Canon schafft Gewissheit
Offizielle Vorstellung der Canon EOS 50D bestätigt China-Leck
2008-08-26 Sie ist da! Die Canon EOS 50D ist heute Morgen offiziell vorgestellt worden, und wie von den einen erhofft und den anderen befürchtet, entspricht sie ziemlich genau den Daten, die vor einigen Tagen für kurze Zeit auf den Seiten der chinesischen Canon-Niederlassung im Internet zu sehen waren. Demnach ist die EOS 50D auch eher als eine schlichte Modellpflege der EOS 40D anzusehen und wird diejenigen Canon-Fans enttäuschen, die Spektakuläreres erwartet hatten. Eine EOS-5D-Nachfolgerin wird auch erwartet, aber die wurde heute noch nicht ankündigt. Mehr dazu eventuell in den nächsten Tagen oder Wochen. Doch nun wollen wir uns der Vorstellung der EOS 50D widmen. (Yvan Boeres)
Die Neuerungen gegenüber dem Vorgängermodell EOS 40D lassen sich an den Fingern abzählen, sind aber nicht ganz unwichtig. So steigt die nutzbare Nettoauflösung des ebenfalls in CMOS-Technik gefertigten Sensors gleicher Größe (22,3 x 14,9 mm entspr. APS-C-Format) von 10,1 auf 15,1 Megapixel. Neu ist auch die (bessere) Fähigkeit des Sensors, sich vom Staub zu befreien. Integrierte Sensorreinigungssysteme sind zwar mittlerweile nichts Neues mehr, aber das der EOS 50D soll neuer sein und effizienter arbeiten als die Sensorreinigungssysteme anderer EOS-Kameras. Canon spricht jedenfalls von einem überarbeiteten Sensorreinigungssystem; natürlich wird auch weiterhin versucht, Staubablagerungen auf dem optischen Tiefpassfilter vorm Bildsensor im Vorfeld zu verhindern (laut Canon lässt sich dank einer neuen Fluorit-Beschichtung der Staub auch sehr einfach mit einem einfachen Staubpinsel entfernen), und es gibt immer noch die Möglichkeit, vom Staub verursachte "Flecken" auf den Bildern nachträglich per Software zu erkennen und automatisch entfernen/retuschieren zu lassen.
Mehr Pixel auf gleicher Fläche bedeutet in der Regel aber auch stärkeres Bildrauschen. Und wenn Canon bei der EOS 50D dann auch noch die Signalverstärkung so erhöht, dass die Lichtempfindlichkeitsstufeneinstellungen neuerdings bis auf entsprechend ISO 12.800 hoch gehen (die Grundeinstellung von entspr. ISO 100 bis 3.200 kann bis auf diesen Wert erweitert werden), bekommen qualitätsbewusste Canonisten ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Canon zufolge wurde das Rauschproblem einmal wieder durch eine neue Mikrolinsenstruktur und durch eine neue Signalverarbeitungselektronik gelöst. An sich auch nichts Neues – ist dies doch das alte Rezept, nach dem Canon bei jeder neuen, höher auflösenden Kamerageneration das Rauschproblem gelöst haben wollte. Wichtigster Bestandteil der neuen Signalverarbeitungselektronik ist der brandneue DiGIC-4-Prozessor, der die analogen Sensorsignale mit einer Rechentiefe von 14 bit in digitale Signale umwandelt. Das soll zu einem verbesserten Signal/Rausch-Verhältnis, einer größeren Farbtiefe (16.384 vs. 4.096 Farbabstufungen), einem erweiterten Dynamikumfang und einer detailreicheren Tonwertwiedergabe führen. Canon hat bisher immer großes Können bei der Signalverarbeitung und Optimierung der Bildqualität unter Beweis gestellt, und so darf man gespannt sein, welche Bildqualität erste unabhängige Tests der EOS 50D attestieren werden.
Der neue DiGIC-4-Prozessor bringt noch genügend Leistungsreserven mit, um der EOS 50D neue Funktionen zu erschließen. Dazu gehören die "Korrektur der peripheren Objektivhelligkeit" (sprich: eine eingebaute Vignettierungskorrektur), der "Auto Lighting Optimizer" (sprich: der automatische Kontrastausgleich mit Lichter schonender Schattenaufhellung) und die Gesichtserkennung im LiveView-Modus. Und weil ein leistungsfähigerer Kameraprozessor auch eine schnellere Kamera bedeutet, erreicht die EOS 50D eine Bildfrequenz von 6,3 Bildern pro Sekunde im Serienbildmodus (bei voller Auflösung mit einer Bildgröße von 4.752 x 3.168 Bildpunkten). Die EOS 50D unterstützt dabei bei der Bildspeicherung den UDMA-Modus moderner Speicherkarten. Dies erlaubt es der Kamera bzw. dem Kameraprozessor, die Speicherkarte direkt anzusprechen (ohne Umwege über einen so genannten I/O-Chip in der Kamera) und so die Bilddaten viel schneller auf die Speicherkarte zu befördern. So kann man laut Canon dann auch mit UDMA-Karten bis zu 90 JPEG-Bilder in Folge im Serienbildmodus schießen, während mit gewöhnlichen CompactFlash-Karten (die EOS 50D bietet nach wie vor einen Steckplatz für Typ-I- und Typ-II-Karten an) "nur" 60 Bilder in Folge erreicht werden.
Neben den sechs JPEG-Bildqualitätsstufen bietet die EOS 50D drei RAW-Stufen (darunter einen sRAW1-Modus mit 3.267 x 2.178 Bildpunkten und einen neuen sRAW2-Modus mit 2.376 x 1.584 Bildpunkten) an. Die gleichzeitige Aufzeichnung von JPEG- und RAW/CR2-Bildern ist selbstverständlich auch möglich (max. zehn Aufnahmen in Folge im Serienbildmodus). Dem neuen DiGIC-4-Prozessor wird auf der offiziellen EOS-50D-Produktseite aber auch das Verdienst zugesprochen, nicht nur schnell genug zu sein, um schnelle und lange Bildfolgen zu ermöglichen, sondern auch, um die größere Detailvielfalt auf dem neuen, 920.000 Bildpunkte feinen 7,6cm-Bildschirm (3"-TFT-LCD) zu bewältigen. Bei gleicher Bildschirmgröße stellt die EOS 50D die Bilder also deutlich feiner als die EOS 40D (3"-TFT-LCD mit 230.000 Pixeln) dar. Eine solche Auflösung ist eigentlich auch nötig, um die Vorzüge des Livebild-Modus vor allem bei der manuellen Scharfstellung auf dem Bildschirm voll auszukosten. Einen Livebild-Modus besaß die EOS 40D zwar schon, aber eben mit Bildvorschau auf einem verhältnismäßig grobpixeligen Display, ohne zuschaltbare Gesichtserkennung und auch ohne die Wahl zwischen zwei Betriebsmodi (Quick-Modus mit Spiegelschlag und Nutzung des AF-Sensors und nicht ganz so schneller, aber unterbrechungsfreier Live-Modus mit Zweckentfremdung des Bildsensors als AF-Sensor) wie bei der EOS 50D und anderen, rezenteren digitalen EOS-Kameras. Hoch auflösend geht es übrigens nicht nur auf dem eingebauten Bildschirm der EOS 50D zu, sondern – dank HDMI-Schnittstelle – auch beim Anschluss der Kamera an einen HDTV-fähigen Fernseher, Beamer o. ä..
Weitere Neuheiten gibt es bei der EOS 50D in Form zusätzlicher Menüsprachen (die Anzahl der Menüsprachen steigt von 18 auf 25), eines so genannten "Quick Control Screen" (damit ist ein Anzeigemodus des Bildschirms gemeint, bei dem die wichtigsten Kameraeinstellungen auf dem Bildschirm zusammengefasst sind und mit den Steuertasten zur Veränderung der Einstellungen direkt angewählt werden können) sowie eines so genannten Creative-Auto-Modus, in welchem man auch ohne besondere fotografische Spezialkenntnisse das Bildresultat (z. B. die Hintergrundschärfe) den eigenen Wünschen und Vorstellungen anpassen kann. Die Schriftgröße der Menütexte wurde zwecks einer besseren Lesbarkeit vergrößert, es kommt im Vergleich zur EOS 40D eine Individualfunktion dazu (jetzt insgesamt 25), die Dichtungen des Akku- und Speicherkartenfachs sollen verstärkt worden sein, der LCD der Kamera soll noch reflektionsärmer gebaut worden sein (die Betrachtungswinkel-Unabhängigkeit liegt weiter bei 160° h/v), es gibt jetzt neben dem Gitternetz eine zusätzliche – nicht weiter spezifizierte – Form einer einblendbaren Bildgestaltungshilfe, es gibt eine AF-Feinkorrekturfunktion zur Korrektur eventueller Front- oder Backfocus-Probleme, und der Autofokus berücksichtigt bei der Schärfemessung nun auch den Typ der Lichtquelle (z. B. Farbtemperatur und Flackern einer Leuchtstoffröhre).