Mit elektronischem Sucher aufgemöbelt
Olympus kündigt die Pen E-P2 für Januar 2010 an
2009-11-05 Relativ früh vor der Markteinführung, die erst für den Januar 2010 geplant ist, kündigt Olympus die von vielen schon erwartete Pen E-P2 an. Die spiegellose Micro-Four-Thirds-Systemkamera ist ihrer älteren Schwester E-P1 sehr ähnlich, unterscheidet sich rein äußerlich nur durch die dunkelgrau-schwarze Gehäusefarbe und eine unscheinbare kleine Schnittstelle unterhalb des Systemblitzschuhs. Doch dieser von Olympus "Accessory Port" getaufte Anschluss hat es in sich: Hier findet der im Lieferumfang enthaltene elektronische Sucher VF-2 Kontakt zur Kamera. (Benjamin Kirchheim)
An der Schnittstelle ist auch anderes Zubehör denkbar, Olympus hofft dabei vor allem auf den Erfindungsreichtum der Zubehörindustrie. Von Olympus selbst soll in kürze ein Stereo-Mikrofon-Adapter folgen. Der Sucher VF-2 ist recht bullig und passt vom Design so gar nicht zu der im Retrostyling gehaltenen E-P2. Seine Auflösung beträgt 1,44 Millionen Bildpunkte, was 800 x 600 Pixeln entspricht. Damit zieht er mit dem eingebauten Sucher der Panasonic Lumix DMC-G1/GH1 gleich, übertrifft diesen aber bei Farbdarstellung, Brillanz und im Kontrast deutlich – Olympus behauptet um das Vierfache. Der Sucher ist um 90° nach oben kippbar, verfügt über einen Dioptrienausgleich und deckt 100 % des Bildfeldes ab. Wie für einen elektronischen Sucher üblich, können Menüs, Bildwiedergabe, Wasserwaage, Aufnahmeinformationen, Live-Histogramm, Gitterlinien, Art-Filter-Vorschau, Weißabgleich etc. angezeigt werden, so dass man die Kamera theoretisch, sofern man die Knöpfe blind bedienen kann, nicht mehr vom Auge nehmen muss.
Die weiteren Unterschiede bzw. "Innovationen" zur E-P1 sind schnell aufgezählt: Es gibt zwei neue Art-Filter, "Modellbau" (entspricht dem von Pentax und Ricoh bekannten Minituarisierungseffekt) und Crossentwicklung (bekannt aus der Pentax K-7), Letzterer imitiert den Effekt, wenn man einen analogen Diafilm wie einen Negativfilm entwickelt und umgekehrt. Das Ergebnis sind harte Kontraste und verfälschte Farben. Die bekannten Art-Filter "Pop Art", "Weichzeichner", "Blasse und helle Farben", "Leichte Tönung", "Körniger Film" und "Lochkamera" sind weiterhin mit an Bord. Ebenfalls neu ist der Tracking-Autofokus, der die Schärfe nicht nur kontinuierlich nachführt, sondern das Motiv über dem gesamten Bildbereich gezielt verfolgt. Videofilmer profitieren bei der E-P2 von den erweiterten manuellen Belichtungseinstellungen; bei der Diashow am Fernseher über den HDMI-Anschluss soll sich die E-P2 nun per Fernseher-Fernbedienung fernsteuern lassen – mit welchen Fernsehern das funktioniert, verschweigt Olympus hingegen. Üblicherweise kocht hier jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, Panasonic etwa mit Viera-Link, Sony mit Bravia-Sync und Samsung mit Anynet+, selbstverständlich alle inkompatibel zueinander. Die letzte Neuerung ist die Gradationseinstellung "i-Enhance", die den aufgenommenen Fotos besonders lebendige Farben verleiht, ohne das Bild zu sehr zu verfälschen. Die Funktion arbeitet "intelligent" und soll die Bilder für das menschliche Auge gefälliger machen.
Bei der Elektronik hat sich wenig geändert. Der Panasonic LiveMOS-Sensor löst effektiv 12,3 Megapixel auf. Mit Abmessungen von 17,3 x 13 mm erreicht dieser fast DSLR-Größe und verspricht damit entsprechend gute Bildqualität, der "Crop"-Faktor beträgt 2. Videos werden maximal in HD-Qualität (1.280 x 720 Pixel) bei 30 Bildern/s aufgezeichnet, der Ton über ein eingebautes Stereomikrofon eingefangen. Die Speicherung erfolgt im AVI-Motion-JPEG-Format, die Aufnahmedauer pro Sequenz ist bei HD auf 7, bei VGA auf 14 Minuten begrenzt. Der rückwärtige Bildschirm löst etwas magere 230.000 Bildpunkte auf und ist 3" (7,6 cm) groß, bietet einen hohen Betrachtungswinkel und eine gute Ablesbarkeit auch bei Sonneneinstrahlung. Im Herzen der E-P2 schlägt der leistungsstarke Bildprozessor TruePic V. In Serie nimmt die Kamera 10 Bilder im RAW-Format bei 3 Bildern/s auf, bei JPEG sind es ein paar mehr (ca. 12). RAW-Bilder können noch in der Kamera zu JPEG entwickelt werden. Der Speicherkartensteckplatz nimmt SD- und SDHC-Karten auf.
Der integrierte Bildstabilisator über den beweglich gelagerten und per Mikromotoren gesteuerten Sensor gleicht Verwackelungen für bis zu 4 Blendenstufen längere Belichtungszeiten aus, das Ultraschall-Staubschutzsystem hält den Bildsensor sauber. Das System Micro Four-Thirds kommt ohne Schwingspiegel aus und hat ein geringes Auflagemaß von nur 20 mm, was sehr kompakte Kameras und Objektive ermöglicht. Die Pen E-P2 ist gerade mal 120,5 x 70 x 35 mm groß und bringt etwa 385 g auf die Waage. Per Adapter lassen sich Four-Thirds-Objektive anschließen, sofern sie Live-AF-fähig sind, sogar mit Autofokusunterstützung. Fremdhersteller, allen voran Novoflex, haben zahlreiche Adapter auch für andere Objektivanschlüsse im Programm, so dass man fast alles an "Glas" an die E-P2 schrauben kann, was man noch im Schrank stehen hat oder auf Flohmärkten erwerben kann.
Besonders kompakt sind die "echten" Micro-Four-Thirds-Objektive, von denen Olympus zwei und Panasonic sechs im Programm hat. Die E-P2 kostet ohne Objektiv (der elektronische Sucher VF-2 ist immer im Lieferumfang) rund 900 EUR und ist damit 200 EUR teurer als die E-P1 (bezogen auf die UVP). Im Set mit dem Olympus M.Zuiko 14-42 mm steigt der Preis auf 950 EUR, für 1.050 EUR gibt es das Set mit 14-42 mm und 17mm-Pancake. Die Sets sind damit je "nur" 150 Euro teurer als es die mit der E-P1 waren. Potentielle Käufer der E-P2 müssen aber noch viel Geduld mitbringen, denn erst im Januar 2010 wird sie erhältlich sein.
Für die erste Jahreshälfte 2010 kündigt Olympus außerdem zwei Objektive an, deren technische Daten und Preise noch nicht näher spezifiziert sind, Olympus Deutschland hat auch noch keine Vorserienmuster. Es handelt sich zum einen um ein 9-18 mm (18-36 mm entspr. KB) mit einer Lichtstärke von F4-F5,6. Es soll physisch kleiner sein als das 14-42 mm, was eine echte Sensation wäre. Der zweite Neuzugang wird ein 14-150 mm Superzoom (28-300 mm entspr. KB) mit einer Lichtstärke von F4-5,6 sein, das seinerseits kompakter als das Panasonic 14-140 mm ausfallen soll.
Nachtrag Weitere Bilder und eine Objektivroadmap eingebaut.