Nikon bringt gleich zwei neue 2,1-Megapixel-Modelle
1999-02-23 Die neuen Nikon Coolpix 700 und Coolpix 950 unterscheiden sich in Gehäusekonzept und Ausstattung und sprechen damit verschiedene Anwendergruppen an. Gemeinsam haben sie die sehr hohe Auflösung und eine neue innovative Funktion namens "Best Shot Selector". (Jan-Markus Rupprecht)
Erstaunlich, was der Hersteller mit seinem Digitalkamera-Programm in den vergangenen
Jahren für eine gewaltige Wandlung vollzogen hat. Unter den Herstellern konventioneller
Kameras genießt Nikon besonders bei hochpreisigen, edlen Kameras einen guten Ruf, weshalb
die Wahl der Profis oft auf Spiegelreflexkameras und Objektive dieses Herstellers fällt.
Mit seinen ersten Digitalkameras Coolpix
100 und Coolpix 300 verblüffte
der Hersteller die Fachwelt dann durch Konzepte, die völlig aus dem üblichen Rahmen
fielen: Die 100er war eine kleine, niedrig auflösende "Viertel-VGA-Kamera", die
nur über ihre fest integrierte PCMCIA-Karte ausgelesen werden konnte und damit für viele
Anwender überhaupt nicht in Frage kam. Die Coolpix 300 hingegen zeigte bei ebenfalls
wenig berauschender VGA-Auflösung mit ihrem Touchscreen Ansätze eines Palmtop-Computers.
Die Coolpix 100 hätte man eher von einem Hersteller von Notebook-Computern erwartet und
die Coolpix 300 hätte gerne von einem Hersteller von portablen Datenbanken oder
Palmsize-Computern stammen können. Aber von Nikon? Die Welt zeigte sich eher ratlos und
so war diesen Geräten auch kein großer Erfolg beschieden.
Danach kam die Coolpix 600 auf den
Markt, eine recht langweilige, aber ziemlich kleine und nett verarbeitete XGA-Kamera, die
jedoch völlig im Glanz ihrer zeitgleich vorgestellten größeren Schwester Coolpix 900
unterging und ebenfalls zum Ladenhüter wurde. Erst die Coolpix 900 war dann endlich so eine
Kamera, wie sie die Nikon-Fans immer haben wollten. Mit ihrer SXGA-Auflösung und ihrer
herausragenden Bildqualität spielte sie in der Oberliga der kompakten Digitalkameras mit
und bot Möglichkeiten zur kreativen Bildgestaltung, die man bei anderen Modellen
vermißte. Ein als Zubehör erhältlicher, perfekt abgestimmter Weitwinkelkonverter
erweiterte den Brennweitenbereich auf rund 24 mm und etwas später kam ein atemberaubendes
Fischaugen-Vorsatzobjektiv mit einem Blickwinkel von 183° auf den Markt, das es sowieso
für kein Konkurrenzmodell gab. Dabei war die Kamera durch ihr Schwenkgehäuse erfreulich
klein, zusammengefaltet sogar Jackentaschen-geeignet. Kein Wunder, daß die Coolpix 900
ein großer Erfolg wurde. Ganz unauffällig kam dann im Herbst vergangenen Jahres ein
überarbeitetes Modell mit Blitzanschluß auf den Markt, das allgemein "Coolpix 900s" genannt wird, weil
die korrekte Bezeichnung "Coolpix 900 Modell E900S" doch wirklich etwas
kompliziert ist.
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Mit den beiden jetzt vorgestellten, in edlem Schwarz gehaltenen Kameras setzt Nikon
nun endgültig zum Sprung in die Königsklasse an, denn mit einer Auflösung von weniger
als 2 Megapixel gibt man sich künftig nicht mehr ab. Selbst das neue kompakte
"Einsteigermodell" Nikon Coolpix 700 bietet diese hohe
Auflösung bei geringen Abmessungen und geringem Gewicht und erzeugt damit Bilder mit
1.600 x 1.200 Bildpunkten. Die Kamera besitzt ein Autofokus-Objektiv mit 35 mm
Festbrennweite (vergleichbar mit der von Kleinbildkameras), über einen Adapter sollen
sich "mit Einschränkungen" Tele-, Weitwinkel und Fischaugenadapter verwenden
lassen. Die Kamera ist bereits 2 Sekunden nach dem Einschalten aufnahmebereit und löst
mit einer nur geringen Verzögerung von 1/5 Sekunde aus. Ihr 1,8"-LCD-Monitor bietet
die gleiche Auflösung (112.000 Pixel) wie die bisher weit verbreiteten 2"-Monitore,
allerdings offenbar bei drastisch reduziertem Batterieverbrauch. Vier
1,2-V-NiMH-Mignon-Akkus sollen bei eingeschaltetem Monitor rund zwei Stunden durchhalten
solche langen Betriebszeiten kennt man sonst nur von Kameras, die über speziell
abgestimmte, leistungsfähige Lithiumionen-Akkus verfügen. Gespannt sind wir auf die
BSS-Funktion ("Best-Shot Selector"), die automatisch aus einer Serie von bis zu
10 Aufnahmen das schärfste Bild auswählt. Dies scheint besonders bei Makroaufnahmen
sinnvoll oder wenn aufgrund der Aufnahmesituation eine Bewegungsunschärfe nicht ganz
ausgeschlossen werden kann (Aufnahmen mit langer Belichtungszeit "aus der
Hand"). Die Nikon Coolpix 700 wird voraussichtlich ab Mai oder Juni zum Preis von
1.500 DM erhältlich sein. Das ausführliche digitalkamera.de-Datenblatt
ist bereits online.
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Den gleichen 1/2"-CCD-Sensor mit 2,1 Millionen Bildpunkten besitzt das künftige
Spitzenmodell Nikon Coolpix 950, das im Mai die Coolpix 900s ablösen
wird. Von ihrer Vorgängerin übernahm Nikon das Gehäusekonzept mit der drehbaren
Objektiveinheit, die auch einen optischen Sucher enthält. Statt aus Aluminium ist das
Gehäuse der 950er erstmals aus Magnesium, einem sehr leichten und stabilen Werkstoff, der
in letzter Zeit bereits öfter für Gehäuse ultrakompakter Notebook-Computer verwendet
wird. Das 3-fach-Zoomobjektiv der Coolpix 950 umfaßt einen Brennweitenbereich von 38 bis
115 mm (entsprechend Kleinbild), optional können ein 2-fach-Telekonverter, ein
Weitwinkel- und ein Fischauge-Vorsatz aufgeschraubt werden. Der Autofokus stellt präzise
in 4.746 Stufen scharf und kann wahlweise als kontinuierlicher Autofokus betrieben werden
(zuvor eine Besonderheit der Coolpix 900) oder auch wie üblich als Einzel-Autofokus, d.
h. die Kamera fokussiert erst, wenn der Auslöser halb heruntergedrückt wird. Der
Mindestabstand im Makromodus beträgt lediglich 2 cm, eine manuelle Scharfeinstellung ist
in 10 Stufen von 10 cm bis unendlich möglich. Die Belichtungsmessung erfolgt wahlweise
als 256-Segment-Matrix, als Spot oder als mittenbetonte Messung. Alternativ zur
Programmautomatik kann auf Blendenautomatik (Wahl der Belichtungszeit) oder Zeitautomatik
(Wahl einer von drei Blenden zur Beeinflussung der Schärfentiefe) umgeschaltet werden.
Eine Belichtungskorrektur kann im Bereich von +/- 2 Blenden sehr fein in 1/3 Blendenstufen
vorgenommen werden. Identisch mit der Coolpix 700 ist die Möglichkeit, Aufnahmen auch
unkomprimiert als TIF-Datei auf der CompactFlash-Karte zu speichern. In der mittleren von
drei JPG-Kompressionsstufen sollen beide Kameras Serienbilder mit 1,5 Bildern pro Sekunde
in voller Auflösung aufnehmen und auf die Speicherkarte schreiben können. Wie ihre
Vorgängerin bietet auch die Coolpix 950 natürlich wieder einen Blitzanschluß, der als
dreipolige Nikon-Synchronbuchse ausgeführt ist. Dort angeschlossene
Nikon-Systemblitzgeräte werden normalerweise im TTL-Modus betrieben, d. h. die
Blitzenergie wird komplett von der Kamera gesteuert. Die Coolpix 950 soll ab Mai 1999 für
rund 2.000 DM in Handel verfügbar sein. Ausführliche Informationen enthält schon jetzt
das digitalkamera.de-Datenblatt. |