Doppelter Pufferspeicher

OM System OM-1 Mark II bringt Detailverbesserungen gegenüber der OM-1

2024-01-30 Mit der OM System OM-1 Mark II stellt OM Digital Solutions die in Gerüchten als "Very High End Camera" gehandelte Systemkamera vor. Mit ihr verschwindet der Olympus-Schriftzug endgültig von der Kamera. Sie wurde in Details bei der Ergonomie gegenüber dem Vorgängermodell verbessert. Herausstechend ist jedoch der verdoppelte Serienbild-Puffer, der zudem neue rechnerische Aufnahmefunktionen wie etwa einen Grauverlaufsfilter ermöglicht. Auch der Autofokus wurde deutlich verbessert.  (Benjamin Kirchheim)

Wir konnten bereits ein Serienmodell der OM System OM-1 Mark II im Labor und in der Praxis testen. Die Ergebnisse sind über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abrufbar, ebenso unser Testbilderpaket mit einer ISO-Reihe in Raw und JPEG. Auch unser ausführlicher Kameratest ist sowohl in der kostenlosen Webversion als auch in der umfangreicheren Premium-Version als PDF über die weiterführenden Links abrufbar. Des Weiteren ist ganz am Ende dieser Meldung ein Video zu finden, das wir mit Niels Häußler, Produktmanager bei OM Digital Solutions, aufgenommen haben, in dem er unseren Lesern die Neuerungen der OM System OM-1 Mark II sowie das neue 150-600 mm F5-6.3 ED IS ausführlich vorstellt.

Während das Gehäuse der OM System OM-1 Mark II rein äußerlich bis auf den Schriftzug scheinbar nicht überarbeitet wurde, gibt es doch ein paar Detailverbesserungen. So verfügen etwa die beiden Multifunktionsräder über einen Gummi-Überzug, ähnlich wie auch bei den Griffgummiapplikationen des Gehäuses. Dadurch sind die Räder griffiger und vor allem mit Handschuhen besser zu bedienen. Zudem lässt sich nun die Menü- auf die Löschen-Taste legen, so dass eine bessere Einhandbedienung möglich wird.

Dagegen hält OM Digital Solutions sowohl am 17,3 mal 13 Millimeter kleinen Four-Thirds-Sensor mit seinem 4:3-Seitenverhältnis als auch an der effektiven Auflösung von "nur" 20 Megapixeln fest. Es handelt es sich um denselben Bildsensor wie im Vorgängermodell, entspricht also mit seinem Stacked-BSI-Aufbau dem aktuellen technischen Stand. Zudem ist jeder Pixel für den Phasen-Autofokus in vier Subpixel aufgeteilt, so dass theoretisch 20 Millionen Phasen-AF-Kreuzsensoren zur Verfügung stehen. Die Kamera fasst diese zu 1.053 Fokuspunkten zusammen, die bis in die Bildecken reichen. Mit einem F1,2 lichtstarken Objektiv kann bereits ab -8 EV fokussiert werden.

Geblieben ist es zudem beim leistungsfähigen Bildprozessor TruePic X. Verbessert wurde indes die Objekterkennung. Nun werden auch Köpfe und Menschen erkannt, wenn deren Gesichter nicht zu erkennen sind (z. B. Personen von hinten). Die Algorithmen arbeiten mit künstlicher Intelligenz statt dem bisherigen Deep Learning. Die OM-1 II erkennt neben Menschen und Köpfen auch Gesichter und Augen, die Objekterkennung erlaubt zudem die Auswahl von 1. Autos und Motorrädern, 2. Flugzeugen und Hubschraubern, 3. Zügen und Lokomotiven (moderne und historische), 4. Vögeln sowie 5. Hunden und Katzen (auch andere ähnliche Tiere sollen erkannt werden). Sämtliche Erkennungsfunktionen arbeiten, wie der Autofokus selbst, präziser. Vor allem bei der Motivverfolgung lässt sich der neue Algorithmus nicht mehr so schnell verwirren, sondern hängt besser am Hauptmotiv, das mittels Tastendruck auf andere erkannte Objekte umgeschaltet werden kann. Im Gegensatz zu manch anderem Hersteller muss man aber weiterhin wählen, welche der fünf Motiv-Kategorien die Kamera erkennen soll, eine intelligente Automatik gibt es nicht.

Auch beim Sensor-Shift-Bildstabilisator gibt es eine leichte Verbesserung: Nur mit Kamera-Bildstabilisator sollen nun 8,5 statt der bisher bis zu 7 Blendenstufen längere Belichtungszeiten möglich sein, zusammen mit einem Objektiv-Bildstabilisator sollen es ebenfalls bis zu 8,5 Blendenstufen sein (bisher 8 EV). Praktisch ist eine Anzeige im Livebild, die die Arbeit des Bildstabilisators anzeigt, auch während der Belichtung. Sowohl die Position des Sensors in seinem Bewegungsrahmen als auch die Rotation werden angezeigt.

Der Bildsensor liefert 120 Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung. Dank doppelt so großem Puffer sind nun über 200 Aufnahmen am Stück in Raw oder JPEG möglich – mit AF-S und fester Belichtung. Der Pro-Capture-Modus beginnt bereits vor dem Drücken des Auslösers mit der Aufnahme und so werden die vielleicht entscheidenden Bilder ebenfalls mit abspeichert. Hier lassen sich bis zu 99 Bilder aufnehmen und einstellen, wie viele davon vor dem Auslösen aufgenommen werden sollen.

Aber nicht nur mit AF-S weiß die Serienbildfunktion zu beeindrucken, sondern auch mit AF-C und Belichtungsnachführung: Hier sind mit kompatiblen Objektiven 50 Serienbilder pro Sekunde möglich (alle anderen Objektive unterstützen 25 Bilder pro Sekunde mit AF-C). Folgende Objektive sind mit 50 Bildern pro Sekunde AF-C kompatibel:

  • Olympus 12-40 mm F2.8 ED Pro
  • OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II
  • Olympus 12-100 mm F4 ED IS Pro
  • Olympus 40-150 mm F2.8 ED Pro
  • OM System 40-150 mm F4 ED Pro
  • Olympus 300 mm F4 ED Pro
  • Olympus 150-400 mm F4.5 ED TC1.25 IS Pro

Sowohl bei 120 als auch bei 50 Bildern pro Sekunde arbeitet das Livebild übrigens unterbrechungsfrei, bei 50 Bildern pro Sekunde gibt es allerdings eine Einschränkung bei der längsten Belichtungszeit, die 1/640 Sekunde beträgt (1/320 Sekunde bei 25 Bildern pro Sekunde).

Die OM-1 II verfügt über einen bis zu 1/8.000 Sekunde schnellen mechanischen Verschluss. Er stammt aus der E-M1X und soll bis zu 400.000 Auslösungen durchhalten, ist also äußerst robust und langlebig. Elektronisch kann man sogar 1/32.000 Sekunde kurz belichten. Dank der Sensorauslesung mit 120 Bildern pro Sekunde soll der Rolling-Shutter-Effekt minimal sein.

Im "normalen" Serienbildmodus, der ebenfalls mit AF-C arbeitet, sind mit elektronischem Verschluss 20 Bilder pro Sekunde möglich (und bei der OM-1 II nun ohne Sucherunterbrechung) und mit mechanischem zehn Bilder pro Sekunde (fps). Zudem stehen in allen vier Serienbildmodi auch langsamere Serienbildraten zur Verfügung, der 120-fps-Modus beispielsweise geht bis 60 Bilder pro Sekunde hinunter und der 50-fps-Modus bis 25 Bilder pro Sekunde.

An die Videografen hat OM Digital Solutions ebenfalls gedacht: Diese können in 4K-Auflösung (16:9 UHD und 17:9 C4K) ohne Zeitbegrenzung oder Wärmeprobleme mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde in maximal 10 Bit Farbtiefe aufnehmen, in Full-HD sind 240 Bilder pro Sekunde im Highspeed-Modus möglich. Über die Micro-HDMI-Schnittstelle lassen sich Videos extern in als ProRes-Raw mit 12 Bit und einem Farbsubsampling von 4:4:4 auf einem Atomos Ninja aufnehmen. Für die Tonaufzeichnung steht neben dem integrierten Stereomikrofon auch ein 3,5mm-Klinkenanschluss zu Verfügung, auch ein Kopfhöreranschluss fehlt nicht.

Timecode steht genauso zur Verfügung wie Zebra, Fokus-Peaking und OM-Log für eine spätere Gradation. Auch einen HLG-Modus für die interne Aufzeichnung von HDR-Videos gibt es. Der Autofokus steht bei Videoaufnahmen inklusive Motiverkennung zur Verfügung. Videografen profitieren zudem von dem sehr guten Sensor-Shift-Bildstabilisator, dem auf Wunsch auch noch ein digitaler Stabilisator (dann mit etwas Bildbeschnitt) zur Seite steht.

Geblieben ist es bei der Robustheit des Gehäuses mit einem Staub- und Spritzwasserschutz gemäß IP53. Der Frostschutz bis -10 °C ist ebenfalls mit an Bord, der nicht nur für beispielsweise den Akku wichtig ist, sondern auch für die digitalen Anzeigen, die bei derart niedrigen Temperaturen normalerweise träge werden. IP53 bedeutet einen Staubschutz nach IP5X, der das Eindringen von für die Funktion schädlichem Staub verhindert. Selbstverständlich ist auch die Ultraschall-Sensor-Reinigungs-Funktion mit an Bord, die den Sensor bei jedem Einschalten mit 35.000 Schwingungen pro Sekunde bewegt und so Staub abschüttelt, falls der sich trotz staubabweisender Beschichtung auf den Sensor gesetzt hat. Der IPX3-Schutz soll Sprühwasser aus bis zu 60 Grad gegenüber der Senkrechten abhalten. Laut unseren Informationen soll die Kamera sogar eine Minute Untertauchen überstehen (ohne Gewähr).

Selbst die 6.000-Euro-Boliden Nikon Z 9 und Canon EOS R3 bieten keinen solch hohen Schutz, zumindest sind sie nicht entsprechend zertifiziert. Die Nikon Z 9 hat keine IP-Zertifizierung, die Canon EOS R3 nur IPX2 (Tropfwasser bis zehn Grad zur Senkrechten).

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