Messebericht
Nur wenig "Foto" auf der CeBIT 2008 in Hannover
2008-03-05 Seit 2006 ist "Digital Imaging" nach dem Rückzug vieler namhafter Aussteller kein großes Thema mehr auf der CeBIT (wir berichteten, siehe weiterführende Links). Marktführende Unternehmen wie Sony und Panasonic sind zwar mit anderen Produktbereichen auf der Messe vertreten, aber haben ihr Digitalkamerasortiment nicht mitgebracht; andere Hersteller wie z. B. Pentax oder Kodak sieht man gar nicht auf der CeBIT. Und doch steht die Halle 23 ganz im Zeichen des Digital Imaging: Hier hat der Arbeitskreis Digitale Fotografie (adf) einen Gemeinschaftsstand, auf dem auch Fotofirmen wie Nikon, Fujifilm, Olympus und Canon vertreten sind. Außerdem gibt es in Halle 23 auch viel Zubehör wie z. B. digitale Bilderrahmen und Speicherkarten. Vereinzelt findet man darüber hinaus in anderen Hallen Fotothemen, beim Mischkonzern Samsung wird Fotografie sogar groß geschrieben. Wir haben die CeBIT am Eröffnungstag besucht. (Benjamin Kirchheim)
Unsere erste große Station mit dem Thema Fotografie ab Eingang West 1, durch den man die CeBIT vom Messebahnhof aus betritt, ist Samsung in Halle 26. Hier gibt es nicht nur das gesamte Sortiment an digitalen Kompaktkameras inkl. der neuen NV24 HD zu sehen und auszuprobieren, sondern insbesondere auch die GX-20 mit sämtlichem Systemzubehör. Die Objektive und Blitze kennt man von Pentax, sie sind aber etwas anders designt. Die Riffelung an Zoom- und Fokusringen ist anders, und der grüne Pentax-Ring ist Schneider-Kreuznach-blau, überhaupt steht diese Marke auf den Objektiven, denn sie kooperiert mit dem Samsung-Konzern. Die GX-20 entspricht technisch zwar der Pentax K20D (genaugenommen ist es eine Gemeinschaftsentwicklung), jedoch ist das Gehäuse inkl. der Bedienknöpfe anders designt. Die größten Unterschiede findet man aber im Menü. Es ist nicht nur moderner gestaltet, sondern auch anders aufgebaut – für Pentax-Benutzer eher etwas ungewohnt. Auch einige Menüfunktionen unterscheiden sich von der Pentax, was insbesondere auf die kamerainterne Bildaufbereitung zutrifft, so dass durchaus Unterschiede in der Bildqualität zur Pentax K20D zu erwarten sind. Da Pentax auf der CeBIT nicht vertreten ist, ist dieser Stand für Pentax-Fans fast ein Muss. Ebenfalls neu bei Samsung ist die Foto-Community mit dem Namen "Zoomin" (siehe weiterführende Links). Interessierten Hobby-Fotografen bietet Samsung auf dieser Plattform kostenlos Speicher zur Präsentation von Digitalfotos im Internet an. Selbstverständlich gehört die Bilddiskussion dazu, und zum Start gibt es ein Gewinnspiel mit attraktiven Preisen.
In direkter Nachbarschaft zu Samsung sind SanDisk und Zubehörspezialist Hama angesiedelt. SanDisk zeigt die üblichen Flash-Speicherkarten, aber auch andere Produkte aus dem eigenen Programm wie SSD-Festplatten oder USB-Sticks – auch die MP3-Player dürfen dabei natürlich nicht fehlen, deretwegen es auf der IFA in Berlin schon Ärger wegen angeblicher Patentverletzungen gab – das Thema scheint aber geklärt zu sein. Der Hama-Stand ist im Gegensatz zu Samsung und SanDisk abgeriegelt. Zutritt nur für Händler. Durch eine Scheibe kann der Besucher trotzdem einen kleinen Einblick erhalten. In einer kleinen Ecke außerhalb des abgesperrten Bereichs macht ein Promoter auf Hama aufmerksam und behauptet, für jedes digitale Gerät der Messebesucher hätte Hama passendes Zubehör im Portfolio. Das mag man durchaus glauben, denn vom Handy über die Digitalkamera bis hin zu MP3-Player- und Notebookzubehör findet man eigentlich alles bei Hama. Schade, dass es die Produkte nicht zum Anfassen gibt.
Schlendert man durch die Hallen 24, 21 und 22 weiter, findet man zwar interessante Dinge rund um die Themen Mobile Computing, aber kaum etwas für Digitalkameras – allenfalls ist hier oder da ein Bilderrahmen oder eine Flashkarte oder eine Tasche zu sehen. In Halle 23 wird es dann aber richtig interessant, denn diese steht ganz im Zeichen des "Digital Imaging". Im Gegensatz zu vielen großen Kameraherstellern sind hier umso mehr Zubehöranbieter zu finden, von denen man teilweise noch nie etwas gehört hat – kein Wunder, denn es handelt sich bei einigen um meist asiatische OEM/ODM-Produzenten, die nicht unter eigenem Markennamen auftreten. Auffällig ist der Trend zu Bilderrahmen und Flashkarten. Zum Weihnachtsgeschäft 2007 erlebten Bilderrahmen – wie schon 2006 – einen regelrechten Verkaufsboom – ähnlich den Anfangszeiten der Digitalfotografie. Entsprechend wittern hier viele Hersteller ein großes Geschäft, und so boomt das Angebot. Von klein bis groß, von preiswert bis teuer, von schlicht bis schick designt ist hier alles zu finden. Bilderrahmen gibt es insbesondere von den Firmen Telefunken, Mustek, A-Data, Lead Data und JLC Technology.
Auch Flashspeicherkarten erleben einen Boom, aber auch Preisverfall sondergleichen. Dieselben Speicherkarten gibt es mit unterschiedlichen Aufklebern für Digitalkameras, MP3-Player oder sogar als Speichererweiterungskarten für den Asus EEE-PC. Mit Ausnahme von SanDisk, die in Halle 26 vertreten sind, ist hier (fast) jede Marke von Rang und Namen zu finden, aber auch Unbekanntere sind dabei; dazu gehören: Verbatim, Take MS, A-Data, Toshiba, Pretec, Transcend sowie Biwin und Team Group Inc. Auch anderes Zubehör findet man in Halle 23. Auffällig ist die Marke Agfafoto, die auf einem in Rot gehaltenen Stand alles rund um den Fotodruck bereit hält – dazu gehören Tinten, Papiere, Drucker etc.
Der mit Abstand größte Stand in Halle 23 ist aber der adf-Gemeinschaftsstand, der in der Hallenmitte angeordnet ist. Hier haben einige Kamerahersteller Unterschlupf gefunden, die sonst gar nicht auf der Messe vertreten wären. Sie zeigten die auf der PMA bzw. in deren Vorwege vorgestellten Produkte, die der Besucher auf der Kamerameile sogar ausgiebig ausprobieren kann. Darüber hinaus steht bei jedem Hersteller ausreichend Personal zur Verfügung, um die Produkte dem Besucher näher zu bringen. Canon konzentriert sich eher auf Drucker als auf Digitalkameras, bei Olympus hingegen steht das E-System im Vordergrund. Dass sogar eine Neuvorstellung (die der E-420) in die CeBIT-Messetage fällt, ist wohl eher dem Zufall zu verdanken, es war aber ein Grund mehr für Olympus, "Flagge" zu zeigen. Neben der reinen Kameratechnik steht aber auch das Fotografieren selbst im Vordergrund. So sind große Teile des adf-Standes von einer Vortragsbühne, zwei Fotostudios und mehreren kleinen Fotoausstellungen belegt. In den Studios kann der Besucher den Profis nicht nur bei der Bildaufnahme, sondern auch bei der Bearbeitung über die Schulter schauen. Selbstverständlich darf dabei der Monitorhersteller Eizo mit seinen Grafiker-Displays nicht fehlen, die ebenfalls präsentiert werden.
Insgesamt war die Besucherzahl am Eröffnungstag in Halle 23 vor allem am adf-Stand recht übersichtlich, spätestens während der geplanten öffentlichen Aktshootings könnte sich das aber ändern. Auch die Bildbearbeitung ist ein wichtiges Thema auf dem adf-Stand. Corel und Adobe zeigen ihre Softwarelösungen, Datacolor bringt dem Besucher die Monitor- und Druckerkalibrierung näher und Wacom präsentiert bei Adobe seine marktführenden Tabletts. Großformatdrucker gab es bei Epson zu sehen und große Brennweiten bei Sigma. Ein echter Hingucker ist wieder einmal das 200-500mm-Objektiv mit durchgehender Blende von F2,8. Doch auch das große "Standard"-Objektivsortiment kann begutachtet und an einer SD 14 ausprobiert werden, denn die Kamera kann von Besuchern mit dem Wunschobjektiv ausgeliehen und ausgiebig getestet werden. Die ebenfalls präsentierte DP-1 geht dagegen neben dem Monsterobjektiv etwas unter und fand von den Besuchern am Dienstag kaum Beachtung – zu Unrecht, wie wir finden.
Durch die Hallen 17 und 16 hindurch gelangt man in Halle 15. Bereits in Halle 16 wird es interessant, zumindest wenn man sich für GPS und Navigation interessiert. Zur Präsentation von Navigationsgeräten gehören selbstverständlich schicke Autos, so dass man sich über mangelnde Abwechslung wirklich nicht beklagen kann. Der eine oder andere GPS-Gerätehersteller dürfte an Geotagging interessierten Digitalfotografen bereits bekannt sein, so sind z. B. Wintec oder Mobile Action mit dem i-gotU hier zu finden. Um die Geotagging-Community locr in Halle 15 zu finden, muss man schon etwas genauer hinsehen. Sie ist auf einem Gemeinschaftsstand untergekommen und präsentiert die wachsende Community sowie neue, innovative Funktionen: Neben Google Maps können auch die Karten von Microsoft Virtual Earth oder Yahoo genutzt werden. Das ist insbesondere interessant, wenn in einer Region einer der Anbieter besonders gute Karten oder sogar eine 3D-Ansicht anbietet. Nur in Google Maps wird eine neue Funktion angezeigt, mit deren Hilfe man nicht nur sehen kann, an welchem Punkt der Fotograf stand, sondern auch in welche Richtung er das Foto aufgenommen hat, denn oft unterscheiden sich Motiv und Aufnahmestandpunkt. Um die Fotorichtung zuzuordnen, reicht ein Klick auf die entsprechende, über Wikipedia verlinkte Sehenswürdigkeit unterhalb des Fotos. An einer Lösung, um die Aufnahmerichtung schon während des Fotografierens aufzuzeichnen, arbeitet locr bereits zusammen mit Geräteherstellern.
Überhaupt ist die Zusammenarbeit mit großen Firmen für locr ein wichtiges Standbein, denn nicht nur die Community ist wichtig, sondern auch die von locr entwickelte Technologie. Das zweite, neue Standbein sind die Premiumdienste für Community-Mitglieder, die es zusätzlich zum kostenlosen Standardaccount gibt: Gegen eine Zahlung von 20 EUR Jahresbeitrag können unbegrenzt Fotos auf locr hochgeladen werden, weitere Premiumdienste wie Druckansichten oder Fotobuchbestellungen sind in Arbeit. Kostenlos ist hingegen die Möglichkeit, Freunde automatisch über neu hochgeladene Bilder zu informieren (z. B. als Reiseblog) oder die Fotos in den eigenen Blog einzubinden. Neuerdings arbeitet locr mit Skyhook zusammen. Skyhook ermöglicht eine Ortung über WLAN, was insbesondere in Ballungsgebieten der USA sehr gut und teilweise genauer als mit GPS funktioniert, da hier eine hohe WLAN-Dichte vorherrscht. Auch in Deutschland sind erste, größere Städte vermessen, die wichtigsten europäischen Städte sind gerade in Arbeit. Momentan ist diese Funktion Mobiltelefonbenutzern mit Symbian oder Windows Mobile vorbehalten, zudem muss das entsprechende Gerät auch noch WLAN beherrschen. Die Technologie aber zeigt, wo der Weg hin geht, denn Satellitenortung alleine ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Innerhalb von Gebäuden beispielsweise funktioniert die terrestrische WLAN-Ortung viel zuverlässiger als die per GPS, was locr auf der bereits von Skyhook vermessenen CeBIT eindrucksvoll demonstrierte.
Kodak nutzte übrigens den CeBIT-Eröffnungstag, um abseits der Messe auf dem ehemaligen Expo-Gelände zumindest an diesem Tag die neuen Produkte von der PMA zu präsentieren – allerdings gab es nur für Presse und Händler zutritt. Insgesamt ist die CeBIT 2008 für Digitalfotografen nur mäßig interessant, ein Messetag reicht aus, um sich die fotografisch relevanten Details in Ruhe anzusehen und auch nebenher noch in anderen Bereichen Interessantes zu sehen. Allerdings ist die Tageskarte mit 38 EUR nicht gerade ein Schnäppchen. Die Messe ist noch bis einschließlich Sonntag, 9. März, von 9-18 Uhr für das Publikum geöffnet.