Zum Schnorcheln und Tauchen
Olympus mju 850 SW im Praxistest
2008-04-29 Ein Acht-Megapixel-Sensor in auffällig pink lackiertem Gehäuse, das wasserfest bis drei Meter Schnorcheltiefe sein soll sowie bruchsicher bis zu einer Fallhöhe von anderthalb Metern: Olympus positioniert seine mju 850 SW als unverwüstliche Immer-Dabei-Kamera für Freizeit und Urlaub. Ein optionales Unterwasser-Gehäuse (PT-041) erweitert den Einsatzbereich für Hobby-Taucher bis zu dessen maximal erreichbarer Tiefe von 40 Metern. digitalkamera.de hat die Kombination in der Karibik einmal ausprobiert. (Christian Fischer)
Bevor es losgeht mit dem Fotografieren über und unter Wasser, muss der Olympus-Neuling sich erst mal umstellen: Seine gewohnten SD- oder CF-Karten passen nicht in den kleinen Schacht, gefordert wird eine der recht teuren, maximal 2 Gigabytes großen und nur von Olympus und Fujifilm unterstützten xD-Karten. Immerhin liegt ein Adapter bei, der die Nutzung von preisgünstigeren Micro-SD-Karten erlaubt.
Leicht und kompakt liegt die 329 EUR teure mju 850 SW in der Hand; die Bedienelemente entsprechen dem Olympus-Standard mit Einstellrad, Steuerkreuz inklusive zentralem OK-Buttton. Separate Einzeltasten aktivieren den Makro-Modus, Super-Makro und eine Einstellung, die kleine Motive anstelle des Blitzes per LED beleuchtet. Die Beschriftung der Tasten erscheint recht klein: Einsteiger müssen schon genau hinsehen, um die Funktionen zuordnen zu können.
Einzustellen gibt es ohnehin recht wenig. Wer der Automatik misstraut, switcht über das Einstellrad in den "Scene"-Modus, der 24 verschiedene Motiv-Programme bereithält – wie Belichtungsreihen oder das Einfrieren von Bewegung per kurzer Verschlusszeit. Zu den wenigen individuell einstellbaren Parametern zählt die Empfindlichkeit. Überlässt man dies der Automatik, steuert sie oft ISO 64 an – um so jenes Rauschen zu vermeiden, das kleine, mit vielen Pixeln bestückte Sensoren bei höheren ISO-Werten kennzeichnet. Im Normalfall, also bei ausreichend Licht, liefert die 850 ausgewogen belichtete, klare Bilder. Gern schaltet die Automatik auch den Blitz dazu, bevorzugt zur Aufhellung im Schatten oder bei Gegenlicht.
Und unter Wasser – der Spezialität der 850 SW. Gleich drei Modi stehen hierfür zur Verfügung: Zwei normale und ein "Makro". Als Standard-Einstellung empfiehlt sich "UW 1", die Weitwinkel-Aufnahmen ebenso ermöglicht wie – ohne weitere Einstellungen – Makro-Aufnahmen. Der Weißabgleich entspricht mit 5300 K dem Rest aus Tageslicht in der Tiefe sowie häufigem Blitz-Einsatz.
Ohne Gehäuse, also bis drei Meter Tiefe, lässt sich die 850 fast noch einfacher bedienen als an Land: Durch die Lichtbrechung erscheint die Tastenbeschriftung größer. Trotzdem sollte man vorher etwas üben, um wichtige Einstellungen, etwa den von (auf KB-Format übertragen) 38 bis 114 Millimeter reichenden Zoom schnell und sicher zu finden und zu bedienen. Hier zeigt sich auch schon die größte Schwäche im Unterwasser-Einsatz: 38 Millimeter Anfangs-Brennweite ist für viele Motive, etwa für Landschaftsaufnahmen und Fisch-Schwärme, schon zu "Tele".
Ansonsten lassen sich mit Hilfe des großen, hellen Displays Schnappschüsse problemlos anfertigen. Die Auslöseverzögerung ist spürbar, aber akzeptabel, die Belichtung stimmt meist. Der Blitz entspricht Klassenstandard und reicht für kleine Fische aus – größeres Getier wie der Barsch in seiner Höhle wird freilich nur teilweise aufgehellt. Der wohnt ohnehin meist in Tiefen, die nur mit dem separaten Gehäuse zu erreichen sind. Das 229 EUR teure PT-041 ist für die mju 850 SW (bzw. deren Vorgängerin 790 SW) maßgeschneidert. Die Kamera wird einfach in die Polycarbonat-Form gelegt, ein Beutel Silica-Gel dazu, das Feuchtigkeit aufnimmt und ein Beschlagen verhindert. Zwei Metallklammern pressen die Gehäusehälften in einen umlaufenden O-Ring, den Rest besorgt der Wasserdruck. Funktioniert prima, und auch wenn (etwa weil etwas Schmutz auf dem O-Ring war) ein paar Tropfen Wasser eindringen, bleibt der Urlaub fröhlich: Anders als reine Land-Kameras wird die 850 nicht gleich zum Elektro-Schrott.
Das handliche Gehäuse erzeugt im Wasser einen leichten Abtrieb, womit es solide in der Hand liegt – allerdings auch in Richtung Grund absinkt, sobald man es loslässt. Also mit Leine sichern! Nahezu alle Funktionen lassen sich weiterhin bedienen. Die Druckknöpfe geben zuverlässig haptische Rückmeldung; allerdings ist auch hier die Beschriftung etwas schwer erkennbar.
Bis 40 Meter Tiefe arbeitet die Belichtung zuverlässig – jedenfalls, so lange noch etwas Tageslicht zur Verfügung steht. Ohne Blitz oder dort, wo er nichts ausrichten kann – etwa für Panorama-Aufnahmen – erreicht die Verschlusszeit oft 1/40 Sekunde, was gerade unter Wasser ziemlich sicher zu unscharfen Fotos führt. Als beste Lösung bleibt dann, den ISO-Wert auf 200 hochzuschrauben und etwas Rauschen in Kauf zu nehmen.
Als Standard für Schnappschüsse bewährt sich auch in größerer Tiefe eine der Unterwasser-Voreinstellungen. Nervig ist hier nur, dass der Modus nach dem Aus- und wieder Einschalten der Kamera per OK-Taste bestätigt werden muss. Das Gerät einfach an zu lassen, erschöpft den Akku recht schnell – und unerwartet. Der Übergang der Batterie-Anzeige von grünem "voll" auf rotes "leer" erfolgt plötzlich. Vorsichtshalber sollte der Akku vor jedem Tag an und im Wasser geladen werden.
Und danach? Auch das ist ein Vorteil einer wasserdichten Kamera: Einmal unter den Wasserhahn gehalten (nach Salzwasser-Kontakt empfiehlt sich ein längeres Bad im Waschbecken): und Sand, Ketchup und Eiskrem, also alles, was nach einem Tag am Strand an Fingern und Kamera klebt, ist in Augenblicken entfernt. Und ach ja: wem das Pink am Strand zu auffällig ist, bekommt die mju 850 auch in Schwarz oder Silber.
Kurzbewertung
- Einfache Bedienung, allerdings mit wenig Einstellmöglichkeiten
- Kompaktheit und Robustheit
- Abwaschbar und bis 3 m Tiefe ohne Unterwassergehäuse einsetzbar
- Drei Unterwassermodi
- Ausgewogen belichtete, klare Bilder
- Hohes Bildrauschen ab ISO 200
- Zu wenig Weitwinkel für Unterwasserfotografie
- Tastenbeschriftung zu klein