Es ist vollbracht!

Nikon "inthronisiert" D50 und D70s

2005-04-20 Ob heute aus dem Kamin der Nikon-Zentrale in Tokyo weißer Rauch empor steigt, ist ungewiss, aber sicher ist, dass die Ankündigung der jüngsten Digitalkameramodelle von Nikon nicht ganz so geheimnisvoll verlaufen ist wie die Papstwahl. Denn wer die Aktualität verfolgt, weiß schon seit Wochen, dass der renommierte Hersteller zwei neue digitale Spiegelreflexkameras der Einsteigerklasse auf den Markt bringen will, dass sie D50 und D70s heißen und dass sie am heutigen Tag ganz offiziell von Nikon vorgestellt werden. Und wer die im weltweiten Datennetz aufgetauchten PDF-Handbücher der beiden DSLRs schon studiert hat, kennt sie auch schon im Detail.  (Yvan Boeres)

   Nikon D70s  [Foto: Nikon]
 

Wer den ganzen (Vor-)Ankündigungs-"Rummel" um die neuen DSLRs von Nikon nicht mitbekommen hat, der erfährt erst jetzt über die D50 und D70s. Während die D50 die Einsteigerklasse nach unten ausweitet, ersetzt die D70s das bisherige Einsteigermodell D70. Bei der D70s handelt es sich eigentlich sogar um eine leichte Modellpflege der D70. Das Aussehen, die Ausstattung und die Technik (u. a. auch die Auflösung, die mit 6 Megapixeln auf dem Stand der D70 beharrt) bleiben weitgehend gleich; neu sind hauptsächlich der größere LC-Farbbildschirm, die Blitzabdeckung und die Anschlussmöglichkeit für eine elektrische Kabelfernbedienung. So wächst die Bildschirmdiagonale – bei gleich bleibender Auflösung von 130.000 Bildpunkten – von 1,8" auf 2", und das eingebaute Blitzlicht leuchtet das gesamte Bildfeld eines Kleinbild-äquivalenten 18-mm-Objektivs (20 mm bei der D70) aus. Konnte die D70 ausschließlich über die Infrarot-Fernbedienung ML-L3 aus der Ferne ausgelöst werden, verfügt die D70s über einen neuen Stecker, an dem eine elektrische Kabelfernbedienung mit der Produktbezeichnung MC-DC1 angeschlossen werden kann. Weitere Detailänderungen betreffen die Stromversorgung, die über einen neuen Akku vom Typ EN-EL3a erfolgt (mit 1.500 mAh leicht kapazitätsstärker als das Modell EN-EL3 von der D70), sowie das dazu passende Ladegerät MH-18a, welches das MH-18 ablöst. Ob, wie einige Gerüchte besagen, interne Änderungen vorgenommen wurden, um die Produktionskosten zu senken, wird von Nikon nicht bestätigt. Wie dem auch sei: Die D70s kommt im April zu einem Preis von rund 950 EUR (Gehäusepreis)  auf den Markt und ist somit deutlich günstiger als das Vorgängermodell D70 bei seiner Einführung. Weitere Details zu Technik, Funktion und Ausstattung finden unsere Leser im ausführlichen digitalkamera.de-Datenblatt zur D70s, und der digitalkamera.de-Test von der D70 gibt einem den Einblick darauf, auf welcher Kamera die D70s aufbaut.

Nikon D50  [Foto: Nikon]
 
  

Auch wenn die D50 ganz offensichtlich von der D70 abstammt, sind die Unterschiede hier weit reichend genug, dass man von einer Kamera für sich reden kann. Bereits beim Aussehen unterscheiden sich die D50 und D70(s) deutlich. Die D50 ist mit ihren "Körpermaßen" von 133 x 102 x 76 Millimeter ein gutes Stück kleiner als die große Schwester und wiegt mit einem Nettogewicht von rund 540 Gramm auch weniger. Die kompaktere und leichtere Bauweise ist auch mit der Wahl eines neuen Speichermediums verbunden. Statt CompactFlash-Karten, wie alle anderen Modelle der D-Serie, nimmt die D50 Wechselspeicher vom Typ Secure Digital (kurz: SD-Card) auf. Wie die D70s ist die D50 mit einem 2" großen und 130.000 Pixel feinen LC-Farbbildschirm ausgestattet, und von den Einstellmöglichkeiten her steht die D50 der D70 und D70s in kaum etwas nach. Abgespeckt wurde jedoch beim Verschluss, bei der Belichtungs- und Weißabgleichsmessung, bei der Serienbildfunktion, bei der Suchermattscheibe, bei den erweiterten Blitzfunktionen und bei den Bedienelementen. So verfügt die D50 nur noch über ein Einstellrad an der Rückseite (das Drehrad vorne am Handgriff ist verschwunden), und das Einblenden eines Gitternetzes im Sucher ist auch nicht mehr möglich. Die Bildfolgerate sinkt – bei gleich bleibender Bildzahl – von 3 auf 2,5 Bilder pro Sekunde, und die kürzeste Verschlusszeit liegt bei 1/4.000 s (1/8.000 s bei der D70, D70s & Co.). Ob die Präzision der Belichtung und des Weißabgleichs trotz "Spar"-Messzelle (die Messung erfolgt über 420 statt 1.005 Pixel wie bisher) erhalten bleibt, wird sich in ersten Praxistests herausstellen. Bezüglich der Belichtungsmessart gibt es noch eine weitere Änderung: Neben der Matrix- bzw. Mehrfeldmessung und der mittenbetonten Integralmessung steht nun statt der Spotmessung eine Selektivmessung zur Auswahl.

Beim Blitzen verzichtet die D50 auf die Ansteuerung von weiteren Blitzeinheiten über den eingebauten Blitz im drahtlosen iTTL-Betrieb (auch "Advanced Wireless Lighting" genannt). Wer ganz ohne Kabelanbindung eines oder mehrere Blitzgeräte unter Beibehaltung sämtlicher Blitzbelichtungsautomatiken auslösen will, muss – ähnlich wie bei Canon – ein Systemblitzgerät vom Typ SB-600 oder SB-800 dazu kaufen, das dann auf dem Blitzschuh der Kamera montiert wird und als Steuereinheit fungiert. Alle anderen iTTL-Funktionen findet man auch bei der D50 wieder, und selbst die Blitzsynchronzeit im Normalbetrieb liegt immer noch bei 1/500 s. Es gibt sogar einige Punkte, wo der D50 Ausstattungsmerkmale eigen sind, die man bei der D70 und D70s nicht findet. So befördert die D50 ihre Daten über eine echte USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle zum Rechner (bei der D70/70s muss man sich mit USB-2.0-Fullspeed begnügen), und ein neuer AF-Betriebsmodus namens Auto-AF erkennt, ob die Einzelbildfokussierung (AF-S) oder die Schärfenachführung (AF-C) zur Situation passt und schaltet automatisch in den entsprechenden Modus um.

Ansonsten ist die D50 wie ihre beiden Schwestern D70 und D70s eine "waschechte" digitale Spiegelreflexkamera der 6-Megapixelklasse, die – unter Berücksichtigung eines 1,5-fachen Brennweitenverlängerungsfaktors – Nikon-Objektive sowie kompatible Fremdoptiken aufnimmt und sie über einen 5-Punkt-Autofokus automatisch scharf stellt. Die Grundeigenschaften einer digitalen Spiegelreflexkamera wie der große Sensor, der Spiegelreflexsucher und die Erweiterungsfähigkeit (mit Objektiven, Blitzgeräten und anderem Zubehör) bleiben also auch mit der D50 erhalten. Begleitet wird die D50 von einem neuen Set-Objektiv. Werden die D70 bzw. D70s wohl weiterhin mit dem AF-S Nikkor 18-70 mm 1:3,5-4,5G ED aus der DX-Serie im Set "gepaart", bekommt die D50 einen neuen Gespielen. Der AF-S Nikkor 18-55 mm 1:3,5-5,6 G kommt ebenso im DX-Format (d. h. mit angepasstem Bildkreis) und mit einer ED-Linse (d. h. mit besonders geringer Dispersion), ist aber sowohl in der Herstellung als auch vom Anschaffungspreis her preisgünstiger als das Set-Objektiv der D70/70s. Darauf deutet u. a. der leicht geschrumpfte Brennweitenbereich (27-82,5 mm entspr. KB) und der Silent-Wave-Ultraschallmotor hin, der – gut informierten Quellen zufolge – keinen manuellen Eingriff in die automatische Fokussierung zulässt. Nikon geht damit offenbar denselben Weg wie Erzrivale Canon, der ebenfalls seine USM-Motoren in verschiedenen Ausstattungsklassen (Micro-USM und Ring-USM) anbietet. Der offizielle Listenpreis für die D50 samt AF-S Nikkor 18-55 mm 1:3,5-5,6 G beträgt knapp 900 EUR. Ohne Objektiv kostet die D50 um die 750 EUR. Die Markteinführung der Kamera bzw. des Sets ist für Juni geplant. Ergänzende Informationen zu Technik, Funktion und Ausstattung der D50 gibt es, wie gewohnt, im entsprechenden digitalkamera.de-Datenblatt nachzulesen, das parallel mit dieser Meldung erscheint.

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