Zwei Systeme vereint

Olympus OM-D E-M1 vereint Micro Four Thirds mit Four Thirds

2013-09-10 Lange mussten Anhänger des E-Systems zuschauen, wie Olympus eine Micro-Four-Thirds-Kamera nach der anderen vorstellte und für das E-System lediglich Durchhalteparolen ausrief. Doch nun bekommt die altehrwürdige E-5 mit der OM-D E-M1 ein Nachfolgemodell. Dass die spiegellose und mit einem EVF ausgerüstete Systemkamera OM-D das E-System ablöst, mag zunächst verwirrend klingen. Doch Olympus hat einen auf dem Bildsensor integrierten Phasen-Autofokus entwickelt, der mit adaptierten E-System-Objektiven mindestens so schnell fokussiert wie die E-5. Für Umsteiger aus dem E-System gibt es sogar den nötigen Adapter gratis, jedenfalls für alle, die mit dem Kauf der OM-D E-M1 nicht zu lange zögern.  (Benjamin Kirchheim)

Der eigens von Olympus entwickelte und von Auftragsfertigern produzierte Live-MOS-Bildsensor im Micro-Four-Thirds-Format (17,3 x 13 Millimeter, Bildseitenverhältnis 4:3) löst 16 Megapixel auf und integriert 37 Phasen-Autofokus-Messsensoren, die an vielen Stellen statt der Bildpixel zum Einsatz kommen. Die fehlenden Pixeln werden einfach mit Hilfe der darum herum angeordneten Pixel interpoliert, ähnlich wie man auch defekte Pixel auf einem Sensor ausmappt, ohne dass man es den späteren Fotos ansieht. Dieser Phasen-Autofokus erlaubt es, zusammen mit adaptierten E-System-Objektiven mindestens so schnell zu fokussieren wie mit der E-5, behauptet jedenfalls Olympus und sieht die OM-D E-M1 damit als offizielles Nachfolgemodell der E-5. Dual Fast AF nennt Olympus die Symbiose aus Phasen- und Kontrastautofokus, denn letzterer kommt mit 81 Messpunkten weiterhin zum Einsatz und gehört nach wie vor zu den schnellsten am Markt – Olympus behauptet gar es sei der allerschnellste. Welches Autofokussystem zum Einsatz kommt, entscheidet die Kamera anhand es verwendeten Objektivs und Motivs selbst. Auch sonst hat sie alles, was ein Topklassemodell benötigt. Das robuste Gehäuse aus Aluminium ist gegen Spritzwasser geschützt, gegenüber der E-M5 ist das Gehäuse in der Höhe gewachsen und der ausgeprägte Handgriff erlaubt den sicheren Halt der ansonsten durchaus schlanken Systemkamera. Zur besseren Ergonomie wurden zudem die Knöpfe vergrößert. Zahlreiche Tasten sind individuell programmierbar, zwei Einstellräder vereinfachen die Änderung von zwei Parametern gleichzeitig, etwa Blende und Verschlusszeit oder ISO-Empfindlichkeit sowie Belichtungskorrektur.

Neben dem Phasen-Autofokus ist der integrierte elektronische Sucher ein weiteres Highlight der E-M1. Dieser löst 2,36 Millionen Bildpunkte auf und vergrößert 1,48-fach. Zwar gibt es inzwischen höher auflösende Sucher bei anderen Herstellern, der von Olympus verfügt aber nach wie vor über das beste Sucherbild. Damit nicht genug, das elektronische Bild ist auch besonders groß und soll das aktueller Vollformat-DSLRs übertreffen. Verglichen mit der Canon EOS-1D X ist das Sucherbild ungefähr gleich breit, aufgrund des 4:3-Seitenverhältnisses aber etwas höher. Im Vergleich mit APS-C-DSLRs soll das Sucherbild ungefähr 1,3-Mal größer sein. In einer klassischen Four Thirds DSLR wäre ein derart großer Sucher konstruktionsbedingt gar nicht möglich gewesen. Auch die kurze Verzögerung von lediglich 29 Millisekunden spricht für sich. Auch über einen rückwärtigen Bildschirm mit 1,04 Millionen Bildpunkten Auflösung und 7,5 Zentimeter Diagonale verfügt die E-M1. Er ist nach oben und unten klappbar und bietet ein Bildseitenverhältnis von 3:2.

Neu in der Sucheranzeige ist eine HDR-Preview-Funktion. Spitzlichter und Schatten lassen sich im Sucherbild direkt mit den Drehrädern der Kamera anpassen (Tonwertkorrektur). Neu kommt eine Farbkorrektur hinzu, indem man mit den beiden Einstellrädern Farbsättigung und Farbtönung regelt, womit direkt in der Kamera eine Vielzahl von Farbeffekten erzielt werden können. Auch die Live-Bulb-Funktion hat Olympus verbessert, diese zeigt während einer Langzeitbelichtung nicht nur das nach und nach heller werdende Foto an, sondern nun auch dessen Histogramm, so dass der Fotograf die Belichtung punktgenau beenden kann. Ebenfalls mit an Bord ist der 5-Achsen-Bildstabilisator, bei dem der Bildsensor zum Ausgleich von Verwackelungen verschoben wird und damit jedes angesetzte Objektiv stabilisiert werden kann. Dies gilt auch für die Aufnahme von Full-HD-Videos. Ein Blitz ist zwar nicht integriert, ein kleiner aufsteckbarer, selbstverständlich ebenfalls spritzwassergeschützt, liegt aber bei.

Neben dem neuen Bildsensor soll auch der neue Bildprozessor TruePic VII für beste Bildqualität sorgen. Olympus traut dem Sensor eine höchste Empfindlichkeit von ISO 25.600 zu. Eine neue Technik Namens "New Fine Detail Technology II" soll dafür sorgen, die Beugungsunschärfen von kleinen Blenden herauszurechnen, so dass man sorgenlos auch bis Blende F22 abblenden kann. Damit soll der Fotograf von der größeren Schärfentiefe profitieren können, ohne den Nachteil sinkender Bildauflösung in Kauf nehmen zu müssen. Darüber hinaus kann die Olympus mit einem integrierten WLAN-Modul punkten. Die Verbindung zum Smartphone erfolgt über den auf dem Kamerabildschirm angezeigten QR-Code besonders einfach, der nur mit der App von Olympus gescannt werden braucht. Damit hängt eine kinderleichte Kopplung von Kamera und Smartphone nicht vom NFC-Modul ab, das nicht alle Smartphones bieten. Bei der Fernsteuerung der Kamera mittels Smartphone sind viel Einstellungen möglich, die klassischen Modi P, A, S und M stehen beispielsweise zur Verfügung. Nicht nur das Livebild wird übertragen, sondern auch bei Verwendung der Live-Bulb-Funktion entsprechend aktualisiert, so dass der Anwender diese auch vom Smartphone aus bequem verwenden kann.

Im Oktober 2013 soll die Olympus OM-D E-M1 zu einem Preis von knapp 1.500 EUR auf den Markt kommen. Besitzer einer E-System-Kamera erhalten bis zum 23. November 2013 beim Kauf einer E-M1 den Four-Thirds-Adapter MMF-3 im Wert von 200 EUR gratis dazu, auch für andere Käufer soll es spezielle Angebote mit dem Adapter geben. Als Zubehör bietet Olympus neben verschiedenen Taschenmodellen auch ein Unterwassergehäuse sowie einen Hochformat-Batterie-Multifunktionsgriff an.

Ebenfalls neu ist das Zoomobjektiv M.Zuiko Digital ED 12-40mm 1:2.8. Damit bietet Olympus endlich ein hochwertiges und lichtstarkes Zoomobjektiv für Micro-Four-Thirds an. Der kleinbildäquivalente Brennweitenbereich beträgt 24-80 Millimeter, womit das Panasonic 12-35mm übertroffen wird. Selbstverständlich verfügt das 12-40mm über einen Spritzwasserschutz sowie einen schnellen und leisen Autofokus. Sieben Blendenlamellen sollen für ein weiches Bokeh sorgen. Der Fokusring lässt sich zwecks manueller Fokussierung zurück ziehen und gibt damit eine Entfernungsskala frei. Einzeln soll das Objektiv etwa ab November 2013 zu einem Preis von rund 1.000 EUR erhältlich sein. Im Set mit der OM-D E-M1 ist es bereits ab Oktober erhältlich und kostet dann lediglich 700 EUR Aufpreis, das Set liegt also bei gut 2.200 EUR. Ein durchgehend F2,8 lichtstarkes Telezoom für Sportmotive mit einem Brennweitenbereich von 40-150 Millimeter (80-300mm entsprechend Kleinbild) befindet sich als ideale Ergänzung zum 12-40mm in Entwicklung.

Hersteller Olympus
Modell 12-40 mm 2.8 ED (EZ-M1240)
Unverbindliche Preisempfehlung 999,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 12-40 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 14 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 200 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 62 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 70 x 84 mm
Objektivgewicht 382 g

Olympus OM-D E-M1

Produktmanager Nils Häußler stellt die Olympus OM-D E-M1 vor.


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