Kampflustig

Nikon stellt D2X sowie Coolpix-Modelle 8400, 8800 und 4800 vor

2004-09-16 Nikon zeigt sich wieder einmal "kampflustig". Nachdem der japanische Kamerahersteller mit der D70 im Bereich der digitalen Spiegelreflexkameras für Einsteiger dem direkten Konkurrenten Canon EOS 300D den Kampf angesagt und die D2H als Vorhut zur Profi-Front geschickt hat, kommt jetzt die nächste "Angriffswelle". Die neue Kolonnenspitze setzt sich zusammen aus der lang erwarteten Profi-DSLR D2X, den zwei neuen Coolpix-Modellen der 8-Megapixel-Klasse Coolpix 8400 und Coolpix 8800 sowie einer zoomstarken 4-Megapixel-Kamera im typischen Kleinbildkompaktkamera-Design namens Coolpix 4800.  (Yvan Boeres)

Nikon D2X [Foto: Nikon]
  
  

Lange war über eine D2X spekuliert worden, jetzt gibt es harte Fakten. Die Vermutung, dass das D2H-Schwestermodell D2X heißen würde, war nahe liegend, gab es doch schon bei der Vorgängergeneration eine D1H mit Schwerpunkt auf hohen Bildfolgeraten und eine D1X mit Akzent auf eine möglichst hohe Auflösung. Dieselbe Philosophie führt Nikon bei der D2H und D2X weiter, so dass die jetzt vorgestellte D2X folgerichtig höher auflöst als die D2H. Setzt die D2H mit ihrem 4-Megapixel-Sensor keine neuen Auflösungsmaßstäbe, gibt sich die D2X mit ihren 12,4 Megapixeln (effektiv) nicht zimperlich. Trotz hoher Auflösung steht die D2X der D2H in Sachen Geschwindigkeit in kaum etwas nach; bei voller Auflösung schafft sie 5 Bilder pro Sekunde und bei verringertem Sensorausschnitt (6,8 Megapixel) sogar 8 Bilder pro Sekunde. Das verdankt die D2X zum einen dem neuen ASIC-Signalverarbeitungsbaustein (Application Specific Integrated Circuit) und zum anderen der parallelen Auslesung des CMOS-Bildwandlers über gleich vier Hochgeschwindigkeitskanäle (gegenüber einem Kanal bei herkömmlichen DSLRs). Die leistungsfähigere Elektronik sorgt aber nicht nur für mehr Tempo, sondern auch für eine präzisere Aufbereitung des Bildsignals und eine noch getreuere Farbwiedergabe bei erhöhtem Tonwertumfang. Dabei erfolgen manche Bildoptimierungsprozesse, wie z. B. der Weißabgleich, noch vor der Umwandlung vom analogen zum digitalen Signal, um auf diese Weise das Bildsignal noch im ursprünglichsten Zustand zu "behandeln". Auch an der Qualität der Belichtung hat Nikon gefeilt: Die 3D-Color-Matrixmessung mit dem extra dafür gewidmeten 1.005-Pixel-RGB-Sensor wurde verbessert und geht jetzt in die zweite Generation. Die bereits mit der D2H eingeführte iTTL-Blitzbelichtungsmessung und -steuerung sorgt ihrerseits für eine verbesserte Bildqualität bei Blitzaufnahmen (auch drahtlos mit mehreren Blitzgeräten) mit niedrigerer Anfälligkeit gegenüber Fehlbelichtungen (vor allem bei Motiven mit spiegelnder Fläche etwa) und einer ausgeglichenen Abstimmung zwischen Blitz- und Umgebungslicht.

Auch sonst wird die D2X ihrem Vollprofi-Image gerecht. Ein robustes und gleichzeitig leichtes Gehäuse mit einem Unterbau aus einer Magnesiumlegierung und mit Dichtungen zum Schutz vor Spritzwasser und Staub gehört zur Ausstattung. Ebenso ein schneller und präziser Autofokus (Multi-CAM2000-Modul mit neun Kreuzsensoren von insgesamt elf AF-Messfeldern), eine geringe Auslöseverzögerung von nur 37 ms, ein kapazitätsstarker Akku (ca. 2.000 Aufnahmen pro Aufladung) mit Diagnosefunktion, eine USB 2.0-Highspeed-Schnittstelle und ein hoch auflösender (235.000 Bildpunkte) 2,5"-LC-Farbbildschirm. Richtig professionell ist auch die Anschlussmöglichkeit für einen GPS-Empfänger und für eine WLAN/WiFi-Sendeeinheit; der neue WLAN-Adapter WT-2 unterstützt nicht nur den schnellen WLAN-Standard IEEE 802.11g (neben 802.11b), sondern auch eine größere Anzahl von Netzwerkprotokollen und besitzt verbesserte Sicherheitsfunktionen. Mit dem WT-2-Adapter lässt sich die D2X mit Nikon Capture 4.2 alternativ zur kabelgebundenen Fernsteuerung auch per Funk vom Computer aus fernsteuern und auslösen. Zu den Funktionen der D2X gehören u. a. die auf Wunsch gleichzeitige Aufzeichnung von RAW/NEF- und JPEG-Bilddateien, die Möglichkeit zur Verschlüsselung der Bilddaten, eine Mehrfachbelichtungsfunktion, die auch nachträglich (d. h. nach der Aufnahme) funktioniert, diverse Farbraum-Einstellungen (sYCC, zwei sRGB-Einstellungen, drei Adobe-RGB-Einstellungen), eine Sprachnotiz-/Bildbeschriftungsfunktion und alle nur denkbaren Parametriermöglichkeiten. Die Nikon D2X speichert ihre Bilder auf CompactFlash-Wechselspeicherkarten (Typ I+II inkl. Microdrives o. ä.) und greift auf ein enormes Wechselobjektiv- und Zubehörsortiment zurück (bei einem 1,5-fachen Brennweitenverlängerungsfaktor). Weitere Einzelheiten zu Funktion und Ausstattung (serienmäßig und optional) der D2X gibt es in unserem entsprechenden digitalkamera.de-Datenblatt. Der ganze Luxus hat natürlich seinen Preis. Die wenigsten sind wohl finanzkräftig genug, um runde 5.000 EUR (D2X Body) einfach auf den Tisch zu legen, so dass ein Besuch beim Finanzberater bzw. bei der Kreditabteilung der Hausbank wohl angesagt ist.

Nikon Coolpix 8800 [Foto: Nikon]
  
  
Nikon Coolpix 8400 [Foto: Nikon]
  
  

Doch auch in der weitaus erschwinglicheren Coolpix-Produktreihe hat Nikon keine halben Sachen gemacht. Zeigen die meisten Hersteller im Prosumer-Bereich mehr oder weniger originelle 7,1-Megapixel-Kameras auf der Photokina, bleibt Nikon dem "guten alten" 2/3-Zoll-CCD mit 8 Megapixel treu und hat stattdessen der 8000er-Serie aus der Coolpix-Familie zu neuem Glanz verholfen. Das war auch arg notwendig, weil die Coolpix 8700 vielleicht doch etwas zu "konservativ" war. Ganz anders verhält es sich bei der neuen Coolpix 8800 – und vor allem bei der Coolpix 8400. Die Coolpix 8800 gleicht noch der Coolpix 8700 am meisten, bleibt doch das Gehäusedesign weitgehend erhalten. Dafür wächst der Zoomfaktor von 8- auf 10-fach; die Coolpix 8800 zoomt nun über einen Brennweitenbereich von 35 bis 350 mm (Kleinbild-äquivalent bei einer Lichtstärke von F2,8 bis F5,2). Das Innovative ist aber weniger die Zoomstärke als vielmehr die eingebaute VR-Technologie, da ein optischer Bildstabilisator bei Kompaktdigitalkameras von Nikon eine Premiere darstellt. Wesentlich kompakter und auch weitwinkelfreudiger ist die zweite neue Coolpix, die Coolpix 8400. Die kürzeste Brennweite dieser Kamera beträgt 24 mm (Kleinbild-Äquivalent) – ein vergleichbar weitwinkelstarkes Objektiv gibt es bei keiner anderen Kompaktdigitalkamera! Am Tele-Ende schließt die Coolpix 8400 dann mit 85 mm (entspr. Kleinbild) ab. Das Beste daran ist aber, dass sich der Brennweitenbereich durch den Anschluss von Konvertern im Weitwinkelbereich bis auf Kleinbild-bezogene 9 mm (mit dem Fisheye-Konverter FC-E9) bzw. 18 mm (mit dem Weitwinkel-Konverter WC-E75) erweitern lässt. Ein bisschen mehr Tele (nämlich 255 mm entspr. Kleinbild) gewinnt die Coolpix 8400 mit einem 3-fach-Telekonverter, wobei dieser neue Telekonverter TC-E3PF dank einer Phasen-Fresnellinse besonders kompakt und leicht ausfallen soll. Mehr zu dieser neuen Linsentechnik in unserem Fotolexikon.

Coolpix-Kenner wird es außerdem freuen zu erfahren, dass die TTL-Blitzmessung nun endlich auch bei den Coolpix-Kameras Einzug hält. Und zwar gleich die iTTL-Blitzbelichtungsmessung und -steuerung, wie man sie u. a. von der D-Serie (D2H, D2X, D70) her kennt und deren Vorzüge wir in dieser Meldung schon im Zusammenhang mit der D2X weiter oben beschrieben haben. Darüber hinaus verfügen die Coolpix 8400 und 8800 über weitere technologische "Leckerbissen". So gibt es bei beiden Kameras nach dem Vorbild der HP Photosmart R707 Funktionen zur kamerainternen Erkennung und Retuschierung Roter Augen (Advanced Red-Eye Reduction) sowie zur elektronischen Aufhellung von Schattenpartien im Bild (D-Lighting). Neu ist auch die Erweiterung des Autofokus bei manueller Auswahl des AF-Feldes von fünf auf neun Messfelder (im Auto-Modus bleibt es bei fünf AF-Feldern); die Coolpix 8400 leistet sich sogar den Luxus eines Hybrid-Autofokus. In beiden Fällen soll aber die automatische Scharfstellung besonders schnell erfolgen. Einen Tempozuwachs gibt es auch bei der Bildübertragung, da die beiden neuen Coolpixler über eine USB 2.0-Highspeed-Schnittstelle verfügen. Vom Ausstattungskatalog der Coolpix 8700 übernehmen die Coolpix 8400 und Coolpix 8800 u. a. den dreh- und schwenkbaren LC-Farbbildschirm, das AF-Hilfslicht, die PictBridge-Kompatibilität, die Speicherung in diversen Bildformaten (JPEG, TIFF, RAW/NEF) auf CompactFlash-Wechselspeicherkarten (Typ I+II inkl. Microdrive) sowie den – Nikon-typisch – üppigen Funktions- und Einstellungsumfang. Zu den bereits bekannten Serienbildmodi H, L und Ultra-Highspeed gesellt sich nun ein kontinuierlicher Serienbildmodus, bei dem die letzten fünf Bilder einer Aufnahmefolge gespeichert werden. Am Videomodus ändert sich allerdings nichts; die Auflösung reicht in dieser Betriebsart weiterhin bis VGA (640 x 480 Bildpunkte) bei einer Bildfolgerate von 30 Bilder/s und vorgegebener Aufnahmezeit. Ton wird selbstverständlich auch weiter mit aufgenommen und kann auch gesondert als Sprachnotiz aufgezeichnet werden. Erwähnenswert ist abschließend auch noch die Tatsache, dass die Coolpix 8400 und 8800 beide mit einer kleinen Infrarot-Fernbedienung ausgeliefert und von einem neuen, leistungsstarken Lithiumionenakku (EN-EL7) mit Strom versorgt werden. Sowohl für die Coolpix 8400 als auch für die Coolpix 8800 gibt es optional einen Batteriegriff, der sechs Einwegbatterien oder Akkus im AA/Mignon/R6-Format aufnimmt und den beiden Kameras auch einen professioneller anmutenden Look verleiht. Weitere Details zu Technik, Ausstattung (serienmäßige und optionale) und Funktion der Coolpix 8400 und Coolpix 8800 gibt es, wie auch sonst üblich, in entsprechenden digitalkamera.de-Datenblättern. Die Coolpix 8400 kostet runde 1.000 EUR (Listenpreis), während die Coolpix 8800 mit etwa 1.100 EUR zu Buche schlägt.

Nikon Coolpix 4800 [Foto: Nikon]
  
  

Die letzte Nikon-Neuvorstellung in dieser Meldung ist die Coolpix 4800. Diese 4-Megapixel-Kamera erinnert vom Design her an die Kompaktkameras aus der Kleinbild-Ära, denen gegenüber die Kompaktdigitalkameras von heute vergleichsweise "schmächtig" aussehen. Alles andere als schmächtig ist jedoch das Zoomobjektiv der Coolpix 4800, da dieses einen Brennweitenbereich von 36 bis 300 mm (Kleinbild-Äquivalent bei einer Lichtstärke von F2,7 bis F4,4) sein Eigen nennt. Aufgenommen werden Fotos (max. 2.288 x 1.712 Bildpunkte) und Videos (mit Ton bei max. 640 x 480 Bildpunkten und einer Bildfrequenz von 15 Bildern/s), die auf dem internen 13,5-MByte-Speicher Platz finden; dieser kann über SD-Karten erweitert werden. Die Stromversorgung übernimmt serienmäßig ein Lithiumionenakku oder alternativ auch eine Lithium-Einwegzelle vom Typ 2CR5. Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen der Coolpix 4800 gehören u. a. ein 1,8"-LC-Farbbildschirm, ein kleiner eingebauter Multifunktionsblitz, 15 Motivprogramme (darunter vier Motivassistenten), elf Menüsprachen, eine Verwacklungswarnanzeige, die von anderen Coolpix-Kameras her bekannte Best-Shot-Selector-Funktion, eine Zeit-/Datum-Stempel-Funktion sowie mehrere Serienbildmodi (inkl. eines Letzte-3-Bilder-Modus) – und einen Supermakro-Modus mit einem Mindestabstand von nur 1 cm gibt es auch. Auskunft über weitere Merkmale der Coolpix 4800 gibt unser entsprechendes digitalkamera.de-Datenblatt. Mit einem Listenpreis von ca. 420 EUR ist die Nikon Coolpix 4800 aber auch die Günstigste aller hier vorgestellten Nikons, so dass keine Preiskategorie heute ausblieb.

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