunkte). Die Vergrößerung bleibt mit 0,8-fach gewohnt hoch. Optional arbeitet der Sucher mit 120 statt 60 Bildern pro Sekunde und er deckt mit DCI-P3 einen größeren Farbraum ab als die bisherigen sRGB-Sucher. Das bedeutet, dass das Sucherbild wesentlich bessere Farben und eine höhere Dynamik mit mehr Details auch in den Schatten darstellt.

Auch beim 8,1 Zentimeter großen Touchscreen geht Nikon neue Wege: Dieser ist nun nicht mehr nach oben und unten neigbar, sondern seitlich schwenkbar und um die eigene Achse drehbar, wie bereits bei der Nikon Z f und vielen Kameras anderer Hersteller. Der Bildschirm bringt es auf eine Auflösung von 2,1 Millionen Bildpunkten.

Mit dem Expeed 7 kommt in der Z6III derselbe Bildprozessor zum Einsatz wie bereits in der Z 9, Z 8 und Z f. Der Prozessor sorgt auch für dieselbe Autofokus-Leistungsfähigkeit samt Deep-Learning-basierter, intelligenter Motiverkennung. Damit werden Menschen, Köpfe, Gesichter, Augen (auch von der Seite), Tiere, Tieraugen, Vögel, Vogelaugen und diverse "Fahrzeuge", etwa Autos, Motorräder, Flugzeuge und Züge erkannt. Auch die Möglichkeit, die Motiverkennung bei manuellem Fokus aktivieren zu können, ist mit an Bord. Das 3D-Tracking der drei anderen Z-Modelle mit Expeed 7 beherrscht die Z6III ebenfalls.

Wie bei der Z f können die Autofokus-Sensoren unabhängig von den Fotodioden belichtet werden. Das bedeutet, dass die Sensoren immer genügend Licht bekommen, egal wie die Belichtung eingestellt ist. Absolut konkurrenzlos ist der Low-Light-AF, der dadurch bis -10 EV funktionieren soll. Der Standard-Empfindlichkeitsbereich reicht von ISO 100 bis 64.000, mit Erweiterung (Lo 0.3 bis Hi 1.7) sind ISO 50 bis 204.800 möglich.

Ebenfalls aus der Z f bekannt ist der verbesserte Sensor-Shift-Bildstabilisator. Nikon verspricht bis zu acht Blendenstufen längere Belichtungszeiten nach CIPA-Standard. Zudem kann der Bildstabilisator den Bereich des aktiven Autofokus-Felds bei der Stabilisation priorisieren, was eine Blendenstufe Vorteil gegenüber der üblichen mittigen Priorisierung bringen soll, denn ein Bildstabilisator arbeitet immer nur in einem kleinen Teilbereich der Sensorfläche wirklich optimal.

Auch der High-Resolution-Modus mit vier verschiedenen Aufnahmeoptionen fehlt nicht. Ein Modus erlaubt vier Aufnahmen, die um jeweils einen Pixel verschoben sind. Dadurch kann die Farbinterpolation entfallen und man erhält 24 Echtfarb-Megapixel (so wie bei Pentax). Der zweite Modus arbeitet mit acht Aufnahmen, wobei die Verschiebung zwischen den Aufnahmen einen halben Pixel beträgt. Das steigert die Auflösung auf 96 Megapixel und reduziert gleichzeitig das Rauschen, aber es findet eine klassische Farbinterpolation statt (so ähnlich kennt man das von Olympus beziehungsweise nun OM System).

Der dritte Modus nimmt 16 jeweils um einen halben und einen Pixel verschobene Bilder auf. Im Ergebnis erhält man 96 Megapixel ohne Farbinterpolation (so kennt man das beispielsweise aus der Fujifilm GFX100 II). Der vierte Modus nimmt 32 Fotos auf, die dann alles vereinen: 96 Echtfarb-Megapixel mit geringerem Rauschen. Für alle Modi gilt: Sie funktionieren nur bei statischen Motiven und vom Stativ, sind also für Studioaufnahmen sowie Still-Life-Aufnahmen geeignet, nicht aber für Landschaften, Porträts oder ähnliches. Ein weiterer Wermutstropfen: Das Zusammensetzen der Aufnahmen ist sehr rechenintensiv, sodass sie nur mit einer Software von Nikon am PC verrechnet werden können, kameraintern klappt das hingegen nicht.

Wie bereits erwähnt, bietet die Z6III verschiedene Serienbildmodi mit bis zu 1/16.000 Sekunde schnellem, elektronischem Verschluss. Alle Serienbildmodi arbeiten mit AF- und AE-Tracking. Neben 60 Bildern pro Sekunde oder 20 Bildern pro Sekunde mit 60 Bildern pro Sekunde Sucherbild gibt es noch einen Modus mit 120 Bildern pro Sekunde, wobei jedoch nur ein zehn Megapixel auflösender APS-C-Ausschnitt des Bildsensors genutzt wird.

Auch die Pre-Release-Capture-Funktion ist an Bord, die bei halb gedrücktem Auslöser immer die letzte Sekunde an Bildern im Puffer hält, damit man beim eigentlichen Auslösen nicht den entscheidenden Moment verpasst. Neben dem elektronischen Verschluss bietet die Z6III im Gegensatz zur Z 8 und Z 9 aber auch einen 1/8.000 Sekunde schnellen mechanischen Verschluss.

Für Videografen hat die Nikon Z6III ebenfalls einiges zu bieten. So sorgt die schnellere Sensorauslesung für einen verringerten Rolling-Shutter-Effekt. 4K-Videos werden mit 6K-Oversampling mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Zudem kann digital ohne Auflösungsverlust bis zur nativen Auflösung gezoomt werden. Highspeed-Videoaufnahmen sind in 4K-Auflösung mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde möglich, in Full-HD sogar mit 240 Bildern pro Sekunde für bis zu zehnfache Zeitlupen.

Auch bei den Videoformaten gibt es eine große Auswahl, angefangen beim klassischen H.264 AVC über H.265 HEVC und Apple ProRes 422 HQ mit jeweils 4:2:2 10 Bit Farben samt flachen Tonwertkurven für spätere Gradation bis hin zu Raw-Videoformaten mit 12 Bit Farbtiefe. Hier steht nicht nur Apple ProRes Raw in 4K-Auflösung zur Verfügung, sondern auch N-Raw (Nikon-Raw) mit 6K-Auflösung.

Verbesserungen gibt es auch bei Audioeingang, der wie gewohnt mit 24 Bit arbeitet. Statt eines Mikrofons kann nun auch ein stärkeres Line-In-Signal eingespeist werden. Timecode wird dabei ebenfalls synchronisiert. Unterstützt werden Atomos Ultrasync BLUE und AirGlu. Ein großer HDMI-A-Ausgang und ein Kopfhörerausgang fehlen ebenfalls nicht.

Die Nikon Z6III besitzt ein neu gestaltetes Gehäuse, das sich optisch und von der Bedienung an der Z 8 anlehnt, aber nur etwas größer ausfällt als die Z 6II. Dabei ist das Gehäuse mit 760 Gramm etwas schwerer als die Z 6II, aber deutlich leichter als die Z 8, wobei es genauso robust ist wie das der Z 8 und Z 9. Es ist also gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet sowie frostsicher bis -10 °C (die Z f ist dagegen nur bis 0 °C angegeben). Das praktische, beleuchtbare Schulterdisplay ist erhalten geblieben. Den neuen Sucher und den neuen Beweglichkeitsmechanismus des Touchscreens haben wir bereits erwähnt. Bei den Speicherkartenfächern hält Nikon am bewährten Konzept fest: Das Hauptfach nimmt Speicherkarten des Formats CFexpress Typ B auf und ist zu XQD kompatibel, das zweite Fach nimmt SD/SDHC/SDXC-Speicherkarten mit Kompatibilität zu UHS I und UHS II.

Als Akku kommt der EN-EL15c zum Einsatz, der über die USB-C-Schnittstelle in der Kamera geladen werden kann. Die externe Ladeschale MH-34 arbeitet ebenfalls mit USB-C, ist aber nur optional für knapp 75 Euro erhältlich. Passend zum neuen Kameragehäuse gibt es einen neuen optionalen Hochformat-Batteriegriff mit der Bezeichnung MB-N14. Über einen Schlitten nimmt dieser zwei Akkus des Typs EN-EL15c auf, während ein Dorn ins Akkufach der Kamera ragt. Der MB-N14 besitzt eine eigene USB-C-Schnittstelle zum Laden der eingelegten Akkus, sodass er auch als externes Doppel-Ladegerät dienen kann. Der Griff soll knapp 400 Euro kosten.

Neu ist die Möglichkeit, mit Nikon NX Studio eigene Picture Control Konfigurationen erstellen und auf die Kamera spielen zu können. Neun Speicherplätze bietet sie dafür. Bereits ab Ende Juni 2024 soll die Nikon Z6III zu einem Preis von knapp 3.000 Euro erhältlich sein. Zudem bietet Nikon drei Sets an. Mit dem Z 24-70 mm F4 soll die Z6III knapp 3.630 Euro kosten. Mit dem Z 24-200 mm steigt der Preis auf gut 3.840 Euro und am teuersten ist das Set mit dem Zoom Z 24-120 mm F4 für 3.950 Euro.

Die Nikon Z6III versteht sich übrigens nicht unbedingt als Nachfolgemodell der Z 6II, sondern im Prinzip als höherklassiges Modell, ähnlich wie die Z 8 im Verhältnis zur Z 7II. Entsprechend bleibt die Z 6II weiterhin im Programm, sie kostet aktuell deutlich unter 2.000 Euro. Einigen wird beim Lesen noch eine Neuerung aufgefallen sein: Seit der Z6III lässt Nikon das Leerzeichen hinter dem "Z" weg. Viele haben das ohnehin schon immer getan.

Keine Nikon Z7III Mit den früheren Generationen Z 6 und Z 6II wurden jeweils auch die höher auflösenden Schwestermodelle Z 7 bzw. Z 7II vorgestellt. Das ist diesmal nicht so. Für eine Z7III sieht Nikon derzeit in seinem Produktsortiment keinen Platz zwischen der Z 7II und der Z 8.


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